Ein Bild vom Stadtgefühl der Menschen machen

Die Frage „Viersen, wie willst du leben?“ konnte auf Fragebögen, online, im Gespräch und sogar auf Straßenpflaster in den Stadtteilen beantwortet werden (Foto: Stadt Viersen)Die Frage „Viersen, wie willst du leben?" konnte auf Fragebögen, online, im Gespräch und sogar auf Straßenpflaster in den Stadtteilen beantwortet werden (Foto: Stadt Viersen)

Klimaschutz, Mobilität, Aufenthaltsqualität, Freizeitangebot, Teilhabe: Das sind die Top-5-Themen, die den Viersenerinnen und Viersenern am Herzen liegen. So lautet im Kern das Ergebnis der im Spätsommer unter dem Motto „Viersen, wie willst du leben?“ erfolgten Meinungsumfrage. Sie dient Stadtverwaltung und Politik dazu, sich ein Bild vom Stadtgefühl der Einwohnerschaft zu machen. Die Erkenntnisse aus der Auswertung sollen in das neue Leitbild der Stadt Viersen einfließen.

Das Leitbild einer Stadt dient als Richtschnur für ihre Entwicklung mit Augenmerk auf den Herausforderungen unserer Zeit und dem „Wohlgefühl“ ihrer Einwohnerinnen und Einwohner. Da liegt es auf der Hand, dass man die Menschen selbst fragt, was sie sich für ihre Stadt wünschen und wie sie in Viersen leben wollen. Zu diesem Zweck wurden analoge und digitale Beteiligungsformate entwickelt und in die Tat umgesetzt.

Knapp 650 Teilnehmende haben unter dem Motto „Viersen, wie willst du leben?“ einen Fragebogen ausgefüllt oder sich bei den Open-Space-Interviews in den Stadtteilen zu Wort gemeldet. Damit erreicht die Stichprobe unter Zugrundelegung der Bevölkerungszahl von 78.000 eine Vertrauenswahrscheinlichkeit von 95 Prozent.

Dringenden Handlungsbedarf sehen die Menschen in Viersen beim Schutz des Klimas und der Umwelt. Nachhaltiges und klimagerechtes Handeln sowie die Stärkung und Erhaltung eines gesunden Ökosystems sind für eine Vielzahl der Befragten grundlegender Bestandteil einer verantwortungsvollen Stadtkultur.

Auch beim Themenkomplex Mobilität hat der Umweltgedanke Gewicht. Im Vordergrund stehen Forderungen nach einer Verkehrswende, die schadstofffreien Verkehrsmitteln im Straßenraum Gleichrangigkeit einräumt und vor allem eine sichere und gut ausgebaute Fahrrad-Infrastruktur in den Fokus nimmt. Ein sinnvoll getaktetes und kostengünstiges ÖPNV-Angebot als Alternative zum motorisierten Individualverkehr ist ebenfalls ein oft genanntes Anliegen.

Zahlreiche Einlassungen sind rund um das Thema Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum zu verzeichnen. Stichworte sind hier Begegnungszonen, Sitzgelegenheiten, ansprechende Beleuchtung, schattenspendende Bäume, Belebung der Parkanlagen, Sicherheit und Sauberkeit. Attraktive Einkaufsmöglichkeiten und gastronomische Anziehungspunktee stehen gleichfalls auf der Wunschliste. Bei all dem sei es erstrebenswert, den Stadtteilen Alt-Viersen, Dülken, Süchteln und Boisheim ihre charakteristischen Eigenheiten zu lassen und diese womöglich zu akzentuieren.

Lob gibt es für die Bandbreite des Freizeitangebots. Vor allem das Kulturleben der Stadt erhält gute Noten, wobei der Wunsch nach niedrigschwelligen Formaten und einer stärkeren Konzentration auf jugendkulturelle Szenen und ihre Bedürfnisse immer wieder laut wird. Auch die Möglichkeiten zu Sport und Bewegung in der Stadt und vor allem unter freiem Himmel sammeln Pluspunkte – mit einigen Einschränkungen: Zum Beispiel lasse der Zustand vieler Spielplätze zu wünschen übrig. Bedauert wird außerdem mehrfach, dass Viersen kein Freibad hat.

Viele Menschen beantworteten die Fragen in der Online-VersionViele Menschen beantworteten die Fragen in der Online-Version

Wichtig ist den Einwohnerinnen und Einwohnern schließlich das Thema Teilhabe. Dabei spielt zum einen der Aspekt der Integration von Menschen aller Gruppenidentitäten eine Rolle. Groß ist zum anderen das individuelle Bedürfnis, in das Geschehen der Stadtgesellschaft einbezogen zu werden. Die Viersenerinnen und Viersener möchten an Entscheidungsprozessen mitwirken. Sie erwarten Transparenz von der Stadtverwaltung und wünschen sich einen unbürokratischen Bürgerservice, der alle digitalen Möglichkeiten bereithält, ohne das analoge Miteinander zu vernachlässigen.

Parallel zur Befragung der Einwohnerschaft haben Vertreterinnen und Vertreter gesellschaftlich bedeutsamer Sektoren dem Prozess der Leitbilderstellung mit ihrer Expertise zugearbeitet. Der sogenannte „Expertenrat“ besteht aus rund 60 Ansprechpartnerinnen und -partnern aus Viersener Institutionen, Vereinen, Verbänden, Initiativen und stadteigenen Gesellschaften. Sie wurden mit der Frage befasst, welche Ziele und Handlungsbereiche aus dem Blickwinkel ihrer jeweiligen Aufgabenstellung in ein Leitbild für die Stadt Viersen hineingehören und lieferten wertvolle Anregungen. Das Spektrum der beteiligten „Branchen“ reicht vom Bau- und Wohnungswesen über Bildungs- und Schulbereich, Brauchtum, Gesundheitswesen, Kultur, Naturschutz und Religionsgemeinschaften bis hin zu Sozialwesen, Sport, Tourismus, Verkehr und Wirtschaft.

Hintergrund Leitbild

Klimawandel, Digitalisierung, Bevölkerungsentwicklung – das sind nur einige Herausforderungen, vor denen wir stehen. Globale Vorgänge vermengen sich mit lokalen Tendenzen. Allgemeine gesellschaftliche Trends, zum Beispiel die demografische Entwicklung einer Stadt, treffen auf spezielle örtliche Verhältnisse. All das hat Einfluss darauf, wie wir in Zukunft wohnen, lernen und arbeiten, wie wir uns fortbewegen, versorgen, erholen werden, wie sich unser Lebensmittelpunkt entwickelt.

Die Rahmenbedingungen für diese und viele weitere Aspekte des öffentlichen Lebens in einer Stadt setzt die Kommunalverwaltung. In vielen Städten und Gemeinden agiert die Kommunalverwaltung auf der Grundlage eines Leitbildes. Ein Leitbild zeigt Werte und Ziele einer Kommune auf und dient als Richtschnur für Strategien und operatives Handeln von Rat und Verwaltung.

Ein großer Stapel ausgefüllter Fragebögen wurde ausgewertet (Foto: Stadt Viersen)Ein großer Stapel ausgefüllter Fragebögen wurde ausgewertet (Foto: Stadt Viersen)

Auch Viersen hat seit 2009 ein solches Leitbild. Um dem gesellschaftlichen Wandel und den Herausforderungen der Zukunft aktiv begegnen zu können, entwickeln Politik und Verwaltung unter dem Stichwort „Viersenplan“ gemeinsam eine aktuelle Fassung. Ziel ist, eine neue Grundlage für ein verantwortungsvolles Selbstverständnis auf Höhe der Zeit zu schaffen und einen Weg in die Zukunft der Stadt aufzuzeigen, auf dem Viersen in den 2020er-Jahren des 21. Jahrhunderts bestehen kann.

Inhaltlich ist die „Zukunftswerkstatt Viersenplan“ federführend zuständig. Sie setzt sich zusammen aus Entscheidungsträgerinnen und -trägern aus Politik und Verwaltung, die auf der Grundlage des vorhandenen Leitbildes neue Kriterien, Ideen und Visionen herausbilden, aufgreifen und erörtern. Organisiert und moderiert wird der Prozess durch das Stadtmarketing. Am Ende werden die Ergebnisse in einen Entwurf für ein neues Leitbild überführt, der dem Rat der Stadt Viersen zur Abstimmung vorgelegt wird.

________________________________________________________________
Pressemitteilung Stadt Viersen
Inhalte geben den Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung (13.12.2022) wieder.

nach oben