Kimmelmühle

Baudenkmal Details
Listenart ländliche Denkmäler
Listennummer 005
Eingetragen seit 10.09.1996
Flur / Flurstück 91/171,175,177,795 tlw.,796 tlw.,925 tlw.,874 tlw.
Adresse
Kaiserstraße 4
Viersen

Beschreibung
Die ehemalige Kemelmulle - jetzt heißt sie Kimmelmühle - liegt etwa 300 m westlich der Remigiuskirche zwischen der Kaiser- und der Dülkener Straße. Heute ist dieser Teil der Stadt Viersen dicht besiedelt, während noch Anfang des 19. Jahrhunderts eine lockere Bebauung für dieses Stadtviertel charakteristisch war.

Im Jahr 1369 wird die Kimmelmühle zum ersten Male urkundlich erwähnt; damals hieß sie Keuermolen (nach van Doorninck). Im Viersener Bannbuch von 1633 ist sie als Kemelmulle aufgelistet (siehe Norrenberg). Schon vor 1739 wird der Mühlenbetrieb eingestellt. Lage und Grundriss der Kimmelmühle sind uns aus der französischen Katasterkarte von 1812 bekannt (siehe Rheinischer Städteatlas, Tafel 1). Danach lag die Mühle rechts vom Dorferbach, der nach einigen Kilometern in die Niers mündet. An diesem Bachlauf waren mehrere Mühlen aufgereiht, die auf der Karte von 1812 als öffentliche Gebäude - wie Kirchen und Schulen - gekennzeichnet sind. Eine Ausnahme bildet die Kemelmulle, da sie ja bereits mehr als 70 Jahre außer Betrieb war.

Ursprünglich bestand die Kimmelmühle aus drei Gebäuden, die um einen fünfeckigen Hof angeordnet waren. Das dazugehörige Grundstück maß etwa 85,00 x 30,00 m. Ein Teil der Fläche war von einem Weiher eingenommen, der aber 1812 nicht mehr vorhanden war. Von zwei der drei Mühlenhäuser ist oberirdisch nichts zu erkennen. Reste davon können natürlich im Boden erhalten sein. Nur das dritte, das heutige Doppelhaus Kaiserstraße 6/10 stammt in seiner jetzigen Gestalt aus dem 18. Jahrhundert; Maueranker weisen die Jahreszahl 1788 aus. Seine Fundamente dürften allerdings älter sein (siehe Plan). Heute sind die ehemals sumpfige Aue des Dorferbaches trockengelegt und die Straßendämme sowohl der Kaiser- als auch der Dülkener Straße aufgeschüttet. Das Niveau der ehemaligen Kemelmulle liegt jetzt bedeutend tiefer als die Umgebung.

Die Geschichte der Kimmelmühle ist eng mit der des mittelalterlichen Ortes Viersen verknüpft. Zwischen 1369 und 1408 sind am Dorferbach fünf Mühlen auf einer Strecke von 2 km errichtet worden. Sowohl die Anzahl der Mühlen als auch ihre Größe lassen Rückschlüsse auf die Bevölkerungsdichte bzw. die Zahl der Abnehmer oder Verbraucher, die Ernährungsgepflogenheiten sowie die Landwirtschaftsformen, d.h. Ackerbau und Viehzucht zu. Werden viele Mühlen betrieben, muss die Anbaufläche für Getreide entsprechend groß sein. Ferner wird man in einem solchen Fall davon ausgehen dürfen, dass Pferdehaltung und Bierbrauerei gering geachtet wurden, denn für beides benötigt man ungeschrotetes Getreide. Unter diesen Gesichtspunkten ist es auch interessant festzuhalten, dass die Kimmelmühle bereits vor 1739 aufgegeben worden ist. Allein wegen Wassermangels musste der Betrieb eingestellt werden; man ging deshalb dazu über, Windmühlen einzurichten.

Die knapp 400jährige Geschichte dieser Mühle ist also für diese selbst interessant, aber auch für die Viersener Stadtgeschichte ist sie von Wichtigkeit. Die Bedeutung liegt vor allem in der Technik-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte vom 14. bis zum 18. Jahrhundert. Die Denkmalwürdigkeit der Kimmelmühle und ihrer im Boden verborgenen Relikte, deren Unterschutzstellung aus wissenschaftlichen Gründen erforderlich ist, entspricht den Anforderungen gemäß § 2 DSchG NW. An einem Eintrag in die Denkmalliste besteht ein öffentliches Interesse.