Listenart | städtische Denkmäler |
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Listennummer | 536 |
Baujahr | 1934 |
Eingetragen seit | 19.11.2018 |
Flur / Flurstück | 86/479 |
Adresse |
Hochstrraße 13
Viersen |
Geschichte
Die heute baulich getrennten Häuser Hochstraße 11 und 13 bildeten ursprünglich eine Einheit, in zentraler Lage am alten Markt (heute: Lindenplatz)des historischen Ortskerns von Süchteln gelegen. Im 16. Jahrhundert ist das Anwesen gemäß Norrenberg, „Wo Deine Ahnen wohnten“, als „Flinnt-Gut“ urkundlich greifbar; die besitzrechtliche Aufteilung begann demnach auch schon in der frühen Neuzeit, vermutlich im 17. Jahrhundert, als ein Abspliss (Abspaltung) des Gutes belegt ist.
Die ältesten bekannten Abbildungen aus dem frühen 20. Jahrhundert zeigen im Prinzip bereits eine nutzungsmäßige Teilung (ca. 1/3 zu 2/3), es handelte sich aber noch um einen einheitlichen viergeschossigen, im Laufe der Jahrhunderte gewachsenen Baukörper unter einem gemeinsamen Dach mit Schopfwalm zum Markt. Der rechte Hausteil, heute Hochstraße 13, war Anfang des 20. Jahrhunderts als Gaststätte „Königsburg“ im Besitz der Gastronomenfamilie Schmitz. Heinrich Schmitz ließ 1908 im Hof hinter dem Gebäude den für die Ortsgeschichte sehr bedeutenden Saalbau errichten. Aus diesem Grund wurde etwa mittig eine Durchfahrt eingebracht, die in den Hofbereich zum Saal führte.
1930 wurde das Vorderhaus der Gaststätte durch einen Brand zerstört und musste durch einen Neubau vollständig ersetzt werden, der laut Norrenberg 1934 fertiggestellt wurde. Die gemeinsame Traufhöhe mit der Nachbarhaus Hochstraße 11 wurde dabei beibehalten, die Geschosszahl aber gemäß den geltenden baupolizeilichen Bestimmungen von vier auf drei reduziert.
Beschreibung
Das Gebäude Hochstraße 13 ist traufständig und beiderseits eingebaut ein Teil einer geschlossenen Platzrandbebauung auf der Westseite des alten Marktes, heute Lindenplatz. Als Vorderhaus der Gaststätte „Königsburg“ erhielt es nach seinem Wiederaufbau eine völlig neue Gestaltung. In seiner Ansicht ist es flächig und sachlich gehalten. Jeweils zwei liegende Fensteröffnungen mit dreiteiligen Holzfenstern mit Oberlicht gliedern die Obergeschosse. Die Gestaltungselemente der Platzfassade sind ebenfalls zeittypisch für die variantenreiche Backsteinarchitektur der Zwischenkriegszeit, sowohl in Bezug auf die Materialität der Klinker als auch ihre Anordnung an den Fensteröffnungen, wo durch Versatz oder flaches Relief Rahmung und Betonung hergestellt werden. Im Erdgeschoss ist links noch der ehemalige Durchgang zum Hof für den zugehörigen Saalbau erkennbar. Nach oben schließt eine traufständige ziegelgedeckte Dachfläche mit originaler flach gedeckter Dachgaube die Ansicht zum Platz ab.
Im Inneren sind wesentliche originale Elemente wie die Holztreppe mit Belichtung des Treppenhauses von oben, Dielenböden, Fenster und Türen erhalten, die einen bauzeitlichen Raumeindruck vermitteln.
Begründung des Denkmalwerts
Das Gebäude Hochstraße 13 ist im Sinne des §2 Denkmalschutzgesetz NRW bedeutend für Städte und Siedlungen, wegen seines besonderen Aussagewertes für die Architektur- und Ortsgeschichte von Süchteln, in dessen Ortskern in zentraler Lage am Markt es sich befindet. Wie beschrieben, geht es gemeinsam mit dem Nachbargebäude Hochstraße 11 auf eine der für den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Süchtelner Ortskern charakteristischen Hofanlage zurück, hier das spätestens im 16. Jahrhundert nachweisbare „Flinnt-Gut“. Die wohl im 17. Jahrhundert erfolgte Teilung dieses Hofes hat die Entwicklungsgeschichte des Bestandes bestimmt, über die heute prägende Neugestaltung der Fassade des Gebäudes Hochstraße 11 bzw. des gesamten Baukörpers Hochstraße 13 nach dem Brand 1930 bis hin zu einer besitzrechtlichen “Wiedervereinigung“ in jüngster Zeit.
Als Zeitschicht der 1930er Jahre prägt das Gebäude mit seiner zeittypischen Formensprache der Fassade positiv das Ortsbild am zentralen Platz der Stadt. Die hohe ortsgeschichtliche und kulturelle Bedeutung der seit über 100 Jahren etablierten Gaststätte „Königsburg“ mit ihrem Saal kommt als weiterer wichtiger Aspekt für die Bedeutung des auch im Inneren noch gut erhaltenen Gaststättengebäudes Hochstraße 13 hinzu.
Die Gaststätte „Köngisburg“ ist ein gut erhaltenes und gestaltetes Zeugnis des Bauens um 1930 und daher von Interesse für die wissenschaftliche Forschung zur Architektur dieser Epoche insbesondere am Niederrhein. Auffallend zurückhaltend und sachlich ist seiner Formensprache, möglicherweise dem persönlichen Geschmack des Architekten (Karl Jansen?) bzw. des Bauherrn oder stärkerem Einwirken der Bauverwaltung geschuldet. Dennoch werden Formen und Techniken der zeitgenössischen Backsteinmoderne eingesetzt. Zusammen mit dem Nachbargebäude Hochstraße 11 ergibt sich eine gute Anschauung verschiedener Möglichkeiten an Gestaltung und Bauweisen in dieser Zeit, mit Zeugniswert für die Dokumentation und Erforschung der regionaltypischen Architektur der „Zwischenkriegszeit“.
Hinzu kommt die städtebauliche Bedeutung des Hauses im als Denkmalbereich geschützten historischen Ortskern von Süchteln, wo es wesentlich zur zwar aus unterschiedlichen Zeitstellungen stammenden, aber historisch kleinteiligen und mit traditionellen Materialien definierten Platzwand des Marktes beitragen.
Das Gebäude Hochstraße 13 in Süchteln, ehemals gemeinsam mit dem Nachbarhaus Hochstraße 11 ein Einzelgebäude (Gehöft), ist ein Baudenkmal im Sinne des §2 Denkmalschutzgesetz NRW. Sie ist bedeutend für Städte und Siedlungen (Stadt Viersen). Seine Erhaltung und Nutzung liegt aus wissenschaftlichen und städtebaulichen Gründen im öffentlichen Interesse.
Quellen und Literatur
- Dokumentation / Bauaufnahme d. Architekten M. Breidenbach, 15.10.2017
- Materialsammlung / Bauakte Stadt Viersen, Untere Denkmalbehörde (darin u.a. P. Norrenberg, Wo Deine Ahnen wohnten“, 12. Fortsetzung, VDZ 29.11.1934)
- Karl Mackes, Margret Wensky, Werner Krötz: Süchteln (= Landschaftsverband Rheinland/ Amt für rheinische Landeskunde (Hrsg): Rheinischer Städteatlas, Lieferung VII Nr. 41), Bonn 1982
Forschungsliteratur zur „Backsteinmoderne“ der Zwischenkriegszeit:
- Christoph Dautermann: Auf dem Weg in die moderne Krefelder Architektur der 1920er-Jahre. Goch 2014
- Claudia Euskirchen u.a.: Architektur der Zwanziger Jahre in den Stadtteilen Alt-Hamborn und Marxloh. Duisburg 2016
- Jürgen Wiener: Backstein am Niederrhein. In: Düsseldorfer Jahrbuch 86 (2016), Seite 267-296
Stand
FB 80/II Bauen und Umwelt
-Untere Denkmalbehörde-
Viersen, den 02.07.2018