Villa Carl Freudenberg, später Villa und Garten Eduard Bong

Baudenkmal Details
Listenart städtische Denkmäler
Listennummer 339
Baujahr 1904/1905 (Villa); 1937 (Wirtschaftsgebäude); 1926-1956 (Garten- und Parkanlage)
Eingetragen seit 07.02.1995
Flur / Flurstück 95/106-112
Adresse
Düsseldorfer Straße 19
41749 Viersen

Beschreibung Düsseldorfer Straße 19
Südöstlich vom Stadtzentrum Süchteln an der Düsseldorfer Straße (ehemals Viersener Straße) errichtet der Architekt Walter Balzen aus Düsseldorf/Oberkassel 1904/05 für Carl Freudenberg eine zweigeschossige Villa im Landhausstil.

Die Fassade erfährt eine Putzausführung mit Fachwerkgiebeln im Dachgeschoss und teilweise ein in Backstein gehaltenes Souterrain.
Der Baukörper ist durch eine Vielzahl von Bauteilen wie Erker, Balkone, Giebel, Vordach und Dachhäuschen gestalterisch geprägt.
Die zur Düsseldorfer Straße gerichtete Fassade erfährt ihre Betonung durch ein Mittelrisalit mit Fachwerkgiebel und einen in Backstein gehaltenen polygonalen Erker.
Die gartensichtige Fassade wird betont durch den mittig risalitartig vorgezogenen Treppenhaustrakt und dem nebenliegenden Hauseingangsbereich. Der Mittelrisalit, in angedeuteter halbrunder Bauform, wird geprägt durch drei schmale hochgezogene Fenster und einen Fachwerkgiebel. Der Hauseingang ist versehen mit einem in Glas gehaltenen Vordach, welches auf vier Pfeilern gelagert ist. Der Eingangsbereich ist mit einer dezent gestalteten geometrischen Ornamentik versehen. Die einflüglige Haueeingangstür weist Holzkassetten mit in Jugendstil gehaltenem Dekor sowie ein sprossenunterteiltes Türfenster auf, deren Glaseinsatz Facettenschliff aufweist. Die Fenster, teilweise original, sind ein- bis dreiflüglige Fenster in verschiedenen Ausführungen. Das Dach, aus zwei sich kreuzenden Satteldächern bestehend, teilweise auch als Krüppelwalmdach ausgeführt, wird durch Dachgauben sowie seitlich versetzte Giebel zu einer Dachlandschaft. Das höher gelegene Satteldach gibt der Villa eine mittige Teilung und endet zu beiden Seiten in einem Giebel. Bemerkenswert ist der nach irischem Landhausstil ausgeführte Schornstein.

Die Villa zeigt im Inneren einen qualitativ hohen Ausbau vom Souterrain bis zum Dachboden.
Vom Hauseingang kommend betritt man den Windfang. Im Windfangbereich ist die zum Erdgeschoss führende Treppe und eine ca. 1,00 m - 1,50 m hohe Wandverkleidung in graumeliertem Marmor zu finden. Der Windfang und die Diele sind durch eine einflüglige Holztür mit sprossenunterteiltem Türfenster, deren Glaseinsatz Facettenschliff aufweist, getrennt. Nebenliegend ist die Garderobe, versehen mit Ornamentfliesen, das Erkerzimmer sowie die Wohndiele mit der Geschosstreppe zu finden. Die Treppenform ist gerade, zweiläufig mit gleichsinnigem Richtungswechsel. Der Anfangspfosten und das Treppengeländer sind einerseits schlicht aber im Detail aufwendig verarbeitet, wie die gewählte Anordnung der Geländerstäbe im Verbund und die verschiedenartige Profilierung zeigen.
Das Treppenhaus und die angrenzenden Räumlichkeiten, wie beispielsweise der Salon, sind in einer gediegenen, qualitativ hohen Innenausstattung gehalten.
So sind die Innenwände des Treppenhauses mit einer ca. 2,00 m hohen Holzvertäfelung versehen, der Fußboden der Erdgeschossräume ist mit Parkett ausgestattet. Hervorzuheben ist hierbei der Salon, mit der wiederkehrenden gleichartigen geometrischen und stilisierten Blütenornamentik in Innentür, Sockel und Holzrahmenverkleidung des Wanddurchbruchs. Die Türen, in unterschiedlich qualitativ hohen Ausführungen, präsentieren sich als ein- oder zweiflüglige Rahmen-Füllungstüren, teilweise auch als Schiebetüren. Bemerkenswert sind die Türen im Obergeschoss des Treppenhauses. Diese sind aus den 50iger Jahren und weisen eine dreidimensionale Symmetrie auf.

Das Wohnhaus Düsseldorfer Straße 19 ist in der Formensprache des englischen Landhausstils errichtet. Ein für den Niederrhein seltener Bautyp.

Einige hundert Meter entfernt, am Ortseingang von Süchteln an der Hindenburgstraße sind ebenfalls zwei Villen im Landhausstil zu finden, die sich sowohl in Größe und Fassadengestaltung in reduzierter Form darstellen.

Das im Landhausstil errichtete Wohnhaus Düsseldorfer Str. 19 bildet im Wechselspiel mit der umgebenen Parkanlage eine gestalterische Gesamtkonzeption. Die Villa zeigt im Inneren einen qualitativ hohen Ausbau vom Souterrain bis zum Dachboden. Besonders repräsentativ und bemerkenswert sind die Räume des Erdgeschosses.

Demhingehend ist die Fassade schlicht und zurückhaltend, in ihrem Ausdruck aber repräsentativ.

Beschreibung Beckstraße 28
Im Jahre 1937 errichtet der Architekt Willi Esser für Eduard Bong ein Wirtschaftsgebäude an der Beckstraße. Das backsteinsichtige, zweigeschossige Gebäude mit Walmdach umfasst ein dreiachsiges Wohnhaus mit vorgelagertem, langgestrecktem eingeschossigem Anbau. Die zur Beckstraße gerichtete Fassade des Wohnhauses erfährt seine Betonung durch ein Mittelrisalit. Der Hauseingang ist in dieser risalitartig vorgezogenen Achse zu finden. Der Hauseingangsbereich wird akzentuiert durch eine Bruchsteinumrandung. Die zweiflüglige Hauseingangstür mit Türfenstern ist mit einem Rundbogen ausgeführt. Die sprossenunterteilten Erd- und Obergeschossfenster sind teilweise mit Fensterläden versehen.
Das an der Beckstraße zu findende Wirtschaftsgebäude ist im Zusammenhang mit dem Wohnhaus Düsseldorfer Straße 19 und der umgebenden, repräsentativen Parkanlage zu sehen. Das als Wirtschaftsgebäude konzipierte Haus besitzt einen hohen gestalterischen Wert.
Die Fassadengestaltung mit der durchgängigen Symmetrie und der teilweisen Verwendung von Bruchstein, als symbolische Anlehnung an die umgebende Gartenfläche, zeigt sich konservativ und zeittypisch. Bemerkenswert ist, dass dem als Nutzung untergeordnetes Gebäude, architektonisch einen doch hohen Stellenwert zugemessen wird.

Bauherr des Hauses Düsseldorfer Straße 19 ist Carl Otto Freudenberg, der einer der ältesten Fabrikantenfamilien Süchtelns entstammt.
Im Süchtelner Volksmund ist das Gebäude jedoch als Bong'sche Villa bekannt. Eduard Bong erwirbt um 1927 das Haus, Düsseldorfer Straße 19 in Süchteln.

Eduard Bong gründet 1908 die Firma Ed. Bong & Cie. GmbH. Im Jahre 1916 tritt zur Ed. Bong & Cie. GmbH die Firma Bong'sche Mahlwerke hinzu, deren Alleininhaber Eduard Bong ist.
Der Stammsitz ist in Süchteln. Das Verwaltungsgebäude mit Laboratorium der Firma ist neben dem Lunapark an der Hindenburgstraße zu finden.
Die von Eduard Bong gegründeten Firmen sind in der Formsandgewinnung tätig und sind somit Zulieferer für die Eisenindustrie.

Nachfolgend ist der Wirkungskreis der Bong'schen Firma im Bundesgebiet aufgezählt.
1. Stammhaus Süchteln Formsandgruben auf den Süchtelner Höhen
2. Grefrather Formsandgruben für Grau-, Temper- und Metallguss
3. Rosenthaler Formsandgrube bei Wassenberg, für Stahlguss und Spezialzwecke
4. Hafenumschlagplatz in Mülheim an der Ruhr
5. Fertigungsbetrieb für feuerfeste Massen, Berg Scheuerfeld im Westerwald
6. Quarzitbruch mit Klassieranlage, Berg Emmerzhausen im Westerwald
7. Ton- und Klebsandgrube mit Aufbereitungsanlage, Nauroth im Westerwald
8. Tongrube mit Schamotte-Brennöfen, Fertigungsbetrieb für feuerfeste Massen, Mainflingen - Seligenstadt bei Aschaffenburg

Das Absatzgebiet der Firma erstreckt sich auf Deutschland und fast alle europäischen Staaten. Nach dem Tode des Gründers wird die Firma im Jahre 1948 in eine KG umgewandelt, deren Gesellschafter die Erben des Verstorbenen sind.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, kunsthistorischen und stadtgeschichtlichen Gründen liegen Nutzung und Erhaltung des Wohnhauses Düsseldorfer Straße 19 sowie der Umriss des Wirtschaftsgebäudes Beckstraße 28 (Fassade, Dachstuhl und Dacheindeckung) gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.

Literatur
Richard A. Freudenberg; "Seit neunzig Jahren. Erinnerungen aus dem Leben eines Kleinstädters"; Stettin, 1916
Süchteln 1558 - 1958, Eine Festschrift der Stadt Süchteln, Süchteln 1958
Eva Brües: "Die Denkmäler der ehemaligen Stadt Süchteln Teil II. Die profanen Denkmäler" in: Oberkreisdirektor Viersen (Hrsg.): "Heimatbuch des Kreises Viersen 1979", 30. Folge, Seite 33-59.

Quellen
Standesamtsregister Süchteln, Geburten; 1824
Sterberegister der Stadt Süchteln von 1948
Akte Düsseldorfer Straße 19
Sta. 63 Bauordnungsamt der Stadt Viersen
Akte Düsseldorfer Straße 19
Sta. 65 Hochbauamt der Stadt Viersen

Stand
Hochbauamt der Stadt Viersen
Juli 1994 

Beschreibung Garten- und Parkanlage
Lage und Entstehungsdaten

Südöstlich vom Altstadtbereich in Viersen-Süchteln, an der Düsseldorfer Straße, errichtete der Architekt Balzer aus Oberkassel 1904/05 für Carl Freudenberg eine zweigeschossige Villa im Landhausstil mit Fachwerkgiebeln. Sie liegt in einer situationsreichen, detailliert gestalteten Garten- und Parkanlage, die überwiegend nach dem Erwerb der Villa durch Eduard Bong 1926 angelegt worden ist. Grundstückserwerbungen von 1926-1956 durch Bong deuten auf eine allmähliche Erweiterung der Anlage in diesem Zeitraum hin.

Gliederung der Anlage
Die Anlage erstreckt sich auf einem unregelmäßigen, ummauerten Gelände, das im Südwesten an die Düsseldorfer Straße, im Südosten an die Beckstraße heranreicht. Mehrere Gartenabschnitte sind zu unterscheiden:
a) der Vorgarten vor der Villa an der Düsseldorfer Straße mit dem Eingangstor und der Zufahrt,
b) das Rasenparterre mit einem Brunnen im Schnittpunkt eines Wegekreuzes,
c) ein mit abwechslungsreicher Baumflora bestandener Landschaftsgarten nordöstlich im Anschluss an das Rasenparterre; dieser Landschaftsteil setzt sich in südöstlicher Richtung bis zur Beckstraße fort, wobei er eine von Baumbewuchs freie Teichregion umschließt, an die wiederum als Besonderheit ein terrassierter Felsengarten grenzt,
d) der Nutzgarten an der Beckstraße im Anschluss an den landschaftlichen Gartenteil.

Garten- und Parkanteile
a) Zufahrt und Vorgarten
Die Einfahrt, durch ein Gittertor geschlossen, flankieren zwei hochrechteckige, aus schweren Quaderblöcken gefügte Werksteinpforten mit Abschlussgesims und Laterne in der Mitte, deren runder konsolenartiger Untersatz mit Eierstabzier mit dem Keilstein der Pforten verschmolzen ist. Den gepflasterten Zufahrtsweg begrenzt rechts eine Ziegelmauer mit rundbogigen Nischen, in die Puttenplastiken aus Majolika gestellt sind. Auf der linken Seite der Zufahrt wechseln Laternen auf Gusssteinpfosten mit Bäumen ab. Einfahrtstor und die angrenzende Mauer mit Majolikaplastiken stammen von 1928 (Architekt Willy Esser, Viersen). Der Vorgarten der Villa ist durch die Zufahrt im Südosten, eine Mauer mit Gitter an der Düsseldorfer Straße und eine hohe Ziegelmauer zum nordwestlichen Nachbargrundstück hin begrenzt. An die Zufahrt stößt ein kleines Rasenstück, dreiseitig abgepflanzt durch Strauchwerk, vor allem Rhododendron. Von diesem Rasenstück aus führen zur Villa hin einige Stufen in ein niedrigeres Terrain mit einem Rondell. Eine kräftige Bruchsteintreppe steigt von hier aus auf eine höhere Gartenebene vor der Front des Hauses, dem Hauptteil des Vorgartens. Dieser besteht aus einem Rasenstück, das wiederum eingetieft ist, zum Haus hin durch eine Bruchsteinmauer scharf abgegrenzt, an den Seiten teilweise sanft abgeböscht. Am Ende des Rasenstücks nahe dem Gitter an der Düsseldorfer Straße liegt ein ovales Zierbeet, kreuzförmig mit bruchsteingeplatteten Wegen durchgliedert und in der Mitte die Ovalform wiederholend; sie war mit Rosen ausgestattet (Reste erhalten). Zur Straße hin ist der Vorgarten durch eine Hainbuchenhecke abgeschirmt; sie folgt dem oval geführten Weg um das Rosenbeet herum. An der nordwestlichen Grenzmauer steht ein achteckiger Gartenpavillon aus schmuckvoll¤ verarbeitetem Lattenwerk, und in der Flucht dieses Pavillons, in der Nähe der Straße, findet sich ein bewachsener Hügel, eine besondere Modellierung des Vorgartengeländes an dieser Stelle.

b) Das Rasenparterre
Auf der Rückseite der Villa führt eine vierstufige Bruchsteintreppe hinunter in ein großflächiges Rasenparterre, das durch ein Wegekreuz gegliedert ist (Grundstücke 1926 und 1928 erworben). Da die Längsachse auf die Treppe und letztlich auf die Villa bezogen ist, erscheint das Achsenkreuz innerhalb der Rasenfläche asymmetrisch verschoben. Im Schnittpunkt der Wegeachsen liegt ein runder Brunnen mit vier Froschskulpturen auf dem mit Bruchstein abgedeckten Beckenrand. Wegeachsen und Brunnenrondell sind begleitet von Blumenrabatten. Den Brunnen umgibt ein Weg aus Bruchsteinplatten. Dieses in der Wirkung rustikale Material spielt überhaupt im Erscheinungsbild der Anlage eine wichtige Rolle. Entweder werden Wege mit Bruchstein ausgelegt und Bruchsteintreppen errichtet, oder die Wege sind mit hochgestellten Bruchsteinplatten sauber eingefasst.

c) Der landschaftliche Gartenteil
Nordöstlich auf das Rasenparterre folgt ein mit botanischen Raritäten abwechslungsreich bestandener Landschaftsgarten mit geschlängelter Wegeführung (Grundstücke 1926 erworben). Der Übergang von der Freifläche des Rasenparterres zum Waldteil ist nicht hart gestaltet, sondern in die Rasenfläche sind Solitärbäume hineingezogen, so dass ein malerischer Übergang entsteht. Auch die Wege im Landschaftsteil sind in gleicher Weise wie im Vorgarten und im Rasenparterre mit Bruchstein eingefasst. Ein besonderes Erlebnis im landschaftlich gestalteten Gartenteil ist die Wechselwirkung zwischen dichtwachsendem Strauchgehölz und einzeln gestellten Bäumen. Auffallend, wie bewusst auf kleine, packende Naturszenerien, die sich beim Durchschreiten ergeben, Wert gelegt ist; dem kommt die Verwendung dunkler Nadelgehölze im Kontrast mit Laubbäumen in verschiedenen Farbnuancen entgegen. Ein schöner Blick bietet sich aus dem Landschaftsgarten über die Brunnenachse auf die Villa. Geschickt ist in den Nordostteil des Landschaftsgartens ein Schwimmbecken mit Blockhütte hineingelegt. Nach Südosten erstreckt sich in Richtung auf die Beckstraße ein langgezogenes Rasenstück, das ringsum von Baumgruppen umstanden ist, der die Wegeführung folgt (erworben 1951 und 1952). Ehemals lag inmitten des Rasenstücks ein asymmetrisch geschwungener Teich; er ist heute verlandet, zeichnet sich im Gelände aber noch deutlich ab. An der Südwestseite der Teichregion erhebt sich ein hügeliger Felsengarten, mit Bruchsteinblöcken terrassenartig gegliedert, in der Ausbildung bewusst unregelmäßig. Wege erschließen diese Gartenpartie, und kleine Treppen führen von Stufe zu Stufe. Der Felsengarten ist u.a. mit Koniferen, Wacholder, Rhododendron und anderen Strauchgewächsen bepflanzt, die geschickt aufeinander bezogen sind: so entsteht ein malerisches Bild aus pyramidalen und strauchartigen Formen - ein Anblick, der zu den optisch reizvollsten Erscheinungen der Gartenanlage zählt und dem Besucher, sobald er aus dem Landschaftsteil in den Freiraum der Teichregion kommt, ein besonderes Überraschungsmoment bietet.

d) Der Nutzgarten
An den langgestreckten landschaftlichen Gartenteil mit dem ehemaligen Teich schließt sich nach Nordosten und an die Beckstraße grenzend der großflächige Nutzgarten an (erworben 1956). Er ist durch ein regelmäßiges Wegenetz gegliedert. Hochgestellte Bruchsteinplatten fassen auch hier die Wege ein, an dem in der Regel die Obstbäume und -Sträucher angeordnet sind. Sie betonen zusätzlich die strenge, regelmäßige Disposition der Anlage. Diese gehört gleichgewichtig wie die übrigen Gartenteile in die gartenkünstlerische Gesamtkonzeption und schließt sich formal an die Gestalt barocker Nutzgärten an. 1957 wurde in einem Geviert dieses Gartens ein Tennisplatz angelegt. Garten- und Wirtschaftsgebäude an der Nordwestseite des Nutzgartens stammen ebenfalls von 1957 (Architekt Willy Esser, Viersen).

Würdigung und Begründung der Denkmaleigenschaft
Im Garten und Park der Villa Bong lassen sich verschiedene gartenkünstlerische Gestaltungsauffassungen im frühen 20. Jahrhundert erkennen.
Einerseits ist die Anlage noch dem Landschaftsgarten verpflichtet, der Hang, eine Vielzahl von Gehölzen, teilweise Solitärpflanzen, zu verwenden, führte zu einer dendrologischen Musterkollektion von Bäum en und Sträuchern (sie verdienten eine botanische Spezialuntersuchung). Solche Bestrebungen sind charakteristisch für Villengärten des ausgehenden 19. Jahrhunderts (1). Hinzu kommt ein neues Element - typisch für die Entwicklung der Gartenkunst nach 1900: die Ausbildung von Flächen und Ordnungsbezügen (Rasenparterre mit Wegeachsensystem), womit auf Elemente barocker Gartengestaltung zurückgegriffen wird (2). Hierbei ist das Wohnhaus durch die Achsen des Parterres formal in die Gesamtanlage eingebunden. Auch der regelmäßig durch Wegeachsen gegliederte Nutzgarten ist Ausdruck für die zeittypische Rückbesinnung auf barocke Ordnungsgefüge, nun aber begründet mit ökonomischen Anforderungen. Gartenkünstlerische Bestrebungen des frühen 20. Jahrhunderts, durch Architekten wie Hermann Muthesius formuliert (3), zeigen sich auch in der Differenzierung des Gartenbildes im Nahbereich des Hauses: Durch das Gestalten mit verschiedenen Ebenen, die durch Böschungen, Mauern und Treppen in rustikalem Bruchstein, durch Baum-, Hecken- und Strauchpflanzungen künstlerisch überspielt werden. Auch das Gartenideal der Zeit um 1920, mit den sparsamsten Mitteln zum vollendeten Garten zu gelangen (4), wird spürbar.
Die Garten- und Parkanlage um die Villa Bong zeichnet sich durch einen hervorragenden Erhaltungszustand aus; alle Strukturen der gartenkünstlerischen Konzeption sind bis heute deutlich abzulesen. Die Anlage bietet eine ungewöhnliche Vielfalt an Gartenbildern und zeittypischen Erscheinungsformen, die verschiedensten Tendenzen der Gartenkunst um und nach 1900 verpflichtet und hier miteinander in künstlerisch bedeutungsvoller Weise verschmolzen sind. Ein vergleichbares Beispiel ist bislang im Rheinland nicht bekannt, so dass die Anlage exemplarischen Aussagewert für die Geschichte der Gartenkunst in dieser Region besitzt.
Die Garten- und Parkanlage der Villa Bong ist in öffentlichem Interesse schützens- und erhaltenswert aus künstlerischen und wissenschaftlichen, hier insbesondere gartengeschichtlichen Gründen.

Anmerkungen
(1) Heinz Wiegand, Die Entwicklung der Gartenkunst und des Stadtgrüns in Deutschland zwischen 1890 und 1925 am Beispiel der Arbeiten Fritz Enckes, Diss. Berlin 1975, Seite 49
(2) ebd., S.54f.
(3) Heinz Wiegand/Klaus von Krosigk, Zwei wiederhergestellte Landhausgärten in Berlin, in Garten und Landschaften 3 (1981), Seite 184
(4) Hermann Muthesius/Harry Maasz-Lübeck, Landhaus und Garten, München 1919

IIm Auftrag
Dr. Hansmann
30.09.1986