Klimafolgenanpassungskonzept (KLAK)

Als wesentliche Grundlage für den Prozess der Klimaanpassung hat die Stadt Viersen ein Klimaanpassungskonzept erstellt. Das Konzept wurde in Zusammenarbeit mit dem Büro energielenker projects GmbH erarbeitet und im September 2024 einstimmig vom Rat der Stadt Viersen beschlossen. 

Der Erarbeitungsprozess wurde durch verschiedene Beteiligungsformate begleitet. Neben regelmäßigen Treffen der verwaltungsinternen Lenkungsgruppe wurden auch die Einwohnenden Viersens über eine Online-Beteiligung in die Identifizierung von Betroffenheiten einbezogen: 

  • Wo ist es im Sommer besonders heiß? 
  • Wo kommt es häufig zu Überschwemmungen? 

Außerdem konnten die Teilnehmenden ihre Ideen für mögliche Maßnahmen auf einer Karte verorten: 

  • Wo halte ich mich gerne bei Hitze auf? 
  • Wo braucht es mehr Schattenplätze?

Interviews mit verschiedenen lokalen Fachkundigen boten detaillierte Einblicke in die Betroffenheiten und Handlungsbedarfe der unterschiedlichen Themenfelder. 

In drei themenbezogenen Workshops haben Fachkräfte ihre Hinweise und Ideen eingebracht. Die gewonnenen Informationen und Ideen flossen insbesondere in die Entwicklung der Gesamtstrategie und Maßnahmensteckbriefe ein. Dieser Prozess ermöglichte es, die spezifischen Betroffenheiten in der Stadt Viersen herauszuarbeiten und umsetzungsorientierte Maßnahmen zur Anpassung an die Klimafolgen zu entwickeln.

Viersen verändert sich

Das Klima verändert sich. Das Klimaanpassungskonzept zeigt auf, welche Veränderungen bereits stattgefunden haben und womit wir zukünftig rechnen müssen. 
 


 

 

Was bisher geschah

Um Aussagen über das Klima (im Unterschied zum Wetter) zu treffen, werden die Mittelwerte der Jahrestemperatur von 30-jährigen Messperioden verglichen. Die Grafik bezieht sich auf den Vergleich der Zeiträume 1961–1990 vs. 1991–2020.

  • Anstieg der Jahresmitteltemperatur: PLUS 0,9°C auf 10,9°C
     
  • Abnahme an kalten Tagen: 
    MINUS 8 Frosttage (Temperaturminimum unter 0°C) auf insgesamt 47 Tage pro Jahr
    MINUS 4 Eistage (durchgehender Frost) auf insgesamt 6 Tage pro Jahr 
     
  • Zunahme an warmen Tagen:
    PLUS 11 Sommertage (> 25°C) auf auf 42 Tage pro Jahr
    PLUS heiße Tage (> 30°C) auf insgesamt 10 Tage pro Jahr
     
  • Änderung der Jahresniederschlagssumme: 750 mm vs. 736,7 mm
     
  • Zunahme der Niederschläge im Winter:
    PLUS 9 mm auf 190 mm zwischen Dezember und Februar
     
  • Abnahme der Niederschläge im Sommer:
    MINUS 4 mm auf 208 mm zwischen Juni und Ende August
     

 

Womit wir rechnen müssen

Für die Abschätzung zukünftiger klimatischer Veränderungen werden Klimaszenarien auf regionaler Ebene berechnet (Planungsregion Düsseldorf).

  • Anstieg der Jahresmitteltemperatur
  • Hitzewellen und rund 25 heiße Tage im Jahr
  • Zunahme des Jahresniederschlages

Viersen ist betroffen

Analysen haben ergeben, wo in Viersen bestimmte Risikobereiche liegen und welche Auswirkungen des Klimawandels beobachtet werden können.

Wo liegen Risikobereiche?

Die verschiedenen Stadtteile von Viersen sind unterschiedlich stark von Hitze, Starkregen und Trockenheit betroffen. Diese Unterschiede entstehen durch Faktoren wie Versiegelungsgrad, Topographie, Bebauungsdichte und Bodeneigenschaften. Eine räumliche Analyse hilft, gefährdete Bereiche zu erkennen, Handlungsbedarfe zu bestimmen und gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Sie unterstützt auch die Planung unter Berücksichtigung der lokalen Klimaauswirkungen.

  • Hitzegefährdete Bereiche: In Viersen gibt es großflächige thermisch ungünstige Bereiche, besonders in den Innenstädten von Alt-Viersen und Dülken. Empfindliche Bereiche wurden durch die Kombination verschiedener Kriterien wie Hitzebelastung, Bevölkerungsdichte und Anteile vulnerabler Gruppen (z. B. ältere Menschen) identifiziert.
  • Überschwemmungsgefährdete Bereiche: Das Starkregenrisikomanagement des Kreises Viersen (2023) zeigt Gebiete, die bei Starkregen von Überschwemmungen bedroht sind. Viele Teile Viersens, insbesondere innerstädtische versiegelte Bereiche, können bei Starkregen betroffen sein. Sensible Bereiche wurden durch die Kombination der Starkregenanalyse mit Standorten vulnerabler Einrichtungen und kritischer Infrastrukturen identifiziert.
  • Dürregefährdete Bereiche: Die Analysekarte Trockenheit konzentriert sich auf klimawandelbedingte Risiken für natürliche Ressourcen und biologische Vielfalt. Die Karte zeigt landwirtschaftliche Flächen und Waldflächen mit mittlerer bis hoher Dürreempfindlichkeit sowie wasserabhängige Biotope und trockenheitsgefährdetes Stadtgrün.

 

Welche Handlungsfelder können vom Klimawandel betroffen sein?

Für die Stadt Viersen wurden fünf Handlungsfelder mit verschiedenen Schwerpunktthemen definiert und ausführlich hinsichtlich ihrer Betroffenheiten durch den Klimawandel untersucht: Inwiefern lassen sich Auswirkungen der Klimaveränderungen bereits heute feststellen und welche Risiken ergeben sich mit fortschreitendem Klimawandel? Welche Maßnahmen werden bereits ergriffen? Was braucht es für die Anpassung an die Klimafolgen in diesem Themenbereich?
In allen fünf Handlungsfeldern sind bereits heute Betroffenheiten durch die Klimaveränderungen festzustellen, die Anpassungen erforderlich machen. Die Analyseergebnisse entnehmen Sie den Berichten.

Viersen passt sich an – Leitlinien

  1. Klimaanpassung als langfristigen, generationenübergreifenden Prozess für die Sicherung und Steigerung der Lebensqualität in der Stadt Viersen verstehen
    Den Erhalt und die Verbesserung der Lebensqualität im Zuge des Klimawandels mittels präventiven Anpassens urbaner Strukturen stellt Viersen als Schlüsselaufgabe heraus.
     
  2. Klimaanpassung strategisch integrieren und ganzheitlich umsetzen
    Klimaanpassung wird als Querschnittsthema verstanden, das in die Aufgabenbereiche der Stadtverwaltung integriert wird. Dabei wird interdisziplinär daran gearbeitet und das Thema auf Gebäude-, Quartiers-, Gesamtstadt-Ebene sowie interkommunal umgesetzt.
     
  3. Die Stadt gemeinsam anpassen
    Viersen arbeitet mit Innovationsfreude und lösungsorientiertem Denken, vor allem auf Gemeinwesen- und Quartiersebene, an einer klimagerechten Zukunft.
     
  4. Klimaresiliente Planung als Selbstverständnis: Vorsorge geht vor Reaktion
    Der Fokus liegt auf dem Schutz vulnerabler Einrichtungen und Personengruppen durch die Verringerung von schädlichen Klimawirkungen wie Hitze oder Starkregen. Es werden Maßnahmen des Hitze- und Wassermanagements bzw. der ganzheitliche Klimaanpassungsgedanke implementiert.
     
  5. Die gebaute Umwelt anpassen
    Soziale Gerechtigkeit wird mit Aufenthaltsqualität und Infrastruktur-Resilienz kombiniert.
     
  6. Die städtischen Gebäude und Flächen als Vorbild verstehen
    Kommunale Gebäude und öffentliche Orte werden unter Berücksichtigung von Aspekten der Klimaanpassung gestaltet.
     
  7. Grünräume und Stadtnatur als Lebensraum für Tiere und Pflanzen erhalten und weiterentwickeln
    Biodiversität wird als schützenswerter und ausbaufähiger Bestandteil von Viersen verstanden.
     
  8. Den öffentlichen Raum als multifunktionalen Begegnungs- und Erholungsraum gestalten
    Die Stadt strebt eine ganzheitliche Klimaanpassung und Gestaltung inkl. nachhaltiger Mobilität an.
     
  9. Durch Information, Bildung und Beratung die Eigenvorsorge fördern
    Der Ausbau von Klimabildung und eines Klimanetzwerks wird gefördert.

Viersen passt sich an – Maßnahmenkatalog

  1. Verankerung der Klimaanpassung im Verwaltungshandeln
  2. Integration von Klimaanpassung in die räumliche Planung
  3. Schwammstadt: Wassersensible Stadt- und Freiraumgestaltung
  4. Freiräume im Klimawandel: Erarbeitung eines Freiraumentwicklungskonzeptes
  5. Prozess- und Planungsstandards für die Umgestaltung und Neuplanung von Stadtgrün
  6. Klimaangepasstes Pflege- und Unterhaltungsmanagement des Stadtgrüns
  7. Ausbau und Verstetigung der Biotopvernetzung
  8. Identifizierung und Entschärfung erosionsgefährdeter landwirtschaftlicher Flächen
  9. Blau-grüne Straßen – Festlegung neuer Straßenstandards
  10. Berücksichtigung von Klimaaspekten bei der Entwicklung städtischer Flächen
  11. Klima-Check städtischer Gebäude und Liegenschaften
  12. Integration von Wasserflächen und - elementen in den urbanen Raum
  13. Verschattung von hochfrequentierten Orten
  14. Schaffung öffentlich zugänglicher Trinkwasserangebote
  15. Reallabor klimaresilienter Stadtraum
  16. Hitzeaktionsplanung für die Stadt Viersen
  17. Zielgruppenspezifische Informationsangebote
  18. Schaffung von Anreizen
  19. Beratungsangebot für Unternehmen und sozialen Einrichtungen
  20. Ausbau von Netzwerken und Kooperationen

Die Erstellung des Klimafolgenanpassungskonzeptes wurde gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. 

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