1854 Ausbau der Kommunalwege Süchteln-Dülken und Süchteln- Lobberich zu Provinzialstraßen (2.10.,I, 1)
5.10.1917 Hindenburgstraße: Umbenennung der Dülkener Straße zwischen Hochstraße und Gaststätte Fortmann an der Straßengabelung Dülken/Lobberich/Boisheim
15.9.1970 Hindenburgstraße: (verlängert um die restliche Dülkener Straße bis zur Stadtbezirksgrenze zu Dülken)
Die Hauptverkehrsstraße verläuft von der Hochstraße im Osten (Ortskern), über den Westring und die Süchtelner Höhen (Westen) nach Dülken im Südwesten.
Sie ist benannt nach: Paul von Beneckendorff und von Hindenburg (1847-1935), Generalfeldmarschall, Chef der Obersten Heeresleitung im Ersten Weltkrieg, Sieger der Schlacht von Tannenberg in Ostpreußen und von 1925-1935 deutscher Reichspräsident.
Die politische Person Paul von Beneckendorff und Hindenburg ist im Zusammenhang mit dem Machtwechsel 1931 umstritten. Insbesondere seit der 2007 erschienen Biografie über Paul von Hindenburg von Wolfram Pyta ist belegt, welche aktive Rolle Paul von Hindenburg bei der Auflösung der Weimarer Republik und dem Übergang von der Demokratie zur Diktatur hatte.
Hierzu hat Dr. Habersack als Leiter des Kreisarchivs eine kurze Zusammenfassung geschrieben.
Die politische Person Paul von Beneckendorff und Hindenburg im historischen Kontext:
Paul von Hindenburg (1847–1934) war im Ersten Weltkrieg ein zunächst an der Ostfront in der Schlacht von Tannenberg militärisch sehr erfolgreicher Oberbefehlshaber und wurde daraufhin zum Generalfeldmarschall befördert. Ab 1916 war er als Chef der Obersten Heeresleitung und somit einerseits maßgeblich beteiligt an dem im Westen geführten „Abnutzungskrieg“, andererseits aufgrund des unbedingten Vorrangs der militärischen Bedürfnisse faktisch Regierungschef mit diktatorischer Vollmacht. Nach dem Versailler Vertrag propagierte Hindenburg die Dolchstoßlegende, wonach die (erschöpften) deutschen Truppen „im Felde unbesiegt“ geblieben wären. Im Übrigen trat Hindenburg bis zum Tod von Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) 1925 kaum in Erscheinung.
Bei der Reichspräsidenten Wahl 1925, bei deren erstem Wahlgang Hindenburg nicht kandidiert hatte, ließ er sich von dem für diese Wahl im sogenannten „Reichsblock“ zusammengeschlossenen rechten Parteienspektrum für den zweiten Wahlgang aufstellen und gewann die Wahl mit relativer Mehrheit knapp vor dem von den Parteien der „Weimarer Koalition“ unterstützten ehemaligen Reichskanzler Wilhelm Marx (Zentrum). Hindenburg blieb auch als Staatsoberhaupt der Republik Monarchist. In der Forschung wurde gelegentlich betont, dass er sich republiktreu verhielt, allerdings muss dies als formales Urteil relativiert werden.
Die in der Wirtschaftskrise zunehmende Zersplitterung und Rechtsverschiebung des Weimarer Parteiensystems und die daraus entstehende Schwierigkeit einer demokratischen Mehrheitsfindung und Regierungsbildung erleichterten es Hindenburg, ab 1930 die letzte auf eine Parlamentsmehrheit gestützte Regierung Müller (SPD) durch ein sogenanntes Präsidialkabinett unter Heinrich Brüning (Zentrum) zu ersetzen und das Parlament dadurch faktisch zu entmachten. Die Präsidialkabinette waren ihrerseits jedoch völlig vom Wohlwollen des Reichspräsidenten und seiner umfassenden Machtbefugnis durch den Notstandsartikel 48 der Weimarer Reichsverfassung abhängig.
1932 wurde Hindenburg mit der Unterstützung der demokratischen Parteien, die damit die Wahl des ebenfalls kandidierenden Adolf Hitler verhindern wollten, wiedergewählt, war aber selbst davon enttäuscht, seine Wiederwahl diesen Kräften zu verdanken. Hindenburg ließ sich von der ihn umgebenden Kamarilla – die auch in der Forschung wiederholt so bezeichnet worden ist – zur Entlassung Brünings und Einsetzung Franz von Papens überreden, der selbst zur „Kamarilla“ gehörte und nach seinem Austritt aus dem Zentrum der republikfeindlichen Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) nahestand. Das bewusste Ziel der Einsetzung von Papens war eine Verschiebung der Regierungspolitik zu Gunsten des rechten politischen Lagers.
Es ist Hindenburg zugute zu halten, dass er eine Ernennung Hitlers zum Reichskanzler zunächst abgelehnt hatte und angesichts der enormen politischen Stärke der NSDAP nach der Weltwirtschaftskrise zum Jahreswechsel 1932/33 eine Regierungsbeteiligung der NSDAP kaum zu vermeiden war. Allerdings hat der Hindenburg-Biograph Wolfram Pyta zusammen mit Rainer Orth zuletzt minutiös aufgezeigt (Historische Zeitschrift 312/2, S. 400–444), dass Hindenburg selbst unmittelbar vor der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 noch die realistische, ausverhandelte und von Hindenburg selbst als möglich eingeschätzte Option hatte, statt Hitler Gregor Strasser in die Regierung zu holen. Pyta und Orth kommen zu dem Ergebnis, dass Hindenburg diese Option bewusst verwarf, „weil er eine rasche und grundstürzende politische Veränderung anstrebte, die nur mit Hitler zu realisieren war: keine Zwischenlösung, sondern eine ‚Endlösung‘“. Dass die Nationalsozialisten unter Hitler dann etwas anderes gewesen sind, als die monarchistisch-republikfeindlichen Kräfte um Hindenburg angestrebt hatten, ist nicht zu leugnen. Auch nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler verschaffte der alternde Reichspräsident Paul von Hindenburg aber noch weiteres Prestige, indem er sich mit Hitler auf dem von den Nationalsozialisten inszenierten „Tag von Potsdam“ zeigte und die Nationalsozialisten damit für konservative Wählerschichten hoffähig erscheinen ließ. Ein mäßigender Einfluss des Reichspräsidenten auf die nationalsozialistischen Maßnahmen in den nächsten Monaten ist sehr überschaubar. Beinahe alles ließ Hindenburg widerstandslos geschehen. Immerhin veranlasste er Hitler, die Erschießungen im Rahmen der Mordaktionen wegen des angeblichen „Röhm-Putsches“ einzustellen, nachdem bereits zahlreiche vermeintliche und tatsächliche Gegner ermordet waren. Hindenburg starb am 2. August 1934.
Dr. Habersack, Kreisarchiv Viersen