(seit dem 3.4.1907 St.-Martin-Straße)
1829 Schiricksweg
1855 Schiricksweg
1892/1895 Schneckengasse
03.04.1907 St. Martin-Straße
Die Straße verbindet als Sackgasse fußläufig den Nordgraben mit der Viersener Straße. Sie wurde am 3.4.1907 auf Antrag der Anwohner von Schneckengasse in St.-Martin-Straße umbenannt. Ihren Namen erhielt die Straße zu Ehren Martin von Tours, dem dritten Bischof von Tours (316-397). St. Martin ist einer der bekanntesten Heiligen der katholischen Kirche, den man vor allem mit seiner Mantelteilung in Verbindung bringt.
1996 wurde das Ergänzungsschild „Schneckejätzke“ auf Antrag des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Dülken angebracht, der die alte mundartliche Bezeichnung der Straße erhalten möchte.
Quellenangaben:
Verein für Heimatpflege e.V. (Hg.) 2014: „Die Dülkener und Boisheimer Straßennamen“
Ihre Entstehung, Erklärung und Deutung
Ein Beitrag zur Geschichte und Topographie der Stadt
Viersen – Beiträge zu einer Stadt, Band 40, Viersen 2014;
Kreisarchiv Viersen, Vorgang zu Verzeichnungseinheit I 4 / Dülken, Nr. 1590
St-Martins-Tradition in Dülken
Seit 2018 ist die Rheinische Martinstradition immaterielles Kulturerbe (UNESCO) des Landes Nordrhein-Westfalen. Dülken kommt in der Geschichte der Martinstradition eine gewichtige Rolle zu.
Bräuche zum Martinstag am 11. November gibt es seit vielen Jahrhunderten, sie gehen weit ins Mittelalter zurück. Auch sind solche Bräuche in ganz Europa verbreitet. Neben der heute noch bekannten Fastenzeit zwischen Karneval und Ostern gab es eine zweite Fastenzeit zwischen dem 12. November und dem Dreikönigstag am 6. Januar. Am Vorabend des Winterfastens, also am Martinstag, wurde bis weit in die 'Fast-Nacht' hinein um das große Martinsfeuer getanzt, Lieder zum Ende der Ernte ("Loop Möller, loop!") wurden gesungen und der junge Wein wurde ausgiebig probiert. Schon an den Tagen zuvor waren Kinder und Jugendliche von Haus zu Haus gezogen, um für ein vorgetragenes Lied süßes Gebäck und Brennholz zu erhalten. Auf den Schultern eines Jugendlichen wurde dabei ein als 'Martinsmännlein' verkleidetes Kind getragen. Zwar war der Tag der Feier nach Martin bekannt, dessen Namenstag man an diesem Tag feierte, mit dem Heiligen selbst hatten die Feste allerdings so gut wie nichts zu tun.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts war aus den alten Bräuchen ein Schabernack geworden. Ganz besonders in den Städten zogen Jugendliche mit brennenden Fackeln grölend umher. Dem preußischen Staat und der katholischen Kirche war das ein Dorn im Auge. Deshalb organisierten Geistliche und Lehrer geordnete Umzüge, bei denen fromme Lieder zu Ehren des Heiligen gesungen wurden. Für die damals noch eigenständigen Stadt Dülken findet sich für das Jahr 1867 der erste schriftliche Beleg eines geordneten Umzugs. In den Folgejahren breitet sich die neue Art Sankt Martin zu feiern immer weiter aus.
So wie es in Dülken bis heute Tradition ist, gab es beim Zug jedoch keinen reitenden Sankt Martin. Der tauchte erst 1886 in der Düsseldorfer Altstadt auf, als man einen als Martin verkleideten Jungen - vermutlich das Martinsmännlein - auf ein hohes Pferd setzt, damit es von allen gesehen werden konnte. Die Heiligenverehrung von Martin als Bischof von Tours (*316, †397) rückte in den Mittelpunkt. Die Lieder zum Martinstag wurden zum Teil umgedichtet, zum Teil entstanden neue Loblieder auf den Heiligen.
Bis 1920 verbreitete sich die neue Art des Martinsfestes im Land zwischen Rhein, Maas und der Voreifel bis in die kleinsten Dörfer und Weiler. Soldaten des deutsch-französischen Kriegs (1870/71) und des Ersten Weltkriegs (1914-18) trugen die rheinische Art, Sankt Martin zu feiern in alle Teile des Deutschen Reiches. Spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg wird als Finale des Laternenumzugs die legendäre Mantelteilung dargestellt.
Heute ist die Rheinische Martinstradition, die einst in Dülken ihren Ausgang nahm, fast überall in Deutschland verbreitet.