Beim städtischen Projekt „Lebenswege im Robend“ wurde die nächste Stufe der angestrebten Sichtbarmachung der Geschichte des Stadtviertels Robend verwirklicht. Ab sofort erzählen drei Graffiti an unterschiedlichen Standorten im öffentlichen Raum drei das Leben im Robend prägende Geschichten.
An der Trafostation an der Krefelder Straße Ecke Flämische Allee würdigt das Graffito die Arbeit des früheren Leiters des Hubert-Vootz-Hauses, Otto Strutz. An sein Wirken erinnert sich Heimatzeugin Katherina Kostoglou. Das von ihm geführte Jugendzentrum befindet sich seit Ende der 1980er Jahre im Schulgebäude an der Krefelder Straße 123. Von 1991 bis 2024 leitete Otto Strutz das Hubert-Vootz-Haus und prägte das Heranwachsen von vielen Menschen im Robend, oft sogar in zweiter Familiengeneration. Er wurde in den über drei Jahrzehnten seines Wirkens zu einer Persönlichkeit im Stadtviertel, mit der Heimatzeugen ihre eigenen Erinnerungen an Kindheit und Jugend verbinden.
Direkt am Bahndamm hinter der Unterführung in der Eichenstraße ist die Erinnerung an das Kohlenklauen an der ersten Häuserwand verewigt. Weil die Versorgung nach dem zweiten Weltkrieg so schlecht war, stahlen die frierenden Menschen das Überlebensnotwendige. Mitunter wurden die Kohlenzüge schon im Ruhrgebiet um ein Drittel oder sogar die Hälfte ihrer Fracht erleichtert. Das Ergebnis war, dass von der erwarteten Kohle überall viel zu wenig ankam. Den Transporten wurde regelrecht aufgelauert und die Rangierbahnhöfe, wo Heimatzeuge Horst Gorny arbeitete, waren regelmäßig das Ziel von Raubzügen. Gorny berichtet, dass manchmal sogar Steine auf die Gleise gelegt wurden, um die Wagons entgleisen zu lassen. Dabei flog die Kohle den Bahndamm herunter, wo sie eifrig eingesammelt wurde.
An der Fassade der Kita am Steinkreis ist die Erinnerung an ein Spiel dargestellt, das früher oft gespielt wurde. Heimatzeuge Walter Feld war eines der Kinder, die sich damals auf der Straße trafen, um miteinander zu spielen. Alles konnte dabei zum Spielzeug werden: ein Stock, ein Lumpenball oder eben auch Pfennige, gewissermaßen die Ein-Cent-Münzen von damals. Jeder Spieler hatte zu Beginn zehn Pfennige. Etwa fünf Schritte von der Wand entfernt wurde ein Strich gezogen. Die Aufgabe bestand nun darin, von der Linie aus eine Münze in Richtung Wand zu werfen und damit möglichst nahe an die Wand zu kommen. Derjenige Spieler, dessen Pfennig am nächsten an der Wand liegen blieb, gewann alle Münzen.
Die gesprayten Wandbilder wurden von professionellen Street-Art-Künstlern angefertigt, vermittelt von Auftragsart, einer Kreativagentur aus Goch mit Wurzeln in der Sprayer- und Hiphop-Szene. Das Projekt „Lebenswege im Robend“ wird gefördert mit Mitteln aus dem Programm „Gesellschaftlicher Zusammenhalt – Vor Ort. Vernetzt. Verbunden“ des Bundesministeriums des Inneren und für Heimat.