Der Name Am Blauen Stein bezeichnete bis 1968 sowohl den Fußweg von der Kreuzung der Löhstraße und Petersstraße bzw. Hoserkirchweg zur Dülkener Straße als auch die noch bestehende und mit Privathäusern bestandene Stichstraße einige Meter weiter westlich. Der Fußweg wurde im Rahmen der Errichtung des Gymnasiums an der Löh, 1992 Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasium, ersatzlos aufgegeben.
Zur Namensetymologie merkt Mackes an, dass oft Pfähle oder Steine die Landflur von Grundstücken begrenzten. Diese Steine hatten je nach Herkunft verschiedene Farben. Wenn das Steinmaterial aus Unkel am Rhein oder aus Namur stammte, hießen die Grenzsteine wegen ihrer Färbung Blausteine und gaben so dem Weg den Namen.
Lohmann weist dem blauen Stein eine Bedeutung im Gerichtsverfahren zu: „Nach den Weistümern anderer Orte führte das Gericht den zum Tode Verurteilten bis zur Grenze des Gebietes der Gerichts- und Immunitätsherren, hier St. Gereon, wo der Vogt, der Vertreter des Schwertherrn und weltliche Vollstrecker des Urteils, der in ältester Zeit das Immunitätsgebiet in Ausübung seiner Amtsgewalt nicht betreten durfte, den Gerichteten in Empfang nahm, um ihn auf dem über Hoser-Beberich führenden Wege zur Richtstätte zu bringen. ... Hier stieß der Henker den Delinquenten bei der Übernahme mit dem Rücken an den blauen Stein, zerbrach ein Stäbchen zum Zeichen des verwirkten Lebens und sprach: ‚Ich stoße Dich an den blauen Stein, Du kommst nicht mehr zu Vater und Mutter heim.' "
Eine genaue Erklärung bleibt aber auch Lohmann schuldig. Jedenfalls verweist der Begriff „blauer Stein" an vielen Orten in Deutschland auf Kultstätten, die als Hinrichtungsstätten genutzt wurden. Heute geht man eher davon aus, dass der Name „Blauer Stein" wohl nicht auf die Farbe des Gesteins zurückzuführen ist, sondern sich etymologisch von der Bedeutung des Wortes „bleuen" wie in „einbläuen", „verbläuen", also „schlagen" ableitet.
Wilhelm Lohmann: Geschichte der Stadt Viersen. Von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Viersen 1913, S. 691 - 692
2 Vgl. http://www.wikiwand.com/de/Blaue_Steine; Abruf: 9.5.2017
Quellenangabe:
Verein für Heimatpflege e.V. (Hg.) 2018: „Viersen im Wandel der Zeiten - Straßenbilder“,
Viersen – Beiträge zu einer Stadt, Band 44, Viersen 2018