(seit 1892/95 Blauensteinstraße)
1765 auf dem blauwen Stein
1801 Blauenstein
24.6.1809 Blauenstein
13.3.1811 Rue pierre bleu
1825 Blauensteinstraße
Die Straße verläuft vom Alten Markt in westliche Richtung zur Langen Straße.
Sie ist sicherlich eine der ältesten Straßen Dülkens und besteht seit mittelalterlicher Zeit. Im Jahre 1861 wurde sie befestigt und erhielt eine Pflasterung. In den Jahren 1911/12 wurde sie infolge zunehmenden Verkehrsaufkommens mit Bürgersteigen ausgestattet. Über Jahrzehnte durchfuhren erst Fuhrwerke, dann zunehmend Autos die enge Straße, bis 1980 die Blauensteinstraße gemeinsam mit dem Alten Markt zu einer Fußgängerzone umgewandelt wurde.
Bis in die Franzosenzeit hinein soll hier ein „blauer Stein“ gestanden haben. Die Bedeutung dieses Steins wird in der Heimatliteratur kontrovers diskutiert. Nach einer Auffassung markierte er lediglich die südliche Grenze des Schultheißenhofes, stellte also nicht mehr als einen Grenzstein dar. Nach anderer Auffassung besaß er rechtsgeschichtliche Bedeutung. Demnach bildete der „blaue Stein“ den Ort, an dem man zu mittelalterlichen Zeiten unter freiem Himmel, zumeist in der Nähe eines Baums, Gericht hielt. Damit die Gerichtsstätte deutlich abgegrenzt und geheiligt sei, umzäunte man sie meist mit einem Seil. Der „blaue Stein“ diente dabei dem Vorsitzenden des Gerichts als Sitz und galt als Zeichen der Würde. Dies hatte er mit den alten Königsthronen und Bischofssitzen gemeinsam, die auch aus Stein bestanden. In den Gebieten des Niederrheins verwendete man für diese Gerichtssteine oftmals den Namurer Blau-Stein. Deswegen wurden alte Gerichtsstätten auch blauer Stein genannt. War das Urteil gesprochen und der Angeklagte verurteilt, übernahm der Henker den Verurteilten, brach zum Zeichen des verwirkten Lebens über ihn ein Stäbchen und sprach dabei die Worte: „Ich stoße dich an diesen Stein, du kommst nicht mehr zu Vater und Mutter heim.“
Quellenangabe:
Verein für Heimatpflege e.V. (Hg.) 2014: „Die Dülkener und Boisheimer Straßennamen“
Ihre Entstehung, Erklärung und Deutung
Ein Beitrag zur Geschichte und Topographie der Stadt
Viersen – Beiträge zu einer Stadt, Band 40, Viersen 2014