Listenart | städtische Denkmäler |
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Listennummer | 489 |
Baujahr | 2. Hälfte 19. Jahrhundert |
Eingetragen seit | 30.04.2009 |
Flur / Flurstück | 95/410 |
Adresse |
Königsallee 51
41747 Viersen |
Lage und Entstehung
Das Wohnhaus des Fabrikbesitzers August von Jüchen ist Bestandteil einer zwei- bis dreigeschossigen Häuserreihe, die - im Stadtplan von 1860 verzeichnet - für die Entwicklung der Viersener Innenstadt maßgebend war. Das Gartenhaus steht auf dem schmalen, nach Westen sich erstreckenden Gartengrundstück direkt an der südlichen Grundstücksgrenze. Es befindet sich mittig zwischen der alten Buche im Westen und dem Wohnhaus im Osten und wird von der Nordseite erschlossen.
Beschreibung
Das Gartenhaus ist in Holzbauweise errichtet, es hat einen fast quadratischen Grundriss mit einem flachen Satteldach. Die Breite beträgt 4,06 m, die Tiefe 3,98 m, die mittlere Höhe bis unter den First 3,90 m und die seitliche Höhe 2,90 m (Innenabmessung). Die Holzkonstruktion ist in Ständerbauweise errichtet: Die Eckständer und die zwei Hauptständer auf der Eingangsseite haben eine Stärke von 10/10cm, die Zwischenständer der Seiten- und Rückwand eine Stärke von 8/8 cm. Die Fußschwellen (12/8 cm) liegen flach auf dem Ziegelfundament, die Riegel (7/7 cm) spannen zwischen den Ständern. Den oberen Abschluss bildet das umlaufende Rähm, in das die Ständer eingezapft sind. Das Dachwerk zeigt eine einfache Sparrenkonstruktion, die Dacheindeckung besteht aus Bitumenpappe.
Die beiden Seitenwände und die Rückwand sind mit einer Brettschalung verkleidet, die auf der Fachwerkaußenseite angebracht ist. Die Fachwerkkonstruktionen der Seitenwände und der Rückwand sind im oberen Drittel in den Raumecken mittels einer diagonalen Verstrebung ausgesteift. Die Kanten aller tragenden Hölzer sind abgefast und die Holzverbindungen mit einem einfachen Holzdübel verbunden.
Nur die Eingangsseite des Gartenhauses mit dem gestalteten Giebeldreieck ist offen. Zwischen den vier Ständern befindet sich mittig eine zweiflügelige Eingangstür (1,55 x 2,40 m). Der Sockel des Türflügels ist mit einer Holzkassette geschlossen, und das Glasfeld ist mit zwei Eisensprossen unterteilt. Rechts und links der Tür befindet sich jeweils ein zweiflügeliges Fenster (1,05 x 1,50 m) mit zweifacher Sprossenteilung. Die Oberlichter über der Tür und den Fenstern wurden wahrscheinlich nachträglich verschlossen. Die Fenster besitzen noch die bauzeitlichen Espagnolette-Verschlüsse (Drehstangenverschlüsse). Von der Eingangstür ist nur noch der rechte Türflügel erhalten, alle Beschläge der Verriegelung sind entfernt.
Die Schauseite des Gartenhauses ist architektonisch gestaltet: Zwischen Oberlicht und dekorativem Giebeldreieck spannt sich ein Friesband aus querovalen Holz-Sägewerk-Applikationen mit ausgesparten Rauten. Der Fries wird begleitet durch ausladende Profile, die um die kapitellartig gestalteten Holzständerabschlüsse verkröpft sind. Das Giebeldreieck ist mit einem reich geschwungenen und verästelten Blattwerk gefüllt, das aus einfachem Holzschnitzwerk mit gesägten Ranken und Abakusblumen aufgenagelt ist.
Die Seitenwände sind hingegen geschlossen und einfach gestaltet; wahrscheinlich waren sie schon immer für eine Bepflanzung vorgesehen. Links neben dem Gartenhaus versteckt im Grün steht noch eine Wasserpumpe aus Gusseisen.
Im Gartenhausinnenraum befinden sich in den rückwärtigen Raumecken zwei Eckschränke von 2,00 m Höhe mit Einlegeböden und Tür. Die Schrankoberkante wird mit einem Holzprofil angeschlossen. Über den ursprünglichen Fußbodenbelag kann keine Aussage gemacht werden, da er vollständig heraus gebrochen ist.
Denkmalwert
Das Gartenhaus ist ein bemerkenswertes Einzelobjekt im Wohngarten zwischen der ausladenden Buche und dem Wohnhaus Königsallee 51. Die Standortwahl mit der offenen Seite nach Norden ermöglichte den Bauherren Schutz vor der direkten Sonne, wobei zugleich der Platz vor dem Gartenhaus im Sonnenlicht liegt.
In seiner Form und vor allem in der Art der dekorativen Gestaltung des Giebeldreiecks mit Rankwerk und Abakusblume ist das Gartenhaus ein Einzelexemplar im Rheinland. Die gesägten Zierausfachungen sind ein beliebtes Gestaltungselement im ausgehenden 19. Jahrhundert. Sie wurden verbreitet durch Publikationen - wie zum Beispiel Dekorativer Holzbau von Max Graef aus dem Jahr 1901/ Leipzig (z.B. Tafel 23 und 28) -, die Mustertafeln mit verschiedenen Motiven für gesägte Verzierungen zeigten.
Die Erhaltung des Gartenhauses ist von besonderer Bedeutung, da bereits viele dieser kleinen Bauwerke verloren gegangen sind. Sie werden nicht mehr genutzt, was sich in den oft fehlenden Instandhaltungsmaßnahmen niederschlägt. Durch ihre oft einfache und leichte Bauweise schreitet der Verfall, wenn er erst mal begonnen hat, schnell fort.
Als original erhaltenes Gartenhaus des 19. Jahrhunderts einschließlich Wasserpumpe, ursprünglich zugehörig zur weitgehend noch geschlossen erhaltenen historistischen Bebauung an einer der prominentesten Straßen im Viersener Ortskern, ist aus den oben beschriebenen Gründen bedeutend für Viersen.An seiner Erhaltung und Nutzung besteht aus wissenschaftlichen, hier architekturgeschichtlichen sowie aus ortsgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Es handelt sich daher um ein Baudenkmal gemäß §2 Denkmalschutzgesetz NRW.
Quellen und Literatur
Bestandsdokumentation durch den Landschaftsverband Rheinland/ Referat Bauforschung des Amts für Denkmalpflege im Rheinland (Christina Notarius)
Graef, Max: „Dekorativer Holzbau“, Leipzig 1901
Im Auftrag
Christina Notarius
Landschaftsverband Rheinland/ Amt für Denkmalpflege im Rheinland
Ortstermin: 10.11.2008