Groß-Frankeser-Hof

Baudenkmal Details
Listenart ländliche Denkmäler
Listennummer 001
Baujahr 1763/19. Jahrhundert
Eingetragen seit 15.01.1985
Flur / Flurstück 11/17
Adresse
Pütterhöfe 3
41751 Viersen

Beschreibung
Unter der Gehöftgruppe Pütterhöfe, außerhalb Boisheims gelegen, befindet sich als eindrucksvolle Backsteinhofanlage der Groß-Frankeser-Hof.

Das Haupthaus wurde laut Ankersplinten 1763 von der Familie Frankeser errichtet. An dieses schließen sich später hinzugefügte Stallungen, Schuppen, eine zweigeschossige Scheune, 1882 erneuert, sowie ein eingeschossiger Torflügel an. Zusammen bilden sie einen fünfeckigen Innenhof. Scheune und Torhaus sind teilweise in Fachwerk mit Lehm- und Holzgeflechtausfachungen erbaut. Linker Hand, unter dem später erbauten Torflügel, liegt ein Gewölbekeller wie auch unter der großen Scheune, deren straßenseitige Giebelwand eine Ankersplinte mit der Jahreszahl 188(2) aufweist.

Bei dem eingeschossigen Backsteinhof handelt es sich um den Typ des niederrheinischen Hallenhauses Viersener Prägung. Das Gebäude ist in Ständerbauweise errichtet (Eichenholzkonstruktion). Seine Fachwerkinnenwände sind teils mit Lehmziegeln, teils mit Lehm-Holzgeflecht in den Gefachen ausgefüllt.

Das Gebäude trägt ein Krüppelwalmdach und besitzt zum Hof hin eine große Toreinfahrt. Links davon führt eine niedrige breite Tür für Mistkarren in den Kuhstall und rechts davon eine schmale Tür zum Pferdestall. Im 19. Jahrhundert wurde die Hofgiebelseite erneuert; ihre Tür- und Fensteröffnungen zeigen flache, backsteingemauerte Stichbögen.

Die Frontgiebelseite hingegen ist in ihren Tür- und Fensteröffnungen noch original. Sie werden durch backsteingemauerte Entlastungskorbbögen betont. Die Eingangstür und das rechtsseitige Fenster werden durch einen Zweitbogen gemeinsam überspannt. Die Fenstervergitterung kam später hinzu. Klappläden fehlen zumeist. Die Blockrahmen sind aus Holz und zum Teil ersetzt durch Zement.

Außer der Jahreszahl der Erbauung, des Christogramms JHS weisen die Ankersplinte noch erkennbar die Buchstaben MF und CF auf.

Das Gebäude ruht auf einem etwas stärker gemauerten Sockel, in dem sich die Kelleröffnungen befinden. Den Eingang ziert ein ca. 1,20 m breiter Kieselsteinbelag mit Musterung (Keienboden). Die Fensterachsen der Traufseiten sind nicht regelmäßig; die Öffnungen ungleichmäßig.

Im Inneren ist der Gesamtaufbau des Wohn- und Stallhauses noch klar abzulesen. Als 7-Ständer-Haus verfügt es über ungewöhnlich viel Raum. Die gewaltige Länge des Gebäudes ist durch eine Doppel-Kaminwand in Stall- und Wohntrakt unterteilt. In der rechten Hälfte der Kaminwand zur Futterdeele hin befindet sich noch der gemauerte Backofen und darüber der Räucherkamin. Rechts davon führt eine (erneuerte) Stiege nach oben. Links ist die Durchgangstür zum Küchentrakt.

In den Abseiten der Futterdeele liegen die Viehställe und Gesindekammern. Die Futteröffnungen des Kuhstalles an der linken Abseite sind durch hölzerne Klappläden verschließbar. Etwa am Ende des Viehstalles befindet sich in der Halle der gemauerte Pumpbrunnen. Auf der gegenüberliegenden Seite liegt der Pferdestall mit Futtertrog, der von der daran anschließenden Knechtkammer aus gefüllt werden konnte. Auf sie folgt eine weitere Gesindekammer. Beide liegen mit ihrem Boden etwa 30 cm erhöht.

Zwischen den beiden Türen, nach der Halle gerichtet, führt von hier aus durch eine etwas vorgesetzte Schranktür eine steile Treppe hinunter in einen ca. 1,80 m hohen Gewölbekeller, der sich in seiner Länge und Breite unter beiden Kammern (Opkamer) erstreckt.

Die gegenüberliegende Kammer, an den Kuhstall anschließend, führt heute zum angebauten Stallgebäude. Der Fußboden der Futterdeele ist vornehmlich mit Kieselsteinen und daneben mit neuerem Plattenbelag bedeckt.

Die ca. 10,00 m auf 5,50 m große Küche im Wohnteil mit Kamin weist einen braunen Tonplattenfußboden auf. Sie und die je drei Kammern in den beiden dortigen Abseiten tragen Kölner Decken mit Profilierung. Die Kammern besaßen ehemals Holzböden. In der seitlichen Fensterecke der Giebelwand steht ein vorgezogener Kellerschrank mit Aufsatz. Durch seine niedrige, zweiflügelige Tür führt eine steile Holzstiege in einen ca. 2,15 m tiefen Gewölbekeller mit Ziegelsteinboden. Das Gewölbe erstreckt sich bis zum Kuhstall, ist aber unter der letzten Kammer mit einer 24-er Backsteinmauer unterteilt; eine geheime Fußbodenluke führte von dieser letzten Kammer in den hinteren Teil des Kellers. Zwischen den Doppeltüren der beiden Schlafkammern befindet sich ein zweiter Kellerabgang, diesmal wie in der Futterdeele, als niederer Holztürenschrank ausgebildet.

Das Hauptgebäude weist kaum spätere Einbauten bzw. Veränderungen auf.

Der 5-eckige, mit Kiesel und Kopfstein gepflasterte Innenhof mit seinen stumpfen Winkeln, unterschiedlichen Toreinfahrten und Torhaus gibt einen anschaulichen Eindruck von der ehemaligen Bedeutung und Größe der Hofanlage.

Die zweigeschossige Scheune gegenüber dem Haupthaus besitzt im Obergeschoss Wohnräume mit Kölner Decken. Außerhalb des Gehöftes steht noch ein Fachwerkschuppen neben der Torhausseite.

Als jüngeres Beispiel eines niederrheinischen Hallenhauses Viersener Prägung kommt ihm eine große Bedeutung zu: durch die nahezu unveränderte Wohn-Stallhaus-Architektur mit bauphysikalisch originalem Zustand, durch die voll erhaltene Konstruktion in Ständerbauweise mit Fachwerk in Lehmgeflecht und Backsteinmauerwerk der Außenwände, durch die Ablesbarkeit der ursprünglichen Nutzung, durch die besondere Größe und die noch originale Ausstattung.

Nicht nur in den charakteristischen Merkmalen des Hauptbaues liegt der Erhaltenswert, auch der seltene 5-eckige Hofgrundriss ist bemerkenswert.

Aus volks- und siedlungsgeschichtlichen (Teilungshof), architekturgeschichtlichen und wissenschaftlichen Gründen liegen Erhalt und Nutzung des Groß-Frankeser-Hofes gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz im öffentlichen Interesse.

Quellen
Akte Pütterhöfe 3, Groß-Frankeser-Hof 
Sta. 65 Hochbauamt der Stadt Viersen 
Beschreibung und Planzeichnung zur Verfügung gestellt von Klara Vennekel

Literatur
Brües, Eva, Die Denkmäler der ehemaligen Gemeinde Boisheim, in: Heimatbuch des Kreises Viersen 1977, 28. Folge, Seite 86 
Mitteilung des Verbandes der Pütter-Familien H. 20. April 1977, hrgs. vom Verband der Pütter-Familien e.V., Essen, sowie H. 17. Juni 1975, Seite 19 und Stammfolge Pütter - Pötter aus Pütterhöfe 1 und Pütter aus Pütterhöfe 2.

Stand
Hochbauamt der Stadt Viersen 
August 1984 
Überarbeitet: 24.10.2003