Harmesgut

Baudenkmal Details
Listenart ländliche Denkmäler städtische Denkmäler
Listennummer 335
Eingetragen seit 16.02.1994
Flur / Flurstück 86/33
Adresse
Hindenburgstraße 7
Viersen

Geschichte
1513 This Harmes
This Matsebekel verzichtet auf das Harmesgut
R. Harmes hat einen jährlichen Sackzehnten von einem Sester an den Pfarrhof
1583 5 1/2 Sester an den Schultheißen Trein Harmes 4 Morgen
1 1/2 Stüber
1662 Mathias Bongartz
1684 Theis Harmes
1741 Anna Christine Steinberg
1793 Johann Heinrich Goldbach
1892 Selbach
1903 Umbau des Wohnhauses für Herrn Heinrich Lorenz
Ausführung: P.H. Schmitz, Grefrath
1934 Geschwister Lorenz

Beschreibung
Es handelt sich bei dem Gebäudekomplex um das ehemalige "Harmesgut'.
Das zweigeschossige Wohn-Geschäftshaus ist im Erdgeschoss in 3 Achsen errichtet. Die zur Hindenburgstraße gerichtete Fassade weist eine Putz-Stuckarchitektur auf. Hinter der Putzfassade aus der Zeit der Jahrhundertwende verbirgt sich ein Ständerwerk, das schätzungsweise aus dem 17./18. Jahrhundert stammt. Gleichen Alters dürfte auch die kirchenseitige Außenfront des Hofflügels sein.

Die straßenseitige Fassade erfährt durch die Pilastergliederung im Erdgeschoss sowie Geschossgesimse eine horizontale Gliederung. Erdgeschossig ist der Ladeneingang mit den nebenliegenden Ladenfenstern und der Hauseingang in der rechten äußeren Achse zu finden. Die Haus- und Ladeneingänge sowie die Fenster werden von beidseitigen Eckpilastern gerahmt. Den Übergang vom Erdgeschoss zum Obergeschoss bildet ein in schlichter geometrischer Ornamentik gehaltenes Geschossgesims.

Die Obergeschossfenster, versehen mit einem Flachbogen, erfahren eine Bänderumrahmung mit bekrönendem Schlussstein.
Das Dachgesims ist auf einem Konsolenfries gelagert. Die Konsolen weisen eine reizvolle vegetabile Ornamentik auf.

Die eigentliche ursprüngliche kirchenseitige Außenwand des Hofflügels ist eine Fachwerkkonstruktion, eine Skelettbauweise, deren tragendes Gerüst aus hölzernen Pfosten mit Querriegeln besteht. Die Gefache sind mit Ziegelsteinen, teilweise mit Lehmflechtwerk ausgefüllt.
Die tragende Konstruktion des Wohnhauses besteht aus einem Ständerwerk, das wie die Fachwerkaußenwand aus dem 17./18. Jahrhundert stammt. Gleichen Alters ist vermutlich die Dachkonstruktion.

Bei dem Umbau des Hauses im 19. Jahrhundert wird die im hinteren Bereich des Wohnhauses zu findende Holztreppe errichtet. Die Treppe weist ein gedrechseltes Geländer sowie einen mit Blüten- und geometrischer Ornamentik verzierten Treppenanfangspfosten auf.

Die Hindenburgstraße ist eine der Hauptverkehrsachsen in Viersen-Süchteln. Sie verbindet den im Westen befindlichen Stadteingang mit dem Zentrum. Das im Stadtzentrum liegende Haus Hindenburgstraße 7 ist Bestandteil einer zweigeschossigen Häuserzeile des 18./19. Jahrhunderts und ist im Zusammenhang mit der evangelischen Kirche zu sehen, die ursprünglich hinter einer Häuserzeile versteckt liegt.
Das Wohn- und Geschäftshaus veranschaulicht die bauliche Entwicklung vom 17./18. Jahrhunderts bis Ende des 19. Jahrhunderts wie sie kennzeichnend ist für eine Vielzahl von Gebäuden in Süchteln. Hinter einer durch den Einfluss des Historismus geprägten Fassade verbirgt sich die ursprüngliche Ständerwerk-und Fachwerkkonstruktion des Haus- und Hofkomplexes aus dem 17./18. Jahrhundert.

Seine Bedeutung erfährt er somit im geschichtlichen Ortsbezug wie auch im Alterswert. So ist er ein Beispiel selten gewordener ländlicher Architektur hinter einer "neuzeitlichen" Fassade wie auch ein bedeutendes Dokument für die historische Entwicklung der Stadt Süchteln.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, ortsgeschichtlichen und städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung des Gebäudekomplexes Hindenburgstraße 7, gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.

Literatur
"Wo Deine Ahnen wohnten" ,Übersicht der Gehöfte von Süchteln, zusammengestellt in Ausschnitten der vereinigten Dreistädtezeitung vom 27.09.1934 bis 19.01.1935 durch das Stadtarchiv Viersen
Eva Brües: "Die Denkmäler der ehemaligen Stadt Süchteln, Teil II. Die profanen Denkmäler "in: Oberkreisdirektor Viersen (Hrsg.)" Heimatbuch des Kreises Viersen 1979", 30. Folge, Seite 33-59

Quellen
Akte Hindenburgstraße 7
Sta. 63 Bauordnungsamt der Stadt Viersen
Akte Hindenburgstraße 7
Sta. 65 Hochbauamt der Stadt Viersen

Stand
Juli 1993