Irmgardiskapelle

Baudenkmal Details
Listenart religiöse Denkmäler
Listennummer 256
Baujahr 1664
Eingetragen seit 01.02.1991
Flur / Flurstück 98/101
Adresse
Heiligenberg
41749 Viersen

Geschichte
um 1025 Irmgard Gräfin von Zytphen wird auf Schloss Aspel bei Rees als Tochter des Dietrich Graf von Zytphen geboren. Sie führt einige Zeit ihres Lebens als Einsiedlerin auf dem Heiligenberg ein "demütiges, gottgefälliges" Leben.
um 1085 stirbt Irmgard Gräfin von Zytphen in Köln.
1498 im Xantener Visitationsbericht findet sich eine erste Nachricht über eine Kapelle auf dem Heiligenberg.
1589 die Kapelle wird als "ganz verwüstet und verdorben" bezeichnet.
1606 die Instandsetzung der Kapelle wird abgeschlossen. Dennoch verfällt das Gebäude, vermutlich eine Fachwerkkapelle, wieder.
1664 Abt Aegidius Romanus aus dem Benediktiner Kloster St. Pantaleon in Köln lässt eine neue Kapelle in Backstein errichten.
1681 Abt Aeqidius Romanus stiftet einen Barockaltar. Ferner werden die vier ursprünglichen Fensteröffnungen verglast.
1714 die Glocke des Dachreiters wird erneuert.
08.07.1740 Papst Benedikt XIV. gewährt jedem Besucher der Kapelle einen vollkommenen Ablass.
05.09.1846 Papst Pius IX. gewährt nach mehrmaliger Erneuerung den Ablass auf ewige Zeiten.
Mitte 19. Jahrhundert Der Irmgardisverein wird gegründet. Er trägt durch freiwillig übernommene Arbeiten und reichlich gespendeten Beiträgen zur Verschönerung der Kapelle und des Heiligenberges bei.
1852 der Kaufmann Albert Rath erwirbt Fenster aus dem alten Pastorat im Vorster Felde und lässt sie in der Kapelle einbauen.
1942 unter Pfarrer Kreyenberg werden zwei Fenster in den Chor der Kapelle gebrochen.
1961/1962 es werden Restaurierungsarbeiten am Äußeren und Inneren der Kapelle durchgeführt.
09.09.1980 Die "vier Marschälle", vier spätgotische Holzfiguren, werden bei einem nächtlichen Einbruch gestohlen. Später tauchen zwei der Figuren wieder auf.

Beschreibung
Die südwestlich Süchtelns auf dem Heiligenberg zu Ehren der heiligen Irmgardis errichtete Kapelle ist ein geschlämmter Backsteinsaal mit dreiseitigem Chorabschluss. Er misst ohne Vorhalle 10,65 m in der Länge und 5,90 m in der Breite. Der geschweifte Westgiebel ist durch eine große Nische mit spitzbogigem Abschluss gegliedert. Darin befindet sich die Kopie eines Kruzifixes des frühen 17. Jahrhunderts. Das Original wird aus Sicherheitsgründen in der St. Clemens-Kirche in Süchteln aufbewahrt. Das über dem Chor abgewalmte Schieferdach trägt einen Dachreiter mit geschwungener Haube und schmiedeeisernem Kreuz. Breite gemauerte Strebepfeiler stützen die Polygonalecken des Chores. Sie sind im Innern, auch an den Längswänden, durch Rundbögen miteinander verbunden. So wird eine zweite Mauerschicht gebildet. Ein Triumphbogen trennt den Chorraum ab. An seiner Stirnwand befinden sich die Jahreszahlen 1664 und 1864. Die hochrechteckigen Fensteröffnungen mit hölzernen profilierten Rahmen werden durch Eisenstangen gesichert. Die Vorhalle hat eine korbbogenförmige Toröffnung. Seitlich da-von befindet sich je ein Fenster. Innen über der Vorhalle ist die Empore mit hölzerner Brüstung über eine eingebaute Wendeltreppe zu erreichen. Das Eingangsportal mit der ursprünglichen Eichentür ist im Westen. Die beiden Nebeneingänge im Norden und Süden sind dem Prozessionsweg zugedacht. Die letztere ist jedoch inzwischen zugemauert.

Die flache Decke im Innern wird durch barocke Ornamente im angetragenen Stuck (Lehm mit Kalkanstrich) gegliedert. Kreise und Rechtecke werden von Christussymbolen und Palmetten geschmückt. In einem Medaillon befindet sich das Christogramm an den Kreuznägeln, umgeben von einem Strahlenkranz. In der zweiten Kartusche sind das Kreuz und zwei Marterwerkzeuge dargestellt. Es handelt sich um die älteste noch erhaltene Stuckdecke mit religiöser Emblematik am mittleren Niederrhein.

Die Irmgardiskapelle ist Wahrzeichen für die Religiosität der Bürger der ehemaligen Stadt Süchteln. Sie ist über die Grenzen der Stadt bekannt. Dies weisen Besucherzahlen der jährlichen Oktav auf. In jedem Jahr am 4. September, dem Sterbetag der Heiligen Irmgardis, oder am folgenden Sonntag wird mit besonderer Feierlichkeit das Fest der heiligen Irmgardis begangen. Zur Tradition gehört ebenso der festliche Aufzug der schon 300 jährigen St. Irmgardis-Schützen-Bruderschaft Süchteln-Dornbusch am folgenden Montagvormittag.

Darüber hinaus stellt die Kapelle ein kunsthistorisch einmaliges Gebäude dar. Während die äußere Gestaltung noch eine spätgotische Formgebung aufweist, sind die Detailformen wie z.B. der geschweifte Giebel, barock ausgeführt. Das Innere der Kapelle ist im barockem Zeitgeschmack ausgeführt.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere volkskundlichen, lokal-, religions- und architekturgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung des Gebäudes mit historischen Ausstattungsstücken und des Irmgardisbrunnen gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.

Literatur
Eva Brües:" Die Denkmäler der ehemaligen Stadt Süchteln, Teil 1: Die sakralen Denkmäler" in: Oberkreisdirektor Viersen (HRSG): "Heimatbuch des Kreises Viersen 1978", 29. Folge, Seite 172 - 205
Joseph Deilmann "Geschichte der Stadt Süchteln", Süchteln 1924
Heinz-Peter Mielke: "Stuckdecken mit religiöser Emblematik am mittleren Niederrhein" in: Oberkreisdirektor Viersen (HRSG) : "Heimatbuch des Kreises Viersen 1985", 36. Folge, Seite 205 - 208
Paul Schotes: "Süchteln" in: Rheinische Kunststätten, Heft 10, Köln 1963
Die Heilige Irmgardis und ihre Kapelle auf dem Heiligenberg", Süchteln 1964

Quellen
Akte Sta. 65 Hochbauamt der Stadt Viersen

Stand
Juli 1990