Katholische Pfarrkirche St. Cornelius

Baudenkmal Details
Listenart religiöse Denkmäler
Listennummer 196
Baujahr 1871-1908
Eingetragen seit 20.06.1989
Flur / Flurstück 62/408
Adresse
Alter Markt 1
41751 Viersen

Geschichte
03.12.1135 Erzbischof Bruno II erwähnt eine Kirche in Dülken (nicht gesichert).
1210 Hermann I. der Abtei St. Vitus in Gladbach ermahnt die Pfarrangehörigen von Dülken.
1243 Der erste Leutpriester von Dülken wird ernannt.
14.10.1279 Erzbischof Siegfried von Köln setzt die Niederlegung der Befestigung um den Kirchturm
(zugleich Wehr- und Wachturm) durch.
1308 Der erste Pfarrer und der erste Vikar werden ernannt.
1352 Die Benediktinerabtei Mönchengladbach inkorporiert die Kirche.
15.06.1453 Schöffenbrief zum Neubau einer gotischen Kirche (Staffelkirche) mit Turm in vier Stockwerken wird geschrieben.
1478 Die Kirche wird den Heiligen St. Cornelius und St. Udalricus geweiht.
1593 Das Glockengewölbe stürzt ein.
19.06.1723 Ein Brand vernichtet die Kirche und 40 Häuser.
1729 Die Kirche wird als dreischiffige Stufenhalle zu vier Jochen mit Kreuzgratgewölben auf Rundpfeilern, 2 Chorjochen und 3/8-Schluss wiederhergestellt. Der Westturm mit vier durch Blenden gegliederte Stockwerke und einer viereckigen Pyramide mit achtseitigem Helm als Dachabschluss wird der Kirche vorgebaut.
22.02.1799 Der Turmhelm wird durch einen Orkan zerstört.
01.06.1827 Der Turmhelm ist wiederhergestellt.
1855 Pläne zur Erweiterung der Kirche werden vorgelegt.
16.06.1871 Der Grundstein zum 3. Kirchenbau wird gelegt.
16.08.1873 Die Muttergotteskapelle wird eingeweiht.
1873-1879 Heinrich Wiethase entwirft einen Neubau.
08.06.1874 Der erste Bauabschnitt (Chor, Querschiff, zwei östliche Joche) ist fertiggestellt und wird eingeweiht.
1891 Der Westteil der alten Kirche wird abgebrochen.
06.10.1903 Der zweite Bauabschnitt unter Heinrich Renard, Neffe von Heinrich Wiethase, wird begonnen.
1904 Der Turm wird abgebrochen.
1908 Der Neubau der Kirche ist fertiggestellt.

Beschreibung
Die St .Cornelius-Kirche ist ein Backsteinbau mit neugotischen Stilelementen. Der Grundriss ist gegliedert durch ein Langhaus zu fünf Jochen und einem nicht ausladenden Querhaus mit je einem Chorjoch in Breite der drei Mittelschiffe und einem geraden Abschluss, der durch Platzmangel bedingt ist. Die räumliche Beschränkung erklärt auch die verhältnismäßig große Breitenausdehnung der Kirche.
Die drei mittleren Schiffe bilden eine mächtige Halle mit Kreuzgratgewölben über Bündelpfeilern. Die beiden äußeren Schiffe sind sehr niedrig und basilikal hinter niedrigen Rundpfeilern angefügt. Hohe Maßwerkfenster in den Außenwänden gliedern jedes Joch. Der hohe Westturm besitzt ein hohes Eingangsgewölbe und Nebenkapellen. Er geht über drei Geschosse, außen erkennbar durch je drei Spitzbogenblenden bzw. Schallarkaden auf jeder Seite, und findet seinen Abschluss in einem geschieferten Helm. Die äußeren Schiffe sind durch Pultdächer gedeckt, über denen sich Strebepfeiler erheben. Strebebögen stützen die Außenwände des Hauptschiffes, die in je fünf Giebeln mit Satteldächern enden. Besonders prächtig ausgebildet sind die nördliche Querhausfassade und das Westportal im Turm. Über dem Portaleingang des nördlichen Querhauses steht eine Muttergottes auf einem Mittelpfeiler, unter ihr knien Engel mit dem Stadtwappen, über ihr beten zwei weitere Engel. Über dem Westportal des Turmes ist ein Tyrnpanonrelief gearbeitet, das Jesus im Kreise seiner Jünger dargestellt. Rechts und links, separat auf Konsolen stehend, sind der Heilige Petrus und der Heilige Cornelius gearbeitet. An der Südostseite des Chores befindet sich die Marienkapelle, die nach einem Plan von Heinrich Wiethase errichtet wird. Die ursprünglich 1625 errichtete Marienkapelle an anderer Stelle in Dülken wird abgebrochen. Über dem Portal der Marienkapelle stehen sorgfältig ausgeführte Bauplastiken so z.B. eine Verkündigung und eine Pieta. Die Glasfenster der St. Cornelius-Kirche werden sämtlich nach dem letzten Weltkrieg erneuert.

Ausstattung
Sakramentshäuschen
Das Sakramentshäuschen aus Sandstein, Höhe: 1,80 m, Breite: 87 cm, ist als Fragment erhalten. Es handelt sich dabei um die Rahmung des mittleren Türchens, hinter dem sich ein Relief (um 1480/1500) verbirgt. Das Relief, Höhe: 19 cm, Breite: 53 cm, zeigt eine lebhaftbewegte, bäuerlich schwerfällige Szene des Abendmahls mit Christus, Johannes und fünf Aposteln. Das ursprüngliche Türchen, ein Durchsteckgitter, befindet sich im sogenannten "Museum", ein Turmseitenraum im Obergeschoss. Es ist durch eine moderne, silbergetriebene Tabernakeltür ersetzt.

Beichtstühle
Ein Beichtstuhl (um 1770/1780) aus Eiche, dreiteilig, ist in der Mitte gewölbt. Auf seinen vier Pfeilern sind Rokokoornamente ausgearbeitet.
Sieben weitere Beichtstühle (Ende 19. Jahrhundert.), aus Eiche geschnitzt, zeigen unterschiedliche figürliche Schmuckformen. An den sorgfältig gearbeiteten Beichtstühlen fehlen teilweise die oberen Fialen.

Chorgestühl (Ende 16. Jahrjundert)
Das Chorgestühl besteht aus zweimal fünf Sitzen. Die Knäufe sind abwechselnd als Akanthusblätter und als Köpfe ausgebildet. Die vorderen Abschlusswände sind neugotisch.
Taufbecken (Anfang 16. Jahrhundert)
Das Taufbecken aus Blaustein, Höhe: 87 cm, Breite: 48 cm, steht auf einer quadratischen Basis. Darauf folgt ein achteckiger Fuß, ein Schaft, ein Nodus und das Becken, sämtlich profiliert, jedoch nicht weiter ausladend als die Basis, Die Messingwanne mit Deckel (18. Jahrhundert) misst mit Knauf und Kreuz etwa 30 cm.

Kirchenbänke
Das gesamte Kirchengestühl wird mit dem letzten neugotischen Neubau einheitlich mit geschnitzten Wangen aufgestellt.
Sieben Kirchenbänke aus Eiche des 18. Jahrjundert mit 1,12 m hohen Wangen sind in Nebenräumen abgestellt.
Kanzel (um 1900)
Die Kanzel aus Eiche zeigt auf den vier Polygonseiten in beinahe vollplastischen Reliefen folgende Szenen:
- Moses
Ich bin der Herr, Dein Gott (II Moses 20 Vers 7)
- Segnender Christus
Seid vollkommen wie Euer Vater (Mathäus 5 Vers 48)
- Petrus
Tuet Buße zur Vergebung der Sünden (Apostel 6/2 Vers 38)
- Heiliger Papst
Du bist Petrus (Mathäus 10 Vers 18)
Sakristeischrank
Der Sakristeischrank aus Eiche wird in der Zeit des letzten Neubaus aufgestellt.

Glocken
Auf allen drei Turmglocken ist folgende Inschrift zu lesen:
ALEXIUS PETIT EN HENRICUS SEYNEN ZOON HEBBEN MICH GEGOTEN
ANNO 1780.
Außerdem trägt jede Glocke eine spezifische Inschrift:
Die größte: AVRES DVM SONITANS TANGO VOR GRATIA TANGAT COELESTIS QVAE VOS IN PIA VOTA TRAHAT.
DOOR MEYN GELEUD MOEK IK BEKENNT DEN GODSDIENST EN HET LEVENSEND!
Die mittlere: QVAESO VDALRICVS SIT NOSTER IVGIS AMICVS
(1780)
Die kleinste: LAVDES DONATI RESONO? QVI FVLGVRA PELLAT, PROTEGAT INDIGENAS PROSELVTOSQVE SIMUL.
(1780)
Die Dachreiterglöckchen tragen ebenfalls Inschriften:
die größere: JACOB CLAREN IN KÖLN GOSS MICH ANNO 1785 AD LAUDEM DEI
die kleinere: IESVS MARIA JOSEPH HAS AEDES CRVCE SIGNATAS FVLGVRE PROTEGANT.
ALEXIUS PETIT ME FECIT
(1774) Kruzifixus (Ende 16. Jahrhundert/Anfang 17. Jahrhundert)

Mit 60 m Länge und 35 m Breite bei 1300 m² Innenraum ist die St. Cornelius-Kirche in Dülken eine der größten Pfarrkirchen des Rheinlandes. Der weite lichte Raum drückt mit den Formen der Spätgotik das Raumbewusstsein des 19. Jahrhunderts aus.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen und volkskundlichen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung des Gebäudes gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.

Quellen
Akte Sta. 65 Hochbauamt der Stadt Viersen
Akte Sta. 63 Bauordnungsamt der Stadt Viersen
Französisches Urkataster 1812

Literatur
Landschaftsverband Rheinland, Amt für rheinische Landeskunde, Bonn (Hrsg.): "Rheinischer Städteatlas Dülken", Lieferung V Nr. 27, 1979
Clemen, Paul (Hrsg.): "Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 1.1: Die Kunstdenkmäler des Kreises Kempen", Düsseldorf 1891, Nachdruck Moers 1980/81, Seite 31-38
Brües, Eva: "Die Denkmäler der ehemaligen Stadt Dülken Teil l; Die Sakralen Denkmäler" in: Oberkreisdirektor Viersen (Hrsg.): "Heimatbuch des Kreises Viersen", 31. Folge, Seite 122-139

Stand
Hochbauamt der Stadt Viersen
Februar 1989