Katholische Pfarrkirche St. Maria Hilfe der Christen

Baudenkmal Details
Listenart religiöse Denkmäler
Listennummer 418
Baujahr 1855-1857
Eingetragen seit 18.07.2001
Flur / Flurstück 75/184
Adresse
Barionstraße 12
41749 Viersen

Geschichte
Die Kirche St. Maria Hilfe der Christen in Dornbusch ist die Pfarrkirche der umliegenden Bauernschaften Dornbusch, Kölsum und Rennekoven. Wegen der großen Entfernung aus dem lose besiedelten bäuerlichen Gebiet zu den bestehenden Pfarrkirchen in Süchteln, Dülken oder Lobberich wird sie 1855-58, zunächst als Kapelle, nach einem Entwurf des Kölner Baumeisters Vincenz Statz errichtet.
Die erste urkundliche Erwähnung von Dornbusch findet sich 1465 in einem Zehnt-Vertrag des Kanonikers Matthias zu Rade (als "dor den Busch"; StAKöln, Pantaleon, 421). Neben Dorp/Vorst, Sittard und Hagenbroich ist Dornbusch eine der vier Honschaf-ten des spätmittelalterlichen Kirchspiels Süchteln. Seine "durch den (Hohen) Busch" erreichbaren Höfe sind dem Schultheißenhof und der Pfarrkirche in Süchteln kurmutpflichtig.
1663 wird eine Irmgardis-Bruderschaft Dornbusch gegründet.
Am 20.03.1854 beantragt die Gemeinde St. Clemens (Süchteln), Pfarrer Ringelhoven, beim Generalvikariat Köln wegen der entfernten Lage der Honschaft den Bau einer eigenen Kapelle in Dornbusch. Der Bauplatz wird außerhalb der eigentlichen Honschaft gewählt, um den anderen zur Betreuung vorgesehenen Honschaften Rennekoven und Kölsum näher zu kommen. Die Grundsteinlegung erfolgt am 21.11.1855, am 01.12.1857 wird die neue Kapelle benefiziert. Nach der endgültigen Fertigstellung wird zum 12.10.1858 Hermann Josef Koch als erster Rektor angestellt. Weitere wichtige Schritte in der kirchlichen Entwicklung Dornbuschs sind 1862 die Einrichtung einer Volksschule, am 30.10.1889 die Errichtung der Kapellengemeinde und am 22.08.1892 die Konsekration der Kapelle.
1903-09 wird die Kapelle baulich zu einer Kirche erweitert.
Hierzu wird ein Turm samt anschließendem Hauptschiffjochen aufgeführt (Fa. Johannes Feldges, Lobberich). Der Kirchenmaler Heinrich Brey aus Geldern malt 1912 (mit Heinrich Froitzheim) den neuen Kirchenraum aus, als vorerst letzte große bauliche Maßnahme erfolgt dann 1916 der Einbau einer Heizung. Zum 06.10.1918 erlangt Dornbusch schließlich die angestrebte Pfarrerhebung. Die Kirche wird von 1968 bis 1973 (Bauleitung: Lorenz Henenkes) und 1987/88 (Turmsanierung; Architekt: Bolten) grundlegend instand gesetzt.

Beschreibung
Die katholische Pfarrkirche St. Maria Hilfe der Christen ist eine gotisierende dreischiffige Backsteinbasilika zu fünf Jochen und Chorraum mit dreiseitigem Schluss, ohne Querschiff. Die gesamte Länge des Mittelschiffs beträgt nach Brües (s.u.) 23,35 m, die Breite 13,28 m.

Die verschieferte Dachlandschaft zeigt sich über dem Mittelschiff als Satteldach, über den niedrigen, durch Strebepfeiler rhythmisierten Seitenschiffen, als Pultdächer. Die Außenwände werden vornehmlich gegliedert durch kurze Spitzbogenfenster zwischen flachen Lisenen im Obergaden sowie zweibahnige Fenster zwischen Strebepfeilern an den Langhauswänden und im Chor. Der halb eingebaute, das Langhaus überragende Turm mit seitlich halbrundem Treppenturm schließt in vier Ecktürmchen und mittlerem Spitzhelm.

Im Innern sind Mittel- und Seitenschiffe durch beiderseits vier Blausteinsäulen auf achteckigen Sockeln geschieden; die fünf Joche werden von Kreuzrippengewölben bekrönt. Im Westen ragt über Mittelschiffbreite eine hölzerne Orgelempore mit spitzbogiger Blendarkatur in den Raum. Der Chorschluss, ebenfalls in Breite des Mittelschiffs, ist über zwei flachen Stufen erhöht und wird seitlich von je einem quadratischen Annexraum (im Süden: Sakristei) flankiert. Haupt- und Seitenschiffe besitzen einen alten Steinplattenfußboden.

Während der Chorraum einschließlich Altar und anderer Ausstattung in den 1990er Jahren neu gestaltet wird (die Ausstattung wird zuvor in der 1940er Jahren bereits teilweise erneuert), beeindruckt im Innenraum heute noch neben dem nicht ursprünglichen alten Gestühl das umfängliche Ausmalungsprogramm aus 1912. Als alte Ausstattungsstücke sind weiterhin erwähnenswert die Fensterverglasung (im Chor figürlich), die Klais-Orgel von 1912 und einige weitere neugotische Ausstattungsstücke.

Ausstattung
Ausmalung
1912 durch Heinrich Brey / Heinrich Froitzheim, Kirchenväter- und Apostelmedaillons über Säulen, darüber christliche Symbole, Spruchbänder, Engel und Heilige im Chor, innerhalb eines Gewölbe und Bogenlaibungen einschließenden ornamentalen Systems
Fenster
Einheitliche Verglasung der gesamten Kirche im Anschluss an den Neubau, 1855ff., im Chor Szenen aus dem Leben Mariens und Jesu (Stiftungen von Heinrich Zerres, Rektor Schmitz, Gemeinde Dornbusch), sonst ornamental
Orgel
auf hölzerner Empore: Klais, 1912
Gestühl
Eichenholz, 1968 aus St. Clemens in Süchteln übernommen
Beichtstuhl
Neugotisch
Taufbecken
neugotisch, um 1900
Glocken
eine aus 1924 (Otto), zwei aus 1948 (Petit & Edelbrock)

Architekt
Vincenz Statz (1819 Köln - 1898 Köln) ist nach seiner handwerklichen Ausbildung bis 1854 in der Kölner Dombauhütte, danach als Privatbaumeister tätig. 1863 wird er Diözesanbaumeister in Köln, im selben Jahr Dombaumeister in Linz/Donau. "Statz hat als Neugotiker strenger Observanz durch eigene Bauten und Veröffentlichungen auf weite Architektenkreise vorbildhaft im Sinne des Historismus gewirkt; besonderen Einfluß auf das kirchliche Bauwesen der Diözese Köln erlangte er durch die enge Verbindung mit den gleichgesinnten, einflußreichen Persönlichkeiten Kölns." (Weyres/Mann, Seite 97).

Statz ist einer der meistbeschäftigten Privatbaumeister der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit entsprechend großem Atelier. Er ist von prägendem Einfluss für die Verbreitung des neugotischen Kirchenbaus im Rheinland. Die Dornbuscher Kirche (ursprünglich Kapelle) ist eines der frühesten Werke von Statz als Privatbaumeister nach seiner Trennung von der Kölner Dombauhütte und in dieser Hinsicht bedeutend für die Werkentwicklung. Anstelle einer besonderen Auflistung weiterer Bauten von Vincenz Statz - mit dem Höhepunkt des Domes in Linz/Österreich - sei an dieser Stelle auf das Werkverzeichnis bei Weyres/Mann, Seite 97-99 verwiesen.

Künstler
Heinrich Brey (12.2.1872 Kapellen bei Geldern - 24. 5. 1960 Geldern) erlernt nach einer Anstreicherlehre als Schüler in der Malschule von Friedrich Stummel (nachweisbar 1889/90), ab 1895 als Mitarbeiter von Heinrich Lamers sein Handwerk. Vermutlich ab 1898/99 besucht er dann die Kunstakademie Düsseldorf, ab Oktober 1900 bis 1902 die Kunstakademie München, als Schüler von Otto Seitz und Martin von Feuerstein. Ab 1902 ist er wieder von Geldern aus tätig und unterhält dabei enge Kontakte zum Stummel-Kreis in Kevelaer (besonders zu Heinrich Holtmann und Josef Renard).

Er ist bei seiner Kunst deutlich durch die der Neogotik und den Spätnazarenern verpflichteten Lehrer geprägt. In den 20er Jahren verwendet er vor allem Christ-König-Darstellungen. Seine monumentalen Wandmalereien sind stets realistisch und traditionsverhaftet, nur selten finden sich moderne Tendenzen. Wichtig ist seine frühe Bekanntschaft mit dem späteren Direktor des Kölner Schnütgen-Museums, Fritz Witte, der ihn fördert und seine bedeutendsten Aufträge vermittelt, z.B. die Ausstattung von St. Dionysius in Essen-Borbeck (1913-15). Brey arbeitet vor allem für Kirchen am Niederrhein, im Ruhrgebiet, in Westfalen, im Oldenburgischen und in der Pfalz. Neben Ausmalungen entwirft er auch Kirchen- und Vereinsfahnen, Bodenteppiche (Essen-Borbeck, Geldern), Paramente, Altargerät und Festarchitektur; er ist zudem als Polychromeur und Restaurator tätig. In Zeiten ohne Aufträge (20er und 40er Jahre) verlegt er sich auf Tafelmalerei (Ortsansichten, Porträts, Landschaften und Blumenstücke). Sein Gesamtwerk ist bis heute nicht gänzlich überschaubar.

Wichtige bekannte Werke: Wandmalereien: Ankum, St. Nikolaus, 1928/29 und 1938. Duisburg-Rheinhausen, St. Peter, 1924. Filsen, St. Margaretha, 1933. Geldern, Kapelle des Klosters Unserer Lieben Frau, 1929. Gladbeck:, St. Lamberti, 1907/08. Kalkar-Grieth, St. Peter und Paul, 1903. Nettetal-Kaldenkirchen, St. Clemens, 1907/08. Neuenkirchen b. Rheine, St.. Anna, 1912/13 und 1936/ 37. Twistringen, St. Anna, 1927/28. - Altarblätter und -flügel: Greven, St. Martinus, 1909. Kerken-Aldekerk, St. Peter und Paul, 1905. Wilhelmshaven, St. Willehad, 1929/31. - Kreuzwegstationen: Hütschenhausen, St. Michael, 1935. Xanten-Birten, St. Viktor, 1910/11. Nach: Allgemeines Künstlerlexikon Bd. 14, München, Leipzig 1996, Seite 185 (Peter Lingens).

Die vollständig erhaltene Ausmalung des Kirchenmalers Heinrich Brey in Dornbusch ist ein wichtiges Zeugnis der Breitenwirkung der Kevelaerer Stummel-Schule, die Ende des 19./zu Beginn des 20. Jahrhunderts am Niederrhein und darüber hinaus große Bedeutung hat.

Als religiöser Mittelpunkt im Norden von Viersen (Dornbusch) einschließlich der heute zu Nettetal zugehörigen Bauernschaften Kölsum und Rennekoven ist die Kirche in Dornbusch bedeutend für Viersen und die umgebende Kulturlandschaft, innerhalb derer sie einen markanten Blickpunkt darstellt. An ihrer Erhaltung und Nutzung besteht aus den dargelegten künstlerischen sowie aus wissenschaftlichen, insbesondere orts- und architekturgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Sie ist daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz NRW ein Baudenkmal.

Quellen und Literatur
Die Kirche in Dornbusch ist in den bislang gültigen Werkverzeichnissen sowohl von Statz als auch von Brey nicht vertreten. Eine Dissertation über Statz ist derzeit (2000) an der Universität Saarbrücken in Arbeit.
Festschrift 1992 = St. Maria Helferin Dornbusch. Entstehung und Leben einer katholischen Dorfgemeinde, 1992
Festschrift 2000 = Dornbuscher Kirche St. Maria Hilfe der Christen. 2., verb. u. erg. Aufl. 15.08.2000
Hans Vogts: Vincenz Statz (1819-1898). Lebensbild und Lebenswerk eines Kölner Baumeisters. Mönchengladbach, 1960
Willy Weyres, Albrecht Mann: Handbuch zur rheinischen Baukunst des 19. Jahrhunderts. 1800 bis 1880, Köln 1968
Eva Brües: Die Denkmäler der ehemaligen Stadt Süchteln. Teil 2: Die profanen Denkmäler, in: Heimatbuch des Kreises Viersen 1979, Seite 33-59, hier: S. 33f
Handbuch des Bistums Aachen. 3. Ausgabe, Aachen 1994, Seite 903
Allgemeines Künstlerlexikon Bd. 14, München, Leipzig 1996, Seite 185
Peter Lingens: Kirchenmaler vom Niederrhein. Der Gelderner Heinrich Brey (1872-1960) und seine Kevelaerer Berufskollegen, Geldern 1998 (Geldrisches Archiv, Bd. 5)
Denkmäler-Datenbank des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege

Stand
FB 80/III Zentrale Bauverwaltung
-Untere Denkmalbehörde-
Januar 2001