Listenart | religiöse Denkmäler |
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Listennummer | 077 |
Baujahr | 1487/1898 |
Eingetragen seit | 13.03.1986 |
Flur / Flurstück | 15/549 |
Adresse |
An St. Peter 15
41751 Viersen |
Diese Beschreibung der Pfarrkirche ist dem Heimatbuch des Kreises Viersen entnommen und stammt aus einer Arbeit von Frau Eva Brües, die sie im Auftrag des Landeskonservators Rheinland für die Inventarisation durchführte.
Geschichte
"Die erste urkundliche Nachricht über die sicherlich schon ältere Kapelle an diesem Ort gibt der zwischen 1258 und 1291 geschriebene Liber procurationum et petitionum archidiaconi Xantensis. Eine umstrittene Urkunde von 1304, derzufolge Walram von Kessel der Abtei S. Pantaleon in Köln den Rottzehnten überlässt, bezeugt, daß die Kirche damals bereits im Besitz des Kölner Klosters gewesen sein muss. Bis zur Säkularisation stellte S. Pantaleon die Pfarrer. Gerhard de Bell war, vor 1322, der erste namentlich bekannte; seit 1414 lückenlose Series pastorum. 1487 wurde, gemäß einer Inschrift auf der Nordseite, die noch heute stehende Kirche errichtet. 1898 erhielt sie einen Erweiterungsbau nach Westen, dem der alte Turm zum Opfer fiel (Architekten: Rüdell und Odenthal aus Köln), 1901/02 Ausmalung der Kirche durch den Maler Jakob Rensing aus Köln. Nach Beschädigungen des Zweiten Weltkrieges seit 1952 Instandsetzung der gesamten Kirche; die Eingänge neben dem neugotischen Turm wurden zu Kapellen umgebaut und zwei Eingänge auf der Süd- und Nordseite neu erstellt (1953) und die gesamte Kirche durch Gangolf Minn, Brühl, farbig neu gefasst (1954). Restaurierung des Chorraums 1960. 1976 Restaurierung des Außenbaues, Restaurierung des Inneren vorgesehen.
Beschreibung
Backsteinbau; am Altbau streifenweise Tuffstein; Fenster Werkstein. Dreischiffig zu fünf Jochen mit vorgebautem Westturm, schmalem Chorjoch und Fünfachtelschluss. Der dreigeschossige Turm in neugotischen Formen, mit polygonalen Seitenkapellen, erhebt sich vor einem querhausartigen Westbau; an ihn schließt der Altbau an. Spitzbogenfenster zwischen Strebepfeilern hier wie dort. Auf der Nordseite des Altbaues zugesetztes korbbogenförmiges Portal mit der von Vierpässen und Engelkopf geschmückten Inschriftplatte (Trachyt): im iar ons here MCCCC LXXXVII. Am 1. Chorjoch derselben Seite ist das einbahnige Fenster niedriger, darunter korbbogenförmig eine Doppelarkade umgreifende Blende; ferner ein Strebepfeiler, der in die Ostwand des Nordseitenschiffes eingebaut wurde; deutet er darauf hin, dass der Chor ursprünglich eine größere Tiefe erhalten sollte? - Über dem Eingang, im Westturm Orgelempore. Die beiden Joche des östlichen, hallenartigen Anbaus haben größere Breite und Tiefe als die des Altbaus, jedoch Kreuzrippengewölbe wie dieser; die Rippen liegen aber Pfeilern mit vorgesetzten Diensten auf. Sterngewölbe in den kapellenartigen Räumen seitlich des Turmes. Nach Westen schließt sich der dreischiffige, pseudobasilikale Altbau an. Zweimal zwei Rundpfeiler, bzw. Halbpfeiler auf polygonalen Sockeln und mit polygonaler Deckplatte über einem Blattfries tragen die abgestuften Spitzbogenarkaden und die Sargwände mit der Spitzbodenblende. Die Rippen setzen auf kurzen, von Konsolen getragenen Wandpfeilerchen an, auch an den Außenwänden der längsoblongen Seitenschiffsjoche. Im Chor sind die Pfeilerchen gedreht und enden auf fein gearbeiteten Kopfmasken, bzw. auf wappentragenden Engelskonsolen. Auf der Evangelienseite (Süden) Wappen Kessel: im silbernen Feld fünf rote Rauten, und Krickenbeck: im roten Feld silberne Gleve; auf der Epistelseite Wappen des Vincenz von Moers-Saarwerden: schwarzer Querbalken im goldenen Feld, silberner Doppeladler im schwarzen Feld, versetzt. Stufenartig abgesetzter Triumphbogen, Eine Kopfkonsole an der Außenwand des südlichen Seitenschiffes stellt wahrscheinlich den Baumeister dar (s. Kempen, Chor der Propsteikirche). Zwei weitere Kopfkonsolen an der Innenwand des südlichen Seitenschiffes. - Kurze dreiteilige Maßwerkfenster mit Vier- und Dreipässen im Langhaus, hohe zweigeteilte im Chor.
Der Altbau gehört in eine Gruppe spätgotischer niederrheinischer Pseudobasiliken zusammen mit Amern St. Anton, Waldniel und Dilkrath, ist aber feiner durchgearbeitet als die genannten Bauten. Der Neubau schließt sich harmonisch an; die Lösung ähnelt der in Dilkrath, ist aber hier, weil der Anbau auf die Eingansseite gelegt wurde, für den optischen Eindruck des Innenraumes günstiger. Freilich mußte dadurch der alte Turm weichen."
Im Jahre 1981 wurde im Innern eine Orgelempore und an den Seitenschiffen je ein Portal errichtet. Die Erweiterung der Sakristei wurde 1985 fertiggestellt. Eine detaillierte Aufführung der zugehörigen Einrichtungs- und Ausstattungsstücke sowie eine weitere Beschreibung von Paul Clemen aus dem Buch "Die Kunstdenkmäler des Kreises Kempen" sind in der Anlage beigefügt.
Aus wissenschaftlichen, insbesondere kunst-, architektur- und ortsgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung der Pfarrkirche St. Peter gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.
Literatur
Brües, Eva: Die Denkmäler der ehemaligen Gemeinde Boisheim im Heimatbuch des Kreises Viersen 1977, 28. Folge Seite 80
Clemen, Paul: Die Kunstdenkmäler des Kreises Kempen im Auftrage des Provinzialverbandes der Rheinprovinz, Druck und Verlag von L. Schwann, Düsseldorf 1891
Stand
Hochbauamt der Stadt Viersen
Dezember 1991