Kreuzherrenkloster, Klostermauer, Marienkapelle

Baudenkmal Details
Listenart religiöse Denkmäler
Listennummer 327
Baujahr 1479/1496/1905
Eingetragen seit 03.11.1993
Flur / Flurstück 63/124, 127, 131, 135, 373, 377
Adresse
Kreuzherrenstraße 29
41751 Viersen

Geschichte
1166 Geburt des Gründers der Kreuzbrüder Ritter Theodor von Gelles, Diozöse Lüttich. Ab 1211 führt er gemeinsam mit vier gleichgesinnten Männern ein streng religiöses Leben. 
01.10.1248 Erstellung einer neuen Ordensregel in Anlehnung an die Augustinerregeln und den Dominikanerstatuten durch den Nachfolger und neuen Leiter der Gemeinschaft Petrus Walcurtius, die durch Papst Innocent bestätigt wird. 
1292 Ernennung der Heiligen Odilia zur Patronin des Ordens.
1322 - 1510 Gründung von 35 neuen Kreuzherrenklöstern
1456 Ausstellung eines Schutzbriefes durch Kaiser Friedrich II. 
1479 Gründung des Kreuzherren-Klosters in Dülken durch Graf Vincenz von Mors. 13 Bürger der Stadt Dülken, urkundlich bekannt, vermachen der klösterlichen Neugründung Gartenparzellen, Erbgüter und Renten. Der Generalvikar erteilt die Genehmigung zum Bau des Klosters St. Sebastian. Klostergebäude und Besitz liegen im südöstlichen Stadtviertel. 
28.09.1491 Weihung der Klosterkirche St. Sebastian durch den Kölner Weihbischof Johann Spender. Das Kirchenweihfest findet jeweils sonntags nach Remigius statt. 
12.07.1496 Zerstörung des Klostergebäudes durch einen Sturm. Es wird wieder aufgebaut. 
1533 12 Konventualen 
10.12.1570 Verkauf eines Stück Gartens, das von der Straße bis an den Stadtwall geht, durch den Prior Tilman Kox an Johann Wallburgen.
1574 Verkauf des Baumgartens an Jakob Keutenbreuer, das 1780 an Mattias Schündelen übergeht. 
1576 Verkauf eines Stücks Gemüsegarten an Peter Schaffens, das 1714 zurückgekauft wird. 
1580 - 1591 weitere Verkäufe 
1591 Erwerb eines weiteren Stück Gartens durch Johann Wallburgen. Die Verkäufe führen dazu, dass die gesamte Klosterstraße eine Häuserreihe erhält, die den Klostergarten verdeckt. 
1642 Wiederkauf der im 16. Jahrhundert verkauften Grundstücke und der darauf errichteten Häuser nach deren Zerstörung im Hessenkrieg. 
1660 Neufassung der Ordensstatuten, die durch den Dülkener Prior Johann Spyck vorbereitet werden. 
Juli 1758 Einrichtung eines Generalmagazins der französischen Armee in den Kloster- und Kirchgebäuden während des 7jährigen Krieges. 
1779 Bitte des Bürgermeisters, der Schöffen und Geschworenen von Dülken an den Ordensgeneral, um Abhilfe des trostlosen baulichen Zustandes des Kreuzherrenklosters zu sorgen. Daraufhin schreibt der Prior Valentin Reinhard an die Landesregierung. 
1786 Verteilung der Konventualen auf andere Klöster durch den Prior, da die Baufälligkeit zu groß wird. Da der Prior einen Neubau der Reparation des Klosters vorzieht, kommt keine Finanzierung zustande. 
04.07.1786 Auszug des Priors aus dem Kloster 
1788 Erneute Klage des Bürgermeisters und des Rates über den katastrophalen Zustand des Klosters. Daraufhin befiehlt Kurfürst Karl Theodor die Wiederherstellung unter Aufsicht des Amtsverwalters und des Priors des Kreuzherrenklosters Brüggen. 
1796 Teilabbruch des Klosters 
1799 Widmung der restaurierten Kirche durch den letzten Prior des Klosters, Petrus Dohr, nach Aufsetzen eines neuen Schellentürmchens auf das Klosterdach 
09.02.1802 Aufhebung sämtlicher Kreuzherrenklöster des Roerdepartement 
05.08.1802 Übernahme der Verwaltung der Klostergüter durch Regierungskommissare 
1803-1833 Nutzung des Klosters und der Pfarre als Hilfspfarre 
1830/31 Auflösung der Lateinschule 
10.04.1833 Einrichtung einer höheren Schule in dem Klostergebäude unter Leitung des Lehrers Decker 
1833 - 1857 Nutzung der Klosterkirche als Bürgermeisteramt und Gericht 
01.10.1836 Erweiterung der Schule zur höheren Bürgerschule 
ab 1857 Einrichtung einer Mädchenschule 
23.09.1872 Zerstörung der Kirche durch Brand 
1905 Umbau und Aufstockung des ehemaligen Klostergebäudes, jetzt Südschule

Beschreibung Kreuzherrenkloster (heute Kreuzherrenschule) 
Um 1479 wird durch Graf Vincenz von Mors das Dülkener Kreuzherrenkloster gegründet. Fünf Jahre später zerstört ein Sturm das Klostergebäude, das unmittelbar danach wieder aufgebaut wird. Ende des 18. Jahrhunderts bricht man einen Teil des Klostergebäudes ab; die Kirche wird jedoch restauriert. Nach der Säkularisation erfahren der Rest des Klosters und die Kirche zunächst verschiedene Nutzungen; seit 1833 dienen sie - zunächst teilweise - bis heute als Schule.

In der heutigen Schule sind Reste vom aufgehenden Mauerwerk des zu Beginn des 19. Jahrhunderts stehenden Klostergebäudes und der Kirche vorhanden. Der Umfang des Erhaltenen ist noch durch Bauforschung aufzuzeigen.

Die Kreuzherrenschule, jetzt als Südschule bekannt, ist ein dreigeschossiger Backsteinbau mit Walmdach. Das Schulgebäude verfügt über einen L-förmig gehaltenen rechteckigen Grundriss.

Das Schulgebäude ist auf den schulischen Bedarf ausgerichtet und dementsprechend zweckmäßig konzipiert. Die Fassadengestaltung ist schlicht und zurückhaltend und erhält einige Auflockerungen durch symmetrisch angeordnete Backsteinbänder. Die Fenster im Erd- und 1.Obergeschoss sind teilweise mit einem Flachbogen versehen. Die Aufteilung der Fensterflächen im Erd- und l. Obergeschoss ist identisch, ein zwei- bis dreiflügeliges sprossenunterteiltes Fenster mit Oberlicht.

Den Übergang vom 1. Obergeschoss zum 2. Obergeschoss bildet ein Gurtgesims (früher Dachgesims), das mit zwei untereinander angereihten Zahnfriesen geschmückt ist. Um 1905 erhält der zweigeschossig Baukörper ein neues Stockwerk, das in einer Fachwerkkonstruktion ausgeführt ist.

Beschreibung Klostermauer 
Entlang des Ostwalls und eines Teils der Hospitalstraße erstreckt sich die alte Klostermauer. Sie zeigt die Spuren der wechselvollen Geschichte des Kreuzherrenklosters auf. So sind die Verkäufe und Teilungen des Klostergartens im 17. Jahrhundert durch Höhenversprünge und Türöffnungen, teils wieder vermauert, in der Backsteinmauer zu erkennen. Auch sind Teile der Mauer verputzt. Den oberen Abschluss bildet eine durchgehende, dachförmig versetzte Rollschicht, die oberseitig verputzt ist.

Beschreibung Marienkapelle 
Im Garten des Hauses Kreuzherrenstraße 29 ist ein sechseckiger Baukörper zu finden, eine ehemalige Marienkapelle im Klostergarten. Der Baukörper ist aus Backstein mit verputztem Sockel und einem verschieferten Pyramidendach. Der sechseckige Grundriss wird betont durch die in den Eckpunkten auskragenden Pfeiler.

Bedeutung 
Die genannten Bauten sind bedeutend für die Geschichte des Menschen, weil sie die Reste von einem der ehemals sechszehn Kreuzherrenklöster des Rheinlandes und damit Zeugnis vom geistigen Leben des Spätmittelalters sind, und für die Stadt Dülken, weil das Kloster und seine Bauten seit dem 15. Jahrhundert mit deren Geschichte verbunden sind.

Für die Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche, insbesondere religions-, architektur- und stadtgeschichtliche sowie städtebauliche Gründe vor, weil hier der Charakter von umfriedeten Garten- und Freiflächen, die in Dülken dieses Stadtquartier bis heute prägen, zusammen mit dem beidseitig von Mauern begleiteten Ostwall in seltener, einstmals aber für bestimmte Bezirke spätmittelalterlicher Städte typischer Weise erhalten ist.

Obwohl das Dülkener Kreuzherrenkloster unter den rheinischen Klöstern des Ordens zeit seines Bestehens eines der unbedeutendsten ist, wird durch seine Aufhebung ein geistliches und geistiges Zentrum zerschlagen. Neben der Sorge um die Liturgie ihrer Kirche übernehmen die Regularkoniker seelsorgerische und pädagogische (Lateinschule) Aufgaben. Dennoch ist die Geschichte des Klosters die Geschichte einer Armut von Dürftigkeit, was sich auch in den diversen Verkäufen des Gartenlandes innerhalb der Klostermauer mit anschließender Bebauung entlang der Kreuzherrenstraße widerspiegelt. Die Klostermauer zeigt entlang des Ostwalls und der Hospitalstraße zusammen mit der Bebauung entlang der Kreuzherrenstraße die Umrisse des alten Besitzes des Ordens auf. Zudem bildet die Klostermauer zusammen mit der Stadtmauer eine Gasse, die dem mittelalterlichen Stadtgrundriss entspricht. Daran anschließend ist an der nördlichen Klostermauer die sechseckige Marienkapelle des Klosters St. Sebastian zu finden. Sie ist auch im Urriss von 1824 eingezeichnet.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere historischen, stadtgeschichtlichen, religionsgeschichtlichen und stadtentwicklungsgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung des Kreuzherrenklosters (heute Kreuzherrenschule), der Klostermauer, der Marienkapelle und der verbliebenen Freiflächen des ehemaligen Klostergartens gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.

Literatur
Pater P. van den Bosch: "Zum 500jährigen Gründungsjubiläum der Kreuzherrenkloster in Dülken und Brüggen" in; Oberkreisdirektor Viersen (Hrsg.): "Heimatbuch des Kreises Viersen 1980", 31. Folge, Seite 27 - 26 
Ferdinand Dohr; "Aus dem alten Dülken", Viersen 1976 
Robert Haaß; "Die Kreuzherren in den Rheinlanden", Bonn 1932 Dr. 
Karl Mackes (Bearb.); "Dülken", Rheinischer Städteatlas, Lfg. V, Nr. 27, Köln, Bonn 1979 
Peter Norrenberg; "Chronik der Stadt Dülken", Viersen, Dülken 1874 
Günther Perdelwitz; "Chronographie der Stadt Dülken 1100 - 1970", Dülken 1983 
Leo Peters: "Ergänzende Bildquellen zum Aufsatz über die Kreuzherrenklöster in Dülken und Brüggen" in; Oberkreisdirektor Viersen (Hrsg.); "Heimatbuch des Kreises Viersen 1980", 31. Folge, Seite 37 f.

Quellen
Akte Kreuzherrenstraße 49 "Kreuzherrenschule" 
Sta. 63 Bauordnungsamt der Stadt Viersen 
Akte Kreuzherrenstraße 49 "Kreuzherrenschule" 
Sta. 65 Hochbauamt der Stadt Viersen 
Akte Ostwall "Klostermauer" 
Sta. 65 Hochbauamt der Stadt Viersen 
Akte Kreuzherrenstraße 29 "Marienkapelle" 
Sta. 65 Hochbauamt der Stadt Viersen

Stand
Hochbauamt der Stadt Viersen 
September 1991