Listenart | ländliche Denkmäler städtische Denkmäler |
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Listennummer | 237 |
Baujahr | 1834 |
Eingetragen seit | 30.08.1990 |
Flur / Flurstück | 86/253 |
Adresse |
Propsteistraße 11
41749 Viersen |
Geschichte:
Die Geschichte des heutigen "Weberhauses", Hochstraße 10, und des heutigen "Tendyckhaus", Propsteistraße 11, ist miteinander verwoben. Im 19. Jahrhundert bis Mitte des 20. Jahrhunderts bilden sich zwei eigenständige Gebäude mit verschiedenen Besitzern.
1534 wird erstmalig das Leuthen- und Stüpergut erwähnt. Als Inhaber wird Stinken Stüper genannt. Dieses Gut liegt an dem Stüpersträßchen oder Jacobssträßchen, der heutigen Propsteistraße. Das Stüpergut ist an die Kirche kurmütig.
1589 wird im Lagerbuch der neue Inhaber Gert Stüpers aufgeführt. Er zahlt jährlich zu Ostern an die Kirche 1 Pfund Wachs und 2 Rader Heller als Zins, da er bei dem Bau seines Hauses die Kirchenmauer als Hausrückwand benutzt und das Dach auf dem Kirchhof auskragt. Zudem wird er verpflichtet, die Kirchenmauer instand zu halten. Bei baulichen Veränderungen des nächsten Besitzers, Tilmann Stüper, stürzt diese Kirchenmauer ein. Tilmann Stüper wird zur Begleichung der Kosten gegen seinen Protest herangezogen.
1627 Jan Leuthen ist neuer Besitzer des Gutes.
1642 wird Matthias Leuthen als neuer Inhaber aufgeführt. Er ist mit Eva Kox verheiratet. Die darauffolgenden Eigentümer sind Matthias Kox und später Jan Leuthen, der Schwiegersohn von Matthias Kox. Dieser ist als Schulmeister tätig.
1741 wird Peter Rath als Inhaber genannt.
1782 heiratet dessen Tochter, Anna Gertraud Rath, Johann Endepohl aus Gladbach. Aus dieser Ehe gehen 6 Kinder hervor: Seraphin, Anne-Marie, Balbeau, Jacob, Peter Theodor und Matthias.
1975 übernimmt Johann Endepohl, 47-jährig, nach Umzug nach Süchteln, den Hof und wird Landwirt. Auf dem Hof lebt auch sein Schwager Jacob Anton Rath.
1798/99 wird in der in französischer Zeit angelegten Bevölkerungsliste der Name der heutigen Propsteistraße mit rue de Freithoff (Friedhof) angegeben.
1812 oder später wird als neuer Besitzer Jacob Endepohl genannt, der älteste Sohn Johann Endepohls. Er kauft das an der Hochstraße gelegene Haus des Bandwebers Hubert Dickmann auf, das unmittelbar an das alte Stüpergut angrenzt. Sein Bruder Peter Theodor ist als Lehrer tätig, betreibt aber nebenbei einen bedeutenden Kleinhandel in seinem Haus an der heutigen Propsteistraße 11.
1975 legt Peter Theodor Endepohl sein Lehreramt nieder, um nur noch Handel zu betreiben. Der jüngste Sohn Johann Endepohls, Matthias Endepohl, ist ebenfalls Lehrer und Vikar.
1834 Der Keilstein über dem Tor des Hauses Propsteistraße 11 weist auf seinen Um- bzw. Neubau durch Peter Theodor Endepohl hin.
ca. 1853 wird das unbebaute, als Garten genutzte Grundstück zwischen dem ehemaligen Stüpergut und dem Wohn- und Geschäftshaus des Peter Theodor Endepohl geschlossen. Es entstehen Häuser mit Stallungen.
Der Bedeutung der Familie Endepohl entsprechend heißt nun die heutige Propsteistraße Endepohlsträßchen.
1975 Johann Tendyck übernimmt den Laden von Peter Theodor Endepohl. Er baut einen an dem Haus Propsteistraße 11 angrenzenden Schuppen zu einer Wohnung um.
1897 nach einem Brand erwirbt Oswald de Haer den ehemaligen Stüperhof mit dem an der Hochstraße gelegenen Gebäude und den in der Baulücke entstandenen Häusern mit Stallungen, quasi den Besitz des Jacob Endepohls. Oswald de Haer ändert beim Wiederaufbau die Nutzung der Gebäude zur Gastwirtschaft, dem späteren "Süchtelner Hof". Die an der Hochstraße gelegene Gebäudeseite erhält ihr heutiges Gesicht.
1964-1975 Die Stadtsparkasse Süchteln übernimmt und nutzt den Besitz der Familie Tendyck.
1975 geht das Eigentum der Stadtsparkasse Süchteln - ehemaliger "Süchtelner Hof" und ehemaliges "Haus Tendyck" an die Stadt über. Diese bringt in dem gesamten Komplex das Jugendamt und die Stadtbücherei unter, wobei geringfügige Umbauarbeiten durchgeführt werden.
1985 -1988 Die Stadt Viersen baut das ehemalige "Haus Tendyck" in eine öffentliche Begegnungsstätte um.
Beschreibung
Der zweigeschossige, backsteinsichtige, weiß geschlämmte Baukörper gliedert sich in 6 : 4 Achsen an der Propsteistraße. Die ruhige, durch ihre Fenster klar gegliederte Fassade weist auf die klassizistische Formensprache hin. Bauliche Veränderungen oder Erweiterungen sind auf den ersten Blick nicht ablesbar.
Die ehemalige Tordurchfahrt ist geschlossen. Der Keilstein über dem Torbogen an der Propsteistraße weist auf das Jahr (1834) dieser Veränderung hin. Die in die Türöffnung eingebaute Haustür sowie die darüber liegende Supraporte (eine bildlich oder dekorativ belebte und gerahmte Fläche über dem Türsturz) aus dieser Zeit sind original erhalten. Die Supraporte weist ein mit Blattranken geschnitztes Oberlicht auf.
Das Haus im Zentrum Süchtelns prägt im besonderen Maße die historisch bedeutsame Propsteistraße. Die Straße wird um den Eckbaukörper herumgeführt. Zusammen mit dem heutigen "Weberhaus" bildet das "Haus Tendyck" eine städtebaulich gewachsene Einheit und dokumentiert die Geschichte des ehemaligen Stüpergutes und seiner verschiedenen Besitzer.
Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen und ortsgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung des Gebäudes gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.
Literatur
Eva Brües: "Die Denkmäler der ehemaligen Stadt Süchteln Teil II: Die profanen Denkmäler" in: Oberkreisdirektor Viersen (Hrsg.): "Heimatbuch des Kreises Viersen 1979", 30. Folge, Seite 33-59
Dr. Arie Nabrings: "Süchteln's Weberhaus hat Geschichte" in: "Aktuell in Alt-Viersen" Süchteln/Nettetal vom 26.08.1987
Quellen
Akte Propsteistraße 11
Sta. 63 Bauordnungsamt der Stadt Viersen
Akte Propsteistraße 11
Sta. 65 Hochbauamt der Stadt Viersen
Stand
Hochbauamt der Stadt Viersen
März 1990