Listenart | öffentliche Denkmäler |
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Listennummer | 296 |
Baujahr | 1930 |
Eingetragen seit | 11.12.1991 |
Flur / Flurstück | 120/11 |
Adresse |
Bachstraße 201
41747 Viersen |
Beschreibung
Bauherr: Stadt Viersen, Architekt: Willy Esser
Die "Hammer Grundschule" zeigt sich in einer konstruktiven L-Form.
Sie gliedert sich in den Schultrakt, die Turnhalle und den Wohnteil, der früheren Rektorwohnung, jetzt Hausmeisterwohnung.
Der Schultrakt, ein dreigeschossiges Gebäude mit einem Flachdach, weist eine profilierte Klinkerfassade auf. Diese präsentiert sich in farblich unterschiedlichen Klinkersteinen, in den Farbtönen dunkelrot und hellrot, wobei hier die Farbgebung dunkelrot dominiert. Die Profilierung der Fassade besteht im Wechselspiel zwischen den Läufer- und Bindersteinen, wobei die Binder gegenüber dem Läufermauerwerk geringfügig vorspringen.
Das Schulgebäude ist über den Haupteingang zugänglich. Dieser ist in die östliche Längsform des Schulhauses eingeschoben und durch ein winkliges Treppenpodest erhöht abgesetzt sowie mit einem Flachdach überdeckt.
Der Haupteingang wird betont zum einen durch die architektonische Rahmung, einem Werksteinrahmen, und zum anderen durch die originale Haupteingangstür. Diese ist eine zweiflüglige Holz-Glastür.
Das Schulgebäude weist zur Ostseite eine Unterbrechung der baulichen Geradlinigkeit auf. Diese Seite des Gebäudes erfährt eine Betonung in der Mitte des Baukörpers, dem Treppenhausbereich. Das Treppenhaus wird zum einen durch die bauliche Konstruktion und zum anderen durch den Fensterbereich geprägt. Das Treppenhausfenster, ein hochrechteckiges Fenster, das über zwei Geschosse reicht, ist in einem Werksteinrahmen gehalten. Das Fenster weist drei nebeneinanderliegende Fensterflächen und fünf untereinanderliegende Fensterflächen auf. Der Glaseinsatz ist in einer farbigen Bleiverglasung gehalten. Das Treppenhaus kristallisiert sich durch seine bauliche Konstruktion als ein eigenständiger Kubus vom sonst durchgehenden Wohngebäude ab.
Die Fassade links vom Treppenhaus gelegen, mit den dahinter liegenden Klassenräumen, zeigt im Erdgeschoss- und 1. Obergeschossbereich zwei nebeneinanderliegende hochrechteckige Fensterflächen auf und im 2. Obergeschoss ein Fensterband. Die Fenster sind mit einem Werksteinrahmen versehen.
Bemerkenswert ist die Fassadengestaltung des rechts vom Treppenhaus bestehenden Schulgebäudes. Zwischen den im 1. und 2. Obergeschoss aneinandergereihten Sprossenfenstern sind geometrische Klinkerornamente zu finden. Diese heben sich in ihrer Struktur von der sonst vorherrschenden, hier im Hintergrund erscheinenden, profilierten Klinkerfassade ab. Die Klinkerornamente sind quadratisch bis rechteckförmig ausgebildet. Sie sind mit einem in hellrotem Klinker gehaltenen äußeren Ring versehen. Dem hingegen ist das nach innen abgesetzte Quadrat bzw. Rechteck in einem dunkelroten Klinker gehalten, wobei hier die Klinkersteine unterschiedlich vermauert sind, einerseits in horizontaler und andererseits in vertikaler Setzrichtung. Den Mittelpunkt dieser Ornamentform bildet ein in hellrotem Klinkerstein gemauertes Quadrat bzw. Rechteck. Neben den Klinkerornamenten sind die Fensteranreihungen im 1. und 2. Obergeschoss mit einem Werksteinband geschmückt, zum einen als oberer Fensterabschluss und zum anderen als Sohlbankgesims.
Die Westseite des Schultraktes, zum Schulgarten hin, zeigt sich in der Fassadengestaltung schlicht. Im Erdgeschossbereich sind die Fenster mit einem in Klinkerstein gemauerten Fenstersturz versehen und im 1. und 2. Obergeschoss sind jeweils vier aneinandergereihte Fenstergruppen zu finden, die von einem Werksteinrahmen umgrenzt sind. Die Giebelseite, die Südseite des Gebäudes, erfährt eine Auflockerung und leichte Verspieltheit der Fassade durch das Erdgeschoss. Dort springt zum einen das Mauerwerk im Bereich der Fenster- bzw. Türöffnungen geringfügig zurück und zum anderen sind die Öffnungen mit einem Rundbogen versehen. Die darüber liegenden Fenster sind in einer rechteckigen Form mit Werksteinrahmung gehalten.
Die nördliche Giebelseite des Schulgebäudes setzt Akzente im oberen Eckbereich. Dort sind die gleichen quadratischen Klinkerornamente verwendet worden, wie an der östlichen Längsform des Gebäudes. Sie zeigen hier eine optische Begrenzung der Gebäudebreite auf.
Einen nahtlosen Übergang bildet das an dieser Giebelseite befindliche Wohngebäude, die Hausmeisterwohnung, mit dem Schulgebäude. Das Wohngebäude ist zweigeschossig und mit einem Flachdach versehen. Der Hauseingang sowie die Fenster sind von einem Werksteinrahmen umgrenzt. Die Fassade zeigt ebenfalls wie das Schulgebäude eine profilierte Klinkerfassade auf.
Die Turnhalle, die an der Ostseite des Schulgebäudes angrenzt, ist ein eingeschossiger Baukörper mit einem Flachdach. Die Turnhalle weist an ihrer nördlichen Längsform, zum Schulhof hin, hochrechteckige Fenster und in südlicher Richtung quadratische Fenster auf. Die Fenster werden von einem Werksteinrahmen umgrenzt. Die östliche Giebelseite des Turnhallengebäudes ist zum einen mit Klinkerornamenten geschmückt, die in horizontaler Richtung aneinandergereiht sind, und zum anderen mit vier Wandpfeilern, die ebenfalls eine Klinkerausführung erfahren. Die Klinkerornamente umgibt ein Werksteinband. Das Dachgesims der drei Gebäudeteile, dem Schulgebäude, dem Wohngebäude und der Turnhalle, ist in Werkstein ausgeführt.
Der Grundriss des Schulgebäudes ist nahezu unverändert. So betritt man vom Haupteingang kommend den Windfang und dann das Treppenhaus. Beide Räumlichkeiten werden getrennt durch eine zweiflügelige, sprossenunterteilte Glastür. Durch die im Treppenhaus befindliche Treppe ist ein Zugang zu den einzelnen Geschossen, hier Erdgeschoss, 1. und 2. Obergeschoss, gegeben. Die Treppenform ist gerade, dreiläufig mit gleichsinnigem Richtungswechsel. Das Treppengeländer zeigt eine geometrische Ornamentik auf. Mit Tageslicht versorgt wird das Treppenhaus durch ein hochrechteckiges Fenster, das über zwei Geschosse führt. Im Erdgeschoss bleibend geht man, vom Treppenhaus auf den zur Westseite hin gelegenen Flur. Der Flur unterstreicht durch seine Geradlinigkeit und Durchgängigkeit die Längsform des Schulgebäudes. Der Flurbereich ist mit einem farbigen Steinfußboden ausgestattet. Der Flur weist zu seiner Rechten getrennte Umkleideräume für Mädchen und Jungen und einen Umkleideraum für die Lehrer auf. Danebenliegend befinden sich bis 1970 die Wasch- und Schulküche. Diese beiden letztgenannten Räume werden 1971 zu einem Schulkindergarten umgebaut. Linksseitig vom Flur aus gesehen, also zur Ostseite hin, ist die Turnhalle gelegen. Vor dem Turnhallentrakt sind Waschräume (früher ein Schulbad) und Umkleideräume zu finden. Die Turnhalle ist mit einem Parkettfußboden ausges-tattet. Ebenfalls im Erdgeschoss untergebracht sind, in der früheren Hausmeisterwohnung, die Büroräume des Lehrkörpers. Zugänglich sind diese Räume über den Windfang des Haupteinganges oder direkt vom Eingangsportal. Über einen Vorraum gelangt man auf einen kleinen Flur, der mit farbigen Bodenfliesen ausgestattet ist, hinter dem das Sekretariat und die anderen Büroräume liegen. Von diesem Flur aus betrachtet ist rechtsseitig eine Treppe zu finden, die in das Kellergeschoss führt.
Das 1. Obergeschoss ist gegliedert in einen schmalen durchgehenden Flur, dem links neben dem Treppenhaus liegenden Lehrerzimmer und einem Versammlungsraum. Dem gegenüber sind die Klassenräume zu finden.
Im 2. Obergeschoss sind links neben dem Treppenhaus der frühere Zeichensaal, jetzt Klassen- bzw. Theaterraum und auf der anderen Seite der Flur mit den Klassenräumen. An der Nordwestseite des Schulgebäudes ist in der früheren Rektorwohnung die Hausmeisterwohnung. Die Hausmeisterwohnung ist durch den an der nördlichen Giebelseite befindlichen Wohnungseingang zugänglich.
Das Gebäude nimmt Anklänge an den Expressionismus der Architektur, einmal die zurückhaltende Fassadengestaltung und zum anderen die auffälligen Details, wie die geometrischen Klinkerornamente und der verwendete Werksteinrahmen.
Die Gebäudeteile bilden stilistisch durch das bewusste Streben nach einer Symmetrie eine Einheit. Sie sind würfelförmig als Kubusse angeordnet, wobei sie in Höhe und Breite differenzieren. Hervorzuheben ist die moderne Formsprache. Sie zeigt sich hier in der Klinkerausführung der Fassade, dem durchgängig beibehaltenen Flachdach und der Geschossigkeit der Gebäude.
Im Jahre 1930 entwirft der Viersener Architekt Willy Esser die Hammer Volksschule, jetzt Grundschule. Willy Esser genießt zu dieser Zeit eine regionale Bedeutung. Bekannt geworden ist er durch verschiedene Entwürfe historistischer Bauten, wie der Rathauserweiterung in Dülken, das Stadtbad in Viersen, der Fabrik Pongs & Zahn und seiner Villa in der Carl-von-Ossietzky-Straße 2, sowie eine Vielzahl anderer Häuser im Stadtgebiet.
Auffallend ist, dass er für den Bau der Volksschule eine moderne Architektur, den Expressionismus, wählt. Dies zeigt, dass er sich von der Architektur des Historismus, das sein Schaffen im letzten Jahrhundert beeinflusst, löst und zu einer modernen Architektur findet.
Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen und stadtgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung des Gebäudes gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.
Quellen
Akte Bachstraße 201
Sta. 63 Bauordnungsamt der Stadt Viersen
Akte Bachstraße 201
Sta. 65 Hochbauamt der Stadt Viersen
Stand
Hochbauamt der Stadt Viersen
Januar 1991