Weberhaus

Baudenkmal Details
Listenart öffentliche Denkmäler
Listennummer 238
Eingetragen seit 30.08.1990
Flur / Flurstück 86/254
Adresse
Hochstraße 10
41749 Viersen

Geschichte
Die Geschichte des heutigen "Weberhaus" und des Haus Tendycks ist miteinander verwoben. Im 19. Jahrhundert bis Mitte des 20. Jahrhunderts bilden sich zwei eigenständige Gebäude mit verschiedenen Besitzern.

1534 wird erstmalig das Leuthen- oder Stüpergut erwähnt. Als Inhaber wird Stinken Stuper genannt. Dieses Gut liegt an dem Stüpersträßchen oder Jacobsträßchen, der heutigen Propsteistraße. Das Stüpergut ist an die Kirche kurmütig.

1589 wird im Lagerbuch der neue Inhaber Gert Stiipers aufgeführt. Er zahlt jährlich zu Ostern an die Kirche 1 Pfund Wachs und 2 Rader Heller als Zins, da er beim Bau des Hauses die Kirchenmauer als Hausrückwand benutzt und das Dach auf den Kirchhof auskragt. Zudem wird er verpflichtet, die Kirchenmauer instandzuhalten.

Bei baulichen Veränderungen des nächsten Besitzers, Tilman Stüper, stürzt diese Kirchenmauer ein. Tilman Stüper wird zur Begleichung der Kosten gegen seinen Protest herangezogen.

1627 Jan Leuthen ist neuer Besitzer des Gutes.

1642 wird Matthias Leuthen als neuer Inhaber aufgeführt. Er ist mit Eva Kox verheiratet. Die darauffolgenden Eigentümer sind Matthias Kox und später Jan Leuthen, der Schwiegersohn von Matthias Kox. Dieser ist als Schulmeister tätig.

1741 wird Peter Rath als Inhaber genannt.

1782 heiratet dessen Tochter, Anna Gertraud Rath, Johann Endepohl aus Gladbach. Aus dieser Ehe gehen 6 Kinder hervor: Seraphin, Anne-Marie, Balbeau, Jacob, Peter Theodor und Matthias.

1792 übernimmt Johann Endepohl, 47-jährig, nach Umzug nach Süchteln, den Hof und wird Landwirt. Auf dem Hof lebt auch sein Schwager Jacob Anton Rath.

1798/99 wird in der in französischer Zeit angelegten Bevölkerungsliste der Name der heutigen Propsteistraße mit rue de Freithoff (Friedhof) angegeben.

1812 oder später wird als neuer Besitzer Jacob Endepohl genannt, der älteste Sohn Johann Endepohls. Er kauft das an der Hochstraße gelegene Haus des Bandwebers Hubert Dickmann auf, das unmittelbar an das alte Stüpergut angrenzt.

Sein Bruder Peter Theodor ist als Lehrer tätig, betreibt aber nebenbei einen bedeutenden Kleinhandel in seinem Haus an der heutigen Propsteistraße.

1822 legt er sein Lehreramt nieder, um nur noch Handel zu betreiben.

Der dritte Sohn Johann Endepohls, Matthias Endepohl, ist ebenfalls Lehrer und Vikar.

ca. 1853 wird das unbebaute, als Garten genutzte Grundstück zwischen dem ehemaligen Stüpergut und dem Wohn- und Geschäftshaus des Peter Theodor Endepohls geschlossen. Es entstehen Häuser mit Stallungen.

Der Bedeutung der Familie Endepohl entsprechend heißt nun die heutige Propsteistraße Endepohlsträßchen.

1897 nach einem Brand erwirbt Oswald de Haer den ehemaligen Stüpergut mit dem an der Hochstraße gelegenen Gebäude und den in der Baulücke entstandenen Häusern mit Stallungen, quasi den Besitz des Jacob Endepohl. Der Besitz des Peter Theodor Endepohls geht an die Familie Tendyck. Oswald de Haer ändert bei Wiederaufbau die Nutzung der Gebäude. Die an der Hochstraße gelegene Gebäudeseite erhält ihr heutiges Gesicht.

Die ehemaligen Stallungen werden zum Saal mit Bühne umgebaut.

1901 erwirbt den Gasthof Josef Hilgers.

1905 wird Karl Thelen der letzte Wirt des Gasthofes "Süchtelner Hof".

1921 übernimmt die Gemeinde Süchteln den Gasthof.

1922 nutzt die Stadtsparkasse Süchteln die Räumlichkeiten. Bis auf den Saal wird das Gebäude entsprechend den Anforderungen der Stadtsparkasse umgebaut.

1928 stellt eine Bauzeichnung dieses Saal als Turnhalle dar. Die geplante Rückführung der Nutzung als Saal mit Bühne und Sitzungsraum wird wahrscheinlich nicht ausgeführt, da bis 1963 die Turnhallennutzung weiter bestehen bleibt.

1934 geht der Besitz an die Stadtsparkasse Süchteln über.

1939 wird ein gänzlicher Um- und Durchbau geplant.

1963 Durch die Kriegswirren und die Schwierigkeiten der Nach-kriegszeit kommt die geplante Baumaßnahme erst jetzt zur Ausführung.

1974 geht das Eigentum der Stadtsparkasse Süchteln - ehemaliger Süchtelner Hof und ehemaliges Haus Tendyck - an die Stadt Viersen über.
Diese bringt in den gesamten Komplex das Jugendamt und die Stadtbücherei unter, wobei geringfügige Umbauarbeiten durchgeführt werden.

1985 - 1987 Das heutige "Weberhaus" wird durch Umbau und Restaurierung des ehemaligen Besitzes Oswald de Haers, als Bürgerzentrum und Zweigstelle der Stadtbücherei eingerichtet.

Beschreibung
Das Haus, in konventioneller Konstruktion zweigeschossig errichtet, gliedert sich zur Hochstraße in 3 Achsen. Die axialsymmetrische Fassade erfährt durch die Anordnung der Fenster und der Eingangstür sowie durch das Giebelhäuschen eine Betonung der Mitte.

Die Umgestaltung des Erdgeschosses mit Putz ist vermutlich auf die Umbaumaßnahme der Stadtsparkasse zurückzuführen.

Das Obergeschoss ist in gelben und roten Backsteinen ausgeführt. Die Fenster sind hier mit Rundbogen überspannt.

Das Haus in der Nähe der Pfarrkirche St. Clemens ist ein Blickpunkt im Ortskern von Süchteln und bekommt so eine städtebauliche Bedeutung.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen und ortsgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung des Gebäudes gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.

Literatur: Dr. Arie Nabrings: "Süchteln's Weberhaus hat Geschichte" in: "Aktuell in Alt-Viersen" Süchteln/Nettetal vom 26.08.1987

Quellen
Akte Hochstraße 10 (1+2)
Akte Propsteistraße 11 und 15
Sta. 63 Bauordnungsamt der Stadt Viersen

Stand
Hochbauamt der Stadt Viersen
Viersen, den 06.07.1989

 

Westerhoff