Weberhaus Bruchstraße

Baudenkmal Details
Listenart städtische Denkmäler
Listennummer 393
Baujahr Mitte 19. Jahrhundert
Eingetragen seit 30.06.2000
Flur / Flurstück 6/35
Adresse
Bruchstraße 22
41749 Viersen

Beschreibung
1998 wurde das ehemalige Weberhaus Butschenweg 31 als eines der letzten noch nicht bis zur Unkenntlichkeit veränderten Zeugnisse dieser ehemals landschaftstypischen Handwerks- und Wohnweise in Süchteln unter Schutz gestellt. Das zugehörige Gutachten der Unteren Denkmalbehörde enthielt auch allgemeine Aussagen zur Geschichte der Hausweberei in Süchteln, auf die an dieser Stelle verwiesen sei. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Hausweberei bis etwa 1880/90, d.h. bis zur Durchsetzung des mechanischen Webstuhls und der zugehörigen Fabriken, die übliche Form der Textilherstellung war und neben der Landwirtschaft das Erwerbsleben bestimmte. Eine verlagsartige Organisation führte im 18. und 19. Jahrhundert dazu, dass die Hausweber keine selbständigen Handwerker waren, sondern abhängige Lohnarbeiter. Die um die Mitte und im dritten Viertel des 19. Jahrhunderts errichteten typischen Weberhäuser können dabei als eine landschafts- und produktionsspezifische Form eines frühen Arbeiterwohnungsbaus bezeichnet werden.

Während die Weberhäuser üblicherweise eingeschossig mit ausgebautem Dachgeschoss waren, handelt es sich beim Haus Bruchstraße 22 um einen selteneren zweigeschossigen Typ. Das kleine, nach vorn und zur Seite unverputzte traufständige Backsteinhaus erhebt sich auf einfach rechteckiger Grundfläche und schließt mit einem flachen Satteldach. Der Hauseingang ist etwa mittig, leicht nach rechts verschoben - in der linken Hälfte des Erdgeschosses befand sich die große Webstube. Ein schmales Sohlbankgesims trennt Erd- und Obergeschoss an der Straßenseite. Typisch sind die großen Fenster der linken Giebelseite, die der Webstube das notwendige Licht zuführten.

Im Inneren ist der charakteristische Grundriss erhalten. Vom Eingang aus teilt ein gerader Querflur das Erdgeschoss in zwei Teile: links die große Webstube (mit erhaltenem Balken), rechts (Wohn-) Zimmer. Im hinteren Bereich mit der abgetrennten Küche führt eine gerade Stiegentreppe zu den Kammern im Obergeschoss. Einige alte Details (Stiege im Obergeschoss, Dielenboden, rückwärtige Außentür) sind erhalten, andere wie z.B. Fenster und die Haustür bei der behutsamen Sanierung der 1980er Jahre nach altem Vorbild erneuert oder angemessen verändert worden (Treppe).

Als anschaulich erhaltenes Zeugnis einer für Süchteln ehemals typischen Hausform, dessen Raumaufteilung die alten Arbeitsabläufe widerspiegelt und bei dem Gestaltung und Details in heute seltener Weise einfaches Wohnen der Vergangenheit vermitteln, ist das ehemalige Weberhaus Bruchstraße 22 bedeutend für Viersen und die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse. An seiner Erhaltung und Nutzung besteht aus wissenschaftlichen, besonders orts- und sozialgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Es ist daher gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz NW ein Baudenkmal.

Im Auftrag
Dr. Marco Kieser
06.03.2000