Wohn und Geschäftshaus für Friedrich Schmitz

Baudenkmal Details
Listenart städtische Denkmäler
Listennummer 425
Baujahr 1873/1894 (Anbau)
Eingetragen seit 18.04.2002
Flur / Flurstück 100/474
Adresse
Gladbacher Straße 3
41747 Viersen

Bauherr: Friedrich Schmitz (?), Anbau 1894: Witwe Friedrich Schmitz, Rheydt; Architekt: Anbau 1894: Jacob Cuylen

Geschichte
Sehr wahrscheinlich stand an der Stelle des heutigen Wohn- und Geschäftshauses bereits ein Vorgängerbau. In der Bauakte ist ein Baugesuch von Friedrich Schmitz aus dem Jahr 1873 überliefert. Die nächsten erhaltenen Pläne betreffen den Anbau eines rückwärtigen Flügels an ein nur im Grundriss dargestelltes Vordergebäude, das im Gegensatz zu dem 1873 projektierten bereits die heutige Eingangs- und Grundrisssituation im Erdgeschoss aufweist. Die heute vorhandene Fassade besitzt mit seinem mezzaninartigen dritten Obergeschoss einerseits zwar ein auch in die 1870er Jahre passendes Element, ihre Detailgestaltung entspricht aber eher dem Zeitstil der 1890er Jahre. So kann vermutet werden, dass das Haus vor 1894 entweder neu oder durch einen Umbau des 1873 Gebauten entstanden ist.

Beschreibung
Das beidseitig eingebaute, nach vorne viergeschossige traufständige Haus erstreckt sich vier Achsen breit entlang der Gladbacher Straße, ist aber aufgrund der Straßenaufweitung zum Neumarkt hin von darüber hinausgehender Raumwirkung. Es schließt sich direkt links an das Eckgebäude Gladbacher Straße 1, ehemals Viersener Hof, an, mit dem es im Inneren des Erdgeschosses heute verbunden ist. Die ursprüngliche Aufteilung in einen Geschäftsbereich unten und eine Wohnnutzung in den Obergeschossen, die auch an der Fassade ablesbar ist, ist aber erhalten.

Im über Sockel durch kräftigen Bänderputz gestalteten Erdgeschoss wechseln Eingänge und (modernisierte) Ladenfenster miteinander ab. Der Eingang in der linken Achse, mit alter zweiflügliger Holztür, führt in einen Flur und zum rückwärtig gelegenen Treppenhaus, das die Wohngeschosse erschließt. Die Öffnungen sind hier wie im ersten und zweiten Obergeschoss segmentbogig geschlossen.

Die Wohngeschosse werden durch ungewöhnlich große Fenster charakterisiert, deren profilierte Gewände im Sturz von Keilsteinen betont werden. Ihre Binnengliederung als vierteilige Kreuzstockfenster entspricht ausweislich historischer Fotos dem ursprünglichen Zustand.

Das erste Obergeschoss besitzt einen feinen Bänderputz, die beiden Geschosse darüber sind glatt verputzt. Die Achse über dem Ladeneingang, flach risalitartig vorgezogen, wird in beiden Geschossen von breiten, im 2. Obergeschoss zusätzlich kannelierten Pilastern gerahmt. Ihre Schäfte und Kapitelle sind renaissanceartig gestaltet. Während die Fenster des 1. Obergeschosses direkt auf dem breiten Geschossgesims aufsitzen, ist unter denen des zweiten Obergeschosses ein Brüstungsfeld ausgebildet, in der Hauptachse mit kleinen Brüstungskandelabern, die anderen flächig abgesetzt.

Das dritte Obergeschoss ist in der Art eines Mezzanin niedriger und mit kleineren Doppelfenstern ausgebildet. Die Hauptachse wird hier von Hermenpilastern gerahmt, die Mittelstütze der Doppelfenster ist mit schlanken Reliefbalustern besetzt. Feine Friese mit Vierpassformen fungieren als Stürze. Ebenso detailliert gezeichnet ist das Traufgesims mit Klötzchenfries zwischen Volutenkonsölchen. Über der Hauptachse durchbricht ein von einer Kartusche gesprengter Segmentgiebel die Traufe. Das flach geneigte Dach ist von der Straße aus kaum wahrzunehmen.

Denkmalwert
Da das Innere des Hauses bis auf die alte Holztreppe durchgreifend modernisiert und im Erdgeschoss auch mit dem Nachbargebäude Gladbacher Straße 1 durchgebaut ist, beschränkt sich der historische Zeugniswert auf die straßensichtige Fassade einschließlich Dachfläche.

Die Häuser Gladbacher Straße 1 und 3 bilden zusammen mit dem Saalbau Heierstraße 2 eine Straßenecke mit einem historischen Erscheinungsbild des Viersen der Jahrhundertwende, wie es an der auf sie zulaufenden Hauptstraße so nicht mehr angeschaut werden kann. Es handelt sich um ein anschaulich erhaltenes Wohn- und Geschäftshaus, dessen repräsentative Viergeschossigkeit städtisches Gepräge besitzt und einen wichtigen Blickpunkt in der Viersener Innenstadt bildet. Es ist daher bedeutend für Viersen.

Seine aufwändige, historistische Baugestaltung ist bis auf einige wenige Details weitgehend ursprünglich erhalten. In der Großform z.B. Hierarchisierung der Geschosse und der Achsen sowie im Detail (Neorenaissance-Schmuckformen) stellt es ein wichtiges Zeugnis für das Bauwesen der Gründerzeit bzw. der Jahrhundertwende in der Wachstumsphase Viersens und an städtebaulich repräsentativer Stelle dar. An der Erhaltung der straßensichtigen Fassade und der zugehörigen Dachfläche besteht daher aus städtebaulichen und wissenschaftlichen, hier architekturgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Es handelt sich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz um ein Baudenkmal.

Quellen
Akte Gladbacher Straße 3 - FB 60/II

Stand
Fachbereich 80/II Zentrale Bauverwaltung 
- Untere Denkmalbehörde  -
November 2001