Listenart | städtische Denkmäler |
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Listennummer | 322 |
Baujahr | 1886 |
Eingetragen seit | 13.05.1993 |
Flur / Flurstück | 5/437 |
Adresse |
Viersener Straße 55
41751 Viersen |
Bauherr: Amtsrichter Schmitz, Architekten: Josef Gormanns und Josef Schroeren
Beschreibung
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein zweigeschossiges Haus mit Mezzanin und Satteldach. Die Backstein-Putzfassade weist historistisches Dekor auf und ist in vier Achsen gegliedert.
Die linke äußere Achse springt risalitartig vor und ist mit verschiedenem Fassadenschmuck verziert. Der Seitenrisalit weist erdgeschossig den Hauseingang auf und im Obergeschoss einen kleinen Balkon, wobei die Eingangstür und die Balkontür zurückgesetzt sind. Die zweiflüglige Holzeingangstür mit Oberlicht und zwei Türfenstern ist mit verschiedenartiger geometrischer Holzornamentik geschmückt.
Der Seitenrisalit wird erdgeschossig von beidseitigem lisenenförmigen Quadermauerwerk und im Obergeschoss durch Pilaster gerahmt. Die Pilaster sind mit figurierten und floralen Stuckornamenten geschmückt. Die nebenliegenden Fenster im Erd- und Obergeschoss sind von geometrischen Bändern umgrenzt und mit verschiedenen Schmuckelementen verziert. Die zwei rechten äußeren Achsen bilden ebenfalls einen Seiten- bzw. Eckrisalit, wobei der Eckrisalit erdgeschossig von beidseitigem lisenenförmigen Quadermauerwerk und im Obergeschoss durch Pilaster gerahmt wird. Ferner findet der Eckrisalit seinen Abschluss in einem durch ein Fenster gegliederten Schmuckgiebel, der auf Konsolen gelagert ist.
Dieser Eckrisalit ist giebelseitig als Mittelrisalit in gleicher Form wiederzufinden.
Das Hausinnere ist wie sein Äußeres qualitätvoll gestaltet. So betritt man vom Hauseingang kommend einen langgezogenen Flur. Dieser zeigt im vorderen Bereich aufwendig gearbeitete Stuckornamente im Wand- und Deckenbereich auf. Im rückwärtigen Flur ist die ursprüngliche Holztreppe mit gedrechseltem Geländer zu finden.
Die Stuckarbeiten sind in hervorragender Qualität und weisen geometrische, florale und figürliche Ornamentformen auf. Im Flur-Wandbereich sind beidseitig jeweils drei medaillonartige Stuckelemente zu finden. Im Innern der Medaillons ist: jeweils eine Frau mit zwei Kindern zu sehen, die verschiedene Arbeits- bzw. Tätigkeitsbereiche der Gesellschaft symbolisieren: Kunst (Steinmetz/Bildhauerei), Bergbau, Medizin, Architektur und Technik. Begrenzt werden die zwei Medaillonsanreihungen durch waagerecht verlaufende Friese in verschiedenen vegetabilen und geometrischen Variationen. Den Abschluss als Übergang der Wand zur Decke bildet ein Konsolenfries.
Ebenfalls im Original erhalten sind die Stuckdecken in den erdgeschossigen Innenräumen und die Holzinnentüren.
Das Haus ist in seinem Ausdruck repräsentativ und weist eine qualitätvolle Innengestaltung auf, vor allem die aufwendig gearbeiteten Stuckarbeiten. Dabei ist insbesondere die Gestaltung des Hausflures als ein typisches Beispiel des Eklektizismus anzusehen, der mangels eigener Schöpferkraft des zeitgenössischen Künstlertums auf Stilmittel oder Motivgestaltung anderer historischer Meister und Epochen ausweicht. Dabei werden mehrere Stilarten in einem einzigen Kunstwerk vereint, so dass die Kombination von Vorbildern zitathaft erfolgt. So zeigt die Ausführung der aufwendigen Stuckdekoration sowohl barocke als auch klassizistische Elemente und reiht in der Darstellung der Medaillons willkürlich Figuren und Arbeitsbereiche zusammen, die weder in sich noch zum Eigentümer in Bezug stehen.
Das Gebäude bildet mit dem Nachbarhaus Viersener Straße 53 eine bauliche Einheit. Dies wird dokumentiert durch das durchgehende Dach-, Gurt- und Sohlbankgesims sowie die weitgehendst einheitliche Fassadengestaltung, wie Backstein-Putzfassade, risalitartig vorspringende Bauteile und lisenenförmiges Quader.
Die repräsentativen Gebäude, Viersener Straße 55 und 53, zeigen die aufwendige und zeittypische Fassadengestaltung auf, die kennzeichnend sind für die Stadt- bzw. villenartigen Häuser im Stadtgebiet um die Jahrhundertwende.
Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen und städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung des Gebäudes, Viersener Straße 55, gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.
Literatur
"Lexikon der Kunst", Freiburg, Basel, Wien 1988
Quellen
Akte Viersener Straße 55
Sta. 63 Bauordnungsamt der Stadt Viersen
Akte Viersener Straße 55
Sta. 65 Hochbauamt der Stadt Viersen
Stand
Hochbauamt der Stadt Viersen
Dezember 1992