Wohnhaus August Esters

Baudenkmal Details
Listenart städtische Denkmäler
Listennummer 415
Baujahr 1904
Eingetragen seit 18.07.2001
Flur / Flurstück 96/489
Adresse
Düsseldorfer Straße 16
Viersen

Architekt: Nitzen

Beschreibung
Das halbfreistehende zweigeschossige Gebäude mit ausgebautem Dachgeschoss weist straßen- und giebelseitig eine Backsteinfassade auf. Eine Betonung erfährt die Fassade straßensichtig durch eine risalitartig vorgezogene Gebäudeachse, die im Dachbereich turmartig mit eigenem Spitzdach ihren Abschluss findet.

Der Eingangsbereich, giebelseitig zu finden, weist eine eigenständige Überdachung auf. Die originale zweiflügelige Hauseingangstür mit sprossenunterteiltem Oberlicht zeigt zwei Türfenster mit vorgesetztem Metallgitter in geometrischen Formen auf. Der Eingangsbereich und die erdgeschossigen Fenstern sind mit einem in Werkstein ausgeführten Flachbogen versehen, die mittig jeweils einen Schlussstein aufzeigen. Die Gewände der Obergeschossfenster sind gegenüber dem sonst dominierenden Backstein ebenfalls in Werkstein ausgeführt. Die Fenster sind erneuert. Hervorzuheben ist jedoch das neben dem Hauseingang zu findende dreiflügelige Fenster. Der Glaseinsatz ist in unterschiedlichen Farbtönen abgesetzt und mit verschiedenartigen Motiven in symmetrischer Darstellung verziert. Über dem Eingangsbereich ist im Obergeschoss ein Wappenornament zu finden.

Vom Hauseingang kommend betritt man die großzügig zugeschnittene Diele mit der original erhaltenen Geschosstreppe. Die Geschosstreppe ist gerade, zweiläufig mit gegenläufigem Richtungswechsel. Der Treppenanfangspfosten sowie das Treppengeländer sind ohne jegliche Verzierungen schlicht und zurückhaltend gearbeitet.

Die an der Diele angrenzenden Räumlichkeiten, wie der frühere Salon, das Wohnzimmer sowie die Veranda zeigen sich in einer gediegenen, qualitativ hohen Innenausstattung, wie zum Beispiel die zweiflügelige Holzschiebetür mit Glaseinsatz und die Heizkörperverkleidungen in Holz. Der Fußboden ist mit Parkett ausgestattet. In den Obergeschossen sind die ursprünglich erhaltenen Innentüren mit Holzkassetten zu finden.

Bauherr des Hauses Düsseldorfer Straße 16 ist August Esters. Als Sohn eines Heimwebers in St. Tönis geboren, lernen August sowie sein Bruder Fritz das Weberhandwerk bei ihrem Vater von Grund auf. Am 06. Mai 1890 gründen sie die Firma Gebr. Esters in Nieukerk, die sich neben Kleiderstoffen auf die Anfertigung von Krawatten spezialisiert. Nach Einzug der mechanischen Webstühle in der Seidenweberei siedelt die Firma zunächst in Süchteln in die später sogenannte "Esters-sche Fabrik", um kurz darauf in die freiwerdende "Weinsheimer'sche Samtappretur" einzuziehen. Im Jahr 1910 hat man mit 100 Webstühlen die durchschnittliche Größe einer Krawattenstoffweberei erreicht, die Firma genießt im In- und Ausland Ansehen. Nach dem Tod der beiden Gründer geht der Betrieb 1920 in die Vereinigte Seidenwebereien AG in Krefeld ein.

Als Wohnhaus eines bekannten Unternehmers in qualitätvoller Gestaltung an der Düsseldorfer Straße in Süchteln, an der sich zahlreiche ähnliche Villen und Wohnhäuser befinden und deren charakteristisches Erscheinungsbild es daher positiv mitprägt, ist das Wohnhaus Düsseldorfer Straße 16 bedeutend für Viersen. Als bis in Details der Ausstattung gut erhaltenes Zeugnis von Architektur und Wohnungswesen der Jahrhundertwende besteht an seiner Erhaltung und Nutzung aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Wegen der Person des Bauherrn kommen ortsgeschichtliche Gründe hinzu. Es handelt sich daher um ein Baudenkmal gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz.

Quelle
Akte Düsseldorfer Straße 16
FB 6/I Bauordnung
Protokollbuch der Stadtverordnetenversammlung Süchteln:
Sitzung vom 01.05.1896
Sitzung vom 19.12.1902
Paul Rossié: "Die Süchtelner Industrie" in: Sonder-Beilage zur Vereinigte Dreistädtezeitung: "Jahrtausendfeier in Süchteln 1925" vom 27.06.1925

Literatur
Walter Rossié: "Die Industrie" in: Der Oberkreisdirektor (Hrsg.): "Schriftenreihe des Landkreises Kempen Krefeld: Süchteln 1558-1958"

Stand
FB 80/III Zentrale Bauverwaltung
-Untere Denkmalbehörde-
Mai 2000