Listenart | städtische Denkmäler |
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Listennummer | 503 |
Baujahr | 1910/11 |
Eingetragen seit | 18.12.2012 |
Flur / Flurstück | 105/606 |
Adresse |
Eichenstraße 9
41747 Viersen |
Beschreibung
Das Wohnhaus Viersen Eichenstraße 9 ist Teil einer geschlossenen Zeile von Anfang des 20. Jahrhunderts errichteten Wohnhäusern. Es wurde 1910 zusammen mit den Nachbarhäusern Eichenstraße 7, 11 und 13 zur Ausführung durch die Bauunternehmer Anton Spielhofen und P.J. Adrians beantragt, wobei im Baugeschäft von Adrians die Baupläne erstellt wurden.
Das Haus steht traufständig mit asymmetrisch rechts angeordnetem Zwerchgiebel zur Straße. Seine Fassade ist verputzt, im Erdgeschoss bis zu einem Kämpfergesims mit Putzquaderung, und zeigt über niedrigem Sockel drei Geschosse. Es besitzt zwei Fensterachsen unterschiedlicher Breite mit in jedem Geschoss anderer Fenstergröße bzw. –gestaltung. In der linken Achse befindet sich der Eingang, darüber je ein zweiflügeliges hochrechteckiges Fenster; in der rechten Achse ist im Erdgeschoss ein spitzbogiges vierflügeliges Fenster angeordnet, darüber in der „Beletage“ ein ornamental gerahmtes vierflügeliges Fenster als liegendes Rechteck, die beiden Seitenflügel leicht nach innen abgewinkelt und schließlich im Dachgeschoss ein breit gelagertes zweiflügeliges Fenster. Ober- und Dachgeschoss sind in der rechten Achse ganz flach vorgezogen, so dass der Eindruck eines Risalits entsteht.
Die Fassade besitzt bis auf ein Kämpfergesims im Erdgeschoss keine durchgehenden Horizontal- oder Vertikalgliederungen. Die Proportionierung ergibt sich allein aus der Verteilung und variantenreichen Gestalt der zum Teil gerahmten Öffnungen und durch die Anordnung der Fensterachsen. Es finden nur auch nur wenige ornamentale Schmuckformen, konzentriert auf die Rahmung des Eingangs, des großen Fensters im Obergeschoss und in der geschweiften Spitze des Zwerchhauses. Die Fenster sind zeittypisch unterteilt, wobei die grundlegende T-Teilung durch kleinteiligere Sprossung der Oberlichter weiter gegliedert ist.
Der Eingang befindet sich über drei Stufen erhöht flach eingenischt in der linken Achse. Rahmung der Nische ist im oberen Bereich gerundet, gekehlt und mit einem Wulstprofil besetzt. Der breite Türrahmen nimmt diese Dekoration in abgewandelter Form wieder auf. Die vermutlich originale Tür ist ganzflächig ohne Durchfensterung kassetiert.
Im Inneren ist das Haus bemerkenswert original erhalten. Dies betrifft den typischen Grundriss aus seitlichen Flur mit zweiläufiger gewendelter Holztreppe mit Kandelaber- Anfängerpfosten und gedrechselten Geländerstäben, Terrazzoboden, Linkrusta-Verkleidung der Wände (auch an der Treppe) einerseits, die anschließenden Zimmer (Stube zur Straße, Schlafzimmer und Wirtschaftsräume nach hinten; so auch im Obergeschoss) mit einfachen Dielenböden, Türrahmen und zumeist erhaltenen Innentüren sowie durchgehend erhaltenen originalen Fenstern anderseits, so dass sich insgesamt ein anschauliches Bild einfacher bürgerlicher Wohnverhältnisse von Anfang des 20. Jahrhunderts ergibt.
Die südliche Straßenseite des innerstädtischen Teils der Eichenstraße 1 bis 17 entstand als geschlossene Wohnhauszeile Anfang des 20. Jahrhunderts. Vorher befanden sich an dieser Stelle zwischen Gereonstraße und der ehemaligen Bahnlinie, heute Freiheitsstraße die Baumwollspinnerei von Theodor Weyer, von der Pläne aus dem Jahr 1855 überliefert sind, und anschließend die Färberei von Rudolf von der Linde. Letztere wurde 1883 nach einem Brand von Baumeister J. Cuylen, Viersen großenteils neu errichtet. In den heute an der Eichenstraße befindlichen Wohnhäusern sind wohl vereinzelt sogar noch Teile der früheren Fabrikgebäude enthalten. Der zur Gereonstraße hin gelegene Betrieb hatte sich sukzessive nach hinten zur Bahnstrecke hin erweitert. Der wohl letzte Anbau entstand 1896 auf einem Gartengelände, das zuvor eigentlich als Teil der Trasse einer entlang der Bahn geplanten Chaussee vorgesehen war. Kurz darauf scheint die Färberei ihren Betrieb hier eingestellt zu haben, jedenfalls sind ihre Gebäude 1906 im Besitz von Anton Spielhofen, der an ihrer Stelle an der Eichenstraße Wohnhäuser errichten ließ: zunächst Eichenstraße 1 bis 3, 1905 als „Um- und Anbau“ durch den Düsseldorfer Architekten Josef Pütz erbaut, der 1906 auch am anderen Ende des Weges Eichenstraße 15/17 errichtete. Das Wohnhaus Eichenstraße 5 entstand 1909, als Bauherr fungierte nicht Spielhofen, sondern Franz von Ameln (Architekt: Johann Timmermanns). Die Gruppe Eichenstraße 7 bis 13 schloss 1910/11 die südliche Zeile.
Die andere, nördliche Straßenseite entstand etwa gleichzeitig ab 1904. Die Eichenstraße bildete hier ehemals eine kurze Stichstraße zwischen der nach Süden aus der Stadt herausführenden Gereonstraße und der parallel verlaufenden Eisenbahnlinie Gladbach-Krefeld, heute Freiheitsstraße. Es handelte sich seinerzeit sicher nicht um ein bevorzugtes Wohngebiet, sondern eher um relativ einfache Kleinwohnungen. Bei Eichenstraße 9 ist neben der gut erhaltenen Fassade vor allem die insgesamt sehr ursprüngliche Überlieferung hervorzuheben, so dass der Raumzuschnitt und wandfeste Ausstattung des Inneren einschließlich Fenster ein noch sehr anschauliches Bild von den zeitgenössischen Wohnverhältnissen vermitteln.
In seiner späthistoristischen Geschlossenheit ist dieser Teil der Eichenstraße ungewöhnlich und bedeutend für Viersen. Das Wohnhaus Eichenstraße 9 ist als im Wesentlichen gut erhaltenes städtisches Wohnungshaus von 1910/11 und Teil des Ensembles gleichartiger Häuser an der Eichenstraße bedeutend für Viersen. An seiner Erhaltung und Nutzung besteht aus den dargelegten wissenschaftlichen, hier architekturgeschichtlichen sowie städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse. Es handelt sich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz NRW um ein Baudenkmal.
Quellen
Bauakten der Stadt Viersen
Denkmaldatenbank Amtes für Denkmalpflege im Rheinland
Stand
02.10.2012
Dr. M. Kieser
Wissenschaftlicher Referent
Landschaftsverband Rheinland/ Amt für Denkmalpflege im Rheinland