Listenart | städtische Denkmäler |
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Listennummer | 387 |
Baujahr | 1875 (Wohnhaus)/1877 (Anbau) |
Eingetragen seit | 28.06.2000 |
Flur / Flurstück | 101/420 |
Adresse |
Wilhelmstraße 33
41747 Viersen |
Bauherr: Friedrich Genenger (Wohnhaus), Johann Peters Senior (Anbau); Planverfasser: Jacob Cuylen
Beschreibung
Wie die beiden Nachbargebäude Wilhelmstraße 31, purifiziert, und Wilhelmstraße 35 repräsentiert das Gebäude Wilhelmstraße 33 den vierachsigen Fassadentyp, der seitlich, hier rechts, noch eine Durchfahrt besitzt. Dadurch entsteht eine ausgewogene Fassadensymmetrie mit Eingang bzw. Durchfahrt in den beiden äußeren Achsen und ansonsten regelmäßiger Fensteranordnung.
Das Erdgeschoss besitzt einen Bänderputz über niedrigem Sockel. Die Öffnungen sind hochrechteckig mit Rahmung; der Sturz ist bei allen Fenstern gerade, bei Eingang und Durchfahrt hingegen als flacher Segmentbogen ausgeführt. Die Tür ist etwas zurückliegend eingenischt. Als Gesims zwischen Erd- und Obergeschoss fungiert ein kräftiges Sohlbankgesims, das die großen Fenster des Obergeschosses miteinander verbindet und so die Beletage kennzeichnet. Im Vergleich zu den Nachbarhäusern liegen diese Fenster deutlich niedriger in der Fassade, was daran liegt, dass das Erdgeschoss ohne Treppenstufe ebenerdig mit der Straße liegt. Zusätzlich akzentuiert werden die Obergeschossfenster durch eine Verdachung aus geradem, kräftig profiliertem Gebälk.
Obergeschoss und Dachgeschoss sind glatt verputzt und werden von einem einfachen Gesims getrennt. Das Dachgeschoss kommt an der traufenständigen Fassade als niedriges zweites Obergeschoss zum Ausdruck. Die Fenster sind hier unmittelbar, d.h. ohne Rahmung in die Fassade eingeschnitten. Ein kräftiges Kranzgesims mit einem kleinen Klötzchenfries schließt das Haus optisch nach oben ab, da das relativ flach geneigte Dach von der engen Straße aus kaum zu sehen ist.
Auf der Rückseite des Hauses ist noch das ehemalige typische Hinterhaus zu erkennen; die geschlämmte Backsteinfassade ist ansonsten nicht, wie häufig zu finden, von weiteren Anbauten verstellt. Die kleinen Rundöffnungen des Dachgeschosses sind durch rechteckige Fenstereinbauten zwar unpassend ausgefüllt, substantiell aber erhalten. Generell wurden Fenster und Haustür wohl in den 1980er Jahren erneuert.
Im Inneren ist der originale, typische Grundriss eines solchen Hauses in allen wesentlichen Grundzügen erhalten. Der Flur hinter der Eingangstür führt durch eine Zwischentür mit Glaseinsätzen und Oberlicht zum rückwärtigen Treppenhaus. An seiner Decke ist eine Spiegelfläche mit stuckierter profilierter Kehle abgesetzt. Auch im vorderen Zimmer finden sich umlaufend profilierte Kehlen, mit einer Stuckrosette in der Mitte. Die alte Holztreppe ist vom typischen gerade gegenläufigen Typ mit Wendepodest, ihr unterer Anlaufpfosten ist ein einfacher Rotationskörper, die Geländerstäbe sind gedrechselt. Auf dem Absatz zwischen Erd- und Obergeschoss ist noch die charakteristische Toilette vorhanden; das Fenster dort und das zwischen Ober- und Dachgeschoss sind als Buntglasfenster aus verschiedenfarbigen kleinen rechteckigen Einzelscheiben ausgeführt. In den beiden Wohngeschossen (das Dachgeschoss ist nur teilweise ausgebaut) sind fast durchweg alte Rahmenfüllungstüren mit den entsprechenden Gewänden erhalten.
Die Wilhelmstraße repräsentiert in Verlauf und Bausubstanz die Entwicklung Viersens als einer rasch wachsenden Stadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Städtebaulich gesehen sind die geraden Straßenzüge beiderseits der Hauptstraße mit ihrer großen Zahl historistischer Bauten ein wesentliches Charakteristikum Viersens. Grundlage hierfür ist der Stadtbauplan von 1858/60, auf den auch die Wilhelmstraße zurückgeht.
Das Haus Wilhelmstraße 33 wird laut Baugesuch 1875 von dem Bauunternehmer Cuylen für Friedrich Genenger errichtet. Bereits 1877 zeichnet in einem weiteren Baugesuch für das Hintergebäude jedoch ein anderer Eigentümer, Joh. Peters (Sen.), als Bauherr. Joh. Peters (sen.), Inhaber des gleichnamigen Geschäftes an der Hauptstraße, bewohnt dieses Haus aber nicht selber, sondern vermietet es.
Anhand der erhaltenen zeitgenössischen Pläne entsteht die Bebauung der Straße im wesentlichen in den 1870er Jahren. Ein Großteil dieser Bauten ist heute noch erhalten und verleiht der Straße ein sehr anschauliches historisches Gepräge.
Als Teil eines weitgehend erhaltenen ursprünglichen Ensembles an der Wilhelmstraße ist das Gebäude Wilhelmstraße 33 daher bedeutend für Viersen. Da es sich um ein gut erhaltenes Zeugnis städtischer Wohnhausarchitektur der 1870er Jahre handelt, mit einer vergleichsweise strengen, noch klassizistisch geprägten Fassadengestaltung und typischen Ausstattungselementen innen (Grundriss, Treppe, Türen, Decken), besteht an der Erhaltung und Nutzung aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Hinzu kommen ortsgeschichtliche, da das Haus als ursprüngliches Gebäude an der Wilhelmstraße deren geschichtliche, zentral mit der Stadtentwicklung Viersens verknüpfte Ursprünge zeigt. Schließlich liegen auch städtebauliche Gründe vor, da das Gebäude Wilhelmstraße 33 Teil eines von gleichartigen Gebäuden geprägten historischen Straßenzuges ist, der Art und Proportion der Bebauung an der Wilhelmstraße prägt. Da somit die Voraussetzungen des § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes NW erfüllt sind, handelt es sich um ein Baudenkmal.
Quellen
Akte Wilhelmstraße 33
FB 60/II Bauordnung
Akte Wilhelmstraße 33
FB 80/III Denkmalpflege
Stand
FB 80/III Zentrale Bauverwaltung
-Untere Denkmalbehörde-
April 2000