Wohnhaus für Heinrich Fürwentsches

Baudenkmal Details
Listenart städtische Denkmäler
Listennummer 541
Baujahr 1901
Eingetragen seit 20.01.2021
Flur / Flurstück 68/ 111
Adresse
Friedrichstraße 16
Viersen

Beschreibung
Es handelt sich um ein zweigeschossiges Wohnhaus, vier Fensterachsen breit und traufständig eingebaut in eine Reihe gleichartiger Wohnhäuser im gründerzeitlichen Stadterweiterungsgebiet von Dülken. Errichtet wurde es 1901 durch den ortsansässigen Bauunternehmer Heinrich Fürwentsches.

Es besitzt über Sockel eine rote Sichtziegelfassade. Auffällig sind die vor diesem Hintergrund aufgeputzten weißen Schmuckrahmungen der regelmäßig angeordneten, segmentbogigen Öffnungen. Keilsteine, Ohren- und Kämpfersteine sowie seitlich überstehende Brüstungen setzen Akzente, außerdem sind die Tympanonfelder in den flachen Segmentstürzen mit vegetabilen Ornamenten gefüllt. Das Obergeschoss ist durch reichere Ausbildung dieser Fensterrahmen zeittypisch als „Beletage“ gekennzeichnet: kleine Brüstungsfelder und eine plastischere Verdachung mit Kielbögen und begleitenden, auf Kapitellchen aufsitzenden fialenartigen Eckbetonungen. Ebenfalls gestalterisch betont ist die linke Hausachse, deren Öffnungen breiter sind und die mit einem Zwerchhaus bekrönt wird. Das Fenster der Beletage im Obergeschoss hier ist folgerichtig das aufwändigste der Fassade, mit Blendspitzbögen als Brüstungsfries, Halbsäulenrahmung und ebenso plastischerer Verdachung, auf der nahtlos das aufgeputzte Brüstungsfeld des rundbogigen Fensters im Zwerchhaus aufsitzt. Giebel und Kanten des Zwerchhauses werden ebenfalls durch ornamentierte Putzfelder betont.

Der Hauseingang ist über fünf Stufen erhöht und eingenischt in der rechten Achse.

Im Inneren sind der für ein Wohnhaus dieser Art typische Grundriss und wesentliche bauzeitliche, baufeste Ausstattungselemente erhalten. Hinter dem Eingang führt ein schmaler Flur zum rückwärtig gelegenen Treppenhaus, das auch als Gelenk zu einem kurzen rückwärtigen Wirtschaftsraumflügel fungiert. Ein Stichflur erschließt seitlich vom Treppenhaus die Zimmer in beiden Etagen. Der Erdgeschoss-Flur besitzt einen Terrazzoboden, die originale Holztreppe ist zweiläufig mit Wendepodest, Kandelaberpfosten und gedrechselten Stäben am Geländer. Dielenböden, alte Flur- und kassettierte Zimmertüren und Fenster sowie bescheidene Kehlstuckierungen an den Decken bestimmen das Raumbild.

Die Rückseite des Hauses zeigt sich schlicht backsteinsichtig ohne aufgeputzten Schmuck, gestaltet nur durch die regelmäßigen Fensteröffnungen mit Sturzmauerungen und einen flachen Backsteinfries an der Traufkante.

Denkmalwertbegründung
Das Wohnhaus Friedrichstraße 16 ist integraler Bestandteil der gründerzeitlichen Stadterweiterung von Dülken, zwischen Ortskern und Bahnhof. Der Abschnitt der Friedrichstraße zwischen Heinz-Luhnen-Straße und Martin-Luther-Straße wurde, abgesehen von den schon 1891/93 gebauten Häusern Friedrichstraße 27-31, im Wesentlichen zwischen 1899 und 1910 durch den Bauunternehmer Heinrich Fürwentsches als - hinsichtlich seiner Größe eher gehobenes - Mietobjekt errichtet. Innerhalb der ohnehin noch zahlreich erhaltenen Urspungs-Bebauung dieses Stadterweiterungsbereiches ist dieser Abschnitt der Friedrichstraße das bis auf wenige Ausnahmen wohl geschlossenste Beispiel einer typischen Reihenwohnhausbebauung dieser Zeit in Dülken. Das Wohnhaus Friedrichstraße 16 fügt sich in dieses Ensemble ein, fällt aber andererseits durch seine Breite und relativ aufwändige Ornamentierung an den Öffnungen auch besonders in Auge.

Anhand der Bauakten dieses Bereichs ist nachvollziehbar, dass die Baufirma Fürwentsches einen Großteil der in dieser Zeit entstandenen Bebauung zwischen Viersener Straße und Bahn geplant und ausgeführt hat. Es handelt sich dabei in der Regel um Standardentwürfe, deren Variation im Detail und in der Dekoration die bekannten abwechslungsreichen Straßenbilder des gründerzeitlichen bürgerlichen Massenwohnungsbaus erzeugen. Auch hier beim Haus Friedrichstraße 16 ist auffällig, dass die eingereichte Bauzeichnung 1901 das Gebäude und seine Fassade eher schematisch darstellt, die Detailgestaltung dann also unabhängig davon erfolgte.

Bedeutung für Viersen
Als wichtiger Bestandteil der Dülkener gründerzeitlichen Stadterweiterung ist das 1901 errichtete Wohnhaus Friedrichstraße 16 im Sinne des §2 Denkmalschutzgesetz NRW bedeutend für Städte und Siedlungen, hier für die Stadtentwicklungs- und Baugeschichte von Dülken (Stadt Viersen). Es ist integraler Bestandteil eines bedeutenden städtebaulichen Zusammenhangs, der weitgehend geschlossen erhaltenen, um 1900 entstandenen Reihenbebauung an der Friedrichstraße und selbst in seinen wesentlichen charakteristischen Merkmalen gut und anschaulich erhalten. Es ist geeignet, der wissenschaftlichen Forschung zur Orts- und Architekturgeschichte als Quelle zu dienen. Seine Erhaltung und Nutzung liegt daher aus wissenschaftlichen und städtebaulichen Gründen im öffentlichen Interesse.

Quellen
Bauakte Friedrichstraße 16 der Stadt Viersen

Literatur
Eva Brües: Die Denkmäler der ehemaligen Stadt Dülken, Teil II: Die profanen Denkmäler. In: Heimatbuch des Kreises Viersen 1981, S. 228-251, hier S. 231

Stand
09.11.2020