Listenart | städtische Denkmäler |
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Listennummer | 468 |
Baujahr | 1908 |
Eingetragen seit | 30.11.2007 |
Flur / Flurstück | 97/147 |
Adresse |
Eichenstraße 12
41747 Viersen |
Beschreibung
Das Wohnhaus Eichenstraße 12 in Viersen wurde 1908 nach einem Plan des Architekten Johann Timmermanns errichtet. Bauherr war Peter Kox, Inhaber eines Installations-Geschäftes für Gas-, Wasser-und Telegraphenanlagen, Bau- und Küchenklempnerei. Den Plan lieferte der Architekt Johann Timmermanns, ausführende Bauunternehmung war das Baugeschäft Heinrich Bremer.
Das Haus ist Teil einer Zeile von vier etwa gleichartigen Häusern, die hier die nördliche Straßenwand der Eichenstraße bilden. Gegenüber befindet sich ebenfalls eine geschlossene Zeile von um 1900/10 errichteten Wohnhäusern.
Das Haus Eichenstraße 12 ist ein traufenständiges zweigeschossiges Wohnhaus, auf ca. 7,50 x 10,00 m Grundfläche, mit zugehörigem Hintergebäude. Es besitzt die übliche Breite von drei Fensterachsen, wobei die Axialität durch eine breitere, zudem leicht vorgezogene Eingangsachse links sowie ein einzelnes dreiteiliges Fenster im Obergeschoss leicht variiert ist. Die Eingangsachse bildet im Dachbereich ein Zwerchhaus aus.
Die Fassade ist über Sockel verputzt und mit zahlreichen historistischen Zierelementen ausgestattet. Im Erdgeschoss sind die Gewände von Eingang und Fenster betont, wobei vor allem das segmentbogenförmige Gebälk der Fenster durch pflanzliche Ornamente ausgezeichnet ist. Auch der Keilstein des gequaderten Türgewändes trägt ein Pflanzenmotiv. Oberhalb des Geschossgesimses ist das Obergeschoss zum einen durch Rauputz in der Eingangsachse, zum anderen durch das breite dreiteilige Fenster am Wohnzimmer daneben beletagemäßig ausgezeichnet. Die Eingangsachse wird hier außerdem durch schmale, pilasterartige Lisenen gerahmt. Die querrechteckigen Brüstungsfelder der beiden Obergeschossfenster besitzen aufwändigere Dekorationen, links eine Szene mit Taube und Adler (Fabelwesen?), rechts ein Wappenschild - beide vor floralem Hintergrund. Unterhalb der Traufe verläuft ein ornamentiertes Gesimsband. Es trägt an der Eingangsachse das Baudatum „1908" als Inschrift sowie zwei unterschiedliche Köpfe an den Ecken, links eine Fratze, rechts eine Maske mit menschlichem Antlitz. Über dem Wohnzimmerfenster ist ein Fries aus Festons abgebildet. Das Zwerchhaus mit einmal nach innen geschwungener Kantenlinie wird von einem Dreieckgiebel bekrönt; die Dachgaube daneben ist bereits im Bauplan angelegt. In der seinerzeit üblichen Weise ist die hintere Dachfläche des Satteldaches flacher gehalten, um im ausgebauten Dachgeschoss mehr Raum zu erhalten.
Die Gebäuderückseite ist unverputzt backsteinsichtig.
Die Fenster der Fassade sind erneuert, erhalten ist aber die originale Haustür mit farbigem halbrunden Oberlicht.
Im Inneren des Wohnhauses ist der Grundriss unverändert erhalten. Laut Bauplan war in Erd- und Obergeschoss jeweils eine kleine Wohnung vorgesehen, mit der Küche jeweils im rückwärtigen Flügelanbau. Hinter dem Eingang befindet sich der seitliche Flur, der noch den ursprünglichen Terrazzoboden mit Randstreifen und mittlerem Ziermotiv aufweist. Er führt zur Treppe und an ihr vorbei zum Hinterhaus, in dem ursprünglich die Küche angeordnet war. Zwei Durchgänge, zur Treppe und zum Hinterhaus, sind durch geputzte Gurte mit seitlichen, ornamental stuckierten Konsolen angedeutet. Vollständig erhalten ist die originale Holztreppe mit kandelaberförmigem Anfängerpfosten und gedrechselten Geländer-Stäben.
Ob sich unter der modernen Auskleidung der Zimmer noch Ausstattungsreste der Bauzeit verbirgt, ist zum Zeitpunkt der Bestandsaufnahme unbekannt. Erhalten sind jedenfalls alte Rahmenfüllungstüren und Gewände sowie im Obergeschoss im Treppenhausbereich ein Bleiglasfenster und zur Straße hin ein farbiges Oberlicht.
Die auf beiden Seiten gut erhaltene Wohnhausbebauung der innerstädtischen Seite der Eichenstraße wird relativ einheitlich zwischen Jahrhundertwende und Erstem Weltkrieg bebaut. Auf der nördlichen Seite entstehen nach den erhaltenen Bauakten zunächst 1904 die Häuser Eichenstraße 14 und 16, danach 1908 die Häuser Eichenstraße 12 und 18 (abgerissen) und schließlich 1909 das Gebäude Eichenstraße 10. Die Bauherrenschaft über die Häuser teilten sich Peter Kox (Eichenstraße 12 und 14 sowie Eichenstraße 10 in Vertretung) und der Bauunternehmer Heinrich Bremer (Eichenstraße 16 und 18). Für Eichenstraße 16 zeichnet Franz Kreutzer als Architekt, für die übrigen Johann Timmermanns, von dem z.B. auch die Häuser Ringstraße 1, 3 und 5 stammten.
Peter Kox besitzt seit 1893 am Neumarkt 8 ein Installationsgeschäft "für Gas- und Wasserleitung, Kanäle, Closets, Badeeinrichtungen, Pumpen, Klingelanlagen, Blitzableiter etc.", mitsamt Werkstätte, Laden und Lager (zeitgenössische Anzeige).
Die Eichenstraße bildete hier ehemals eine kurze Stichstraße zwischen der nach Süden aus der Stadt herausführenden Gereonstraße und der parallel verlaufenden Eisenbahnlinie Gladbach-Krefeld (heute Freiheitsring). Es handelte sich seinerzeit sicher nicht um ein bevorzugtes Wohngebiet, sondern eher um anspruchslose Kleinwohnungen. Auch die auf den ersten Blick sehr reichhaltige Dekoration der Fassade von Eichenstraße 12 war ein zeit- und auch bauaufgabentypisches Phänomen; bei anspruchsvolleren Gebäuden ging man um 1910 von dieser historistischen Manier bereits wieder ab, während die aus Mustervorlagen zusammengestellte Ornamentik hier noch als angemessen galt und selbstverständlich verwendet wurde.
In seiner historischen Geschlossenheit ist dieser Teil der Eichenstraße ungewöhnlich und bedeutend für Viersen. Das Wohnhaus Eichenstraße 12 ist als im Wesentlichen gut erhaltenes städtisches Mietwohnungshaus von 1908 und Teil des Ensembles gleichartiger Häuser an der Eichenstraße bedeutend für Viersen. An seiner Erhaltung und Nutzung besteht aus den dargelegten wissenschaftlichen, hier architekturgeschichtlichen sowie städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse. Es handelt sich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz NRW um ein Baudenkmal.
Quellen
Bauakte Stadt Viersen
Im Auftrag
Dr. M. Kieser
Landschaftsverband Rheinland/Rheinisches Amt für Denkmalpflege
05.07.2007