Wohnhaus Heinrich Kaiser

Baudenkmal Details
Listenart städtische Denkmäler
Listennummer 018
Baujahr 1897
Eingetragen seit 21.12.1984
Flur / Flurstück 62/141, 142
Adresse
Börsenstraße 10
41751 Viersen

Beschreibung
Das wohl im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts errichtete Wohn- und Geschäftshaus ist ein Eckgebäude zur Börsenstraße bzw. zum Hühnermarkt. Der Bau ist dreigeschossig (einschließlich des Mansardegeschosses) und ist bezogen auf die Ecke, in einer Gliederung von 5 zu 2 nicht durchgezogenen Achsen erbaut.

In einer für die Erbauungszeit typischen Ecklösung ist die Hausecke zur Straßenkreuzung hin in Breite einer Fensterachse abgeschrägt und mit Ladenecktür, einem Fenster mit reicher Putzverdachung im Obergeschoss sowie einem Fenster mit Ziergiebel im Dachgeschoss versehen. Das Haus trägt ein schiefergedecktes Mansarddach.

Der Haupteingang liegt weder achsial noch symmetrisch an der Börsenstraße. Ein letzter Stucklöwenkopf (die anderen sind abgeschlagen) mit Hausnummer betont die sehr schöne, originale Holzeingangstür im historisierenden Stil.

Asymmetrisch darüber zwischen die Reihe der Obergeschossfenster gesetzt, befindet sich ein stuckverziertes Blendfenster. Das letzte Gaubenfenster der Längsseite besitzt einen stuckverzierten Giebelaufbau.

Die Anfang der 50er Jahre erneuerten Fenster im Obergeschoss sind umrahmt von verzierten Putzfenstereinfassungen und teils gesprengten, verzierten Ver-dachungen. Ebenso sind die Fenster der Gauben straßenseitig erneuert.

Die Bänderputzfassade ist horizontal gegliedert. Durch umlaufendes Kranzgesims, Fensterbankgesims und Gurtgesims erhält der Bau Struktur. Die Fassade des Erdgeschosses wurde in den 60er Jahren gekachelt.

Das Gebäude umschließt zusammen mit einem 1890 errichteten und 1898 mit zwei Geschossen aufgestockten Anbau einen Innenhof. Der im Obergeschoss backsteinsichtige, in Holzfachwerk erbaute Anbau ist im Erdgeschoss verputzt.

Ein reich verzierter, geschnitzter, verfensterter Holzbalkon mit sehr schönem, bunt gemustertem Fliesenboden im Obergeschoss verbindet die Gebäudeteile.

Bemerkenswert ist der hofseitige, durchgehende, gaubenhohe, mit eigenem geschweiftem Pyramidendach mit Turmknopf versehene Toilettenturmanbau. Er ist ebenfalls in Fachwerkbauweise mit roten und gelben Ziegeln errichtet. Holzwerk und Musterung der Ziegel sind aufeinander im Farbwechsel abgestimmt.

Hofseitig sind die schön gearbeiteten Fensterstöcke zum größten Teil noch original erhalten. Das durchgängig hoch-schmale Treppenhausfenster besitzt bunte Gläser.

Ebenso erhaltenswert sind die verzierten holzgeschnitzten Konsölchen der Gauben. Alle Gauben besitzen geschweifte Pyramidendächer mit Turmknopf.

Im Inneren ist noch der Originalgrundriss erhalten. Von der holzgeschnitzten Haupteingangstür führt ein Flur mit buntem, originalem Fliesenboden und Steinlamperien zum Treppenhaus mit gedrechseltem und geschnitztem Geländer.

Im Eingangsflur sind ein reich verzierter Stuckfries und Stuckdeckenmitte sowie Stuckfelder an den Wänden, die originalen Holztüren und Holztürrahmen erhalten.

Wo im Erdgeschoss die Decken nicht abgehängt sind, befinden sich noch Stuckfriese und reich geschmückte Stuckdecken.

Sehr schöne Stuckdecken befinden sich auch im Obergeschoss. Alle sind unterschiedlich gestaltet, darunter einen mit Engelsköpfen (Eckzimmer).

Die Kassettenholztüren und Holzrahmen sowie Holzlamperien sind fast im gesamten Haus, teils noch mit den Original-Türgriffen, erhalten. Im Obergeschoss und im Dachgeschoss sind die Dielenböden noch vorhanden.

Das Gebäude besitzt zwei gemauerte Gewölbekeller mit Fußboden und einen neueren Keller mit Betonkappendecke.

Die exponierte Lage des Hauses im Ortskern von Dülken, das als mittleres von drei platzbildenden, denkmalwerten Eckgebäuden zu den städtebaulich wichtigen Bestandteilen Dülkens gerechnet werden muss, lässt es zum unmittelbaren Blickpunkt werden.

Die zeittypische, aufwendige Fassaden- und Dachgestaltung aus dem letzten Jahrhundert kennzeichnet den zeitgenössischen Bautyp des stattlichen Wohn- und Geschäftshauses mit eher großstädtischem Gepräge, das hier das historische Stadtbild widerspiegelt.

Darüber hinaus gehört es durch originalen Grundriss, mit originellem WC-Turmanbau und der qualitätvollen Innenausstattung mit Stuckdekoration, bunten Mosaikfliesenböden, Holzkassettentüren und Holztreppenhaus zu den nach Qualität und Erhaltungszustand selten gewordenen, gründerzeitlichen Wohn-/ Geschäftsgebäuden.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere tädtebaulichen, raumgestaltenden, architekturgeschichtlichen und historischen Gründen ist die Erhaltung und Nutzung des Gebäudes gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz im öffentlichen Interesse.

Quellen
Akte Börsenstraße 10
StA 63 Bauordnungsamt der Stadt Viersen

Stand
Hochbauamt der Stadt Viersen
Viersen, Juni 1984