Wohnhaus Wilhelm Bohnen

Baudenkmal Details
Listenart städtische Denkmäler
Listennummer 498
Baujahr 1881
Eingetragen seit 13.01.2011
Flur / Flurstück 20/212
Adresse
Lange Straße 165
Viersen

Geschichte
Das Wohnhaus Lange Straße 165 in Dülken wurde laut Datierung im Keilstein über dem Eingang 1881 errichtet, für den Kohlen- und Baumaterial-Händler Wilhelm Bohnen. Die Initialen von Bohnen und seiner Frau (WB SF) sind ebenfalls in dem Keilstein enthalten.

Noch in Boisheim wohnend hatte Bohnen 1879 auf dem Gelände, bis dahin ein Garten im Besitz von Heinrich Hoffmanns, zunächst ein Kohlenlager und einen Lagerschuppen für seinen Handel errichten lassen. Im selben Jahr beantragte er ferner den Abriss einen vorhandenen einstöckigen Wohnhauses zugunsten eines zweistöckigen Neubaus. Dieser scheint jedoch, wie die Datierung im Keilstein nahelegt, erst etwas später ausgeführt worden zu sein. Das Grundstück selbst befand sich an der damaligen Odenkirchen-Dülkener Chaussee (Bezirksstraße) außerhalb des Ortskerns. Die heutige Lange Straße war in diesem Bereich noch zur Jahrhundertwende nur locker und einseitig bebaut, meist mit kleinen Gewerbe- und Handwerksbetrieben ähnlich der Baumaterialienhandlung Bohnen: z.B. befand sich neben Bohnen auf dem Situationsplan 1879 die Dampfmühle Frankeser. Das Wohnhaus Bohnen war, so lange es den Handel gab, von eingeschossigen Wirtschaftsgebäuden und Schuppen umgeben.

Baubeschreibung
Es handelt sich um ein freistehendes zweigeschossiges Wohnhaus mit Satteldach, fünf Achsen breit gelagert, traufständig direkt an der Straße gelegen. Es ist allseitig verputzt, wobei die Straßenfront als Schmuckfassade ausgebildet ist, mit Quaderung im Erdgeschoss und Bänderung im Obergeschoss. Geschoss- und Brüstungsgesims trennen die Geschosse. Die Fenster- und Türöffnungen sind hochrechteckig, die Mittelachse der Front ist als Risalit leicht vorgezogen und wird im Obergeschoss betont durch eine Balusterblende unterhalb und eine dreieckige Verdachung oberhalb des Fensters.

Das Satteldach, im Bauantrag für eine Schieferdeckung vorgesehen, von der jedoch unbekannt ist, ob sie ausgeführt wurde, besitzt geschlossene, anthrazitfarben gedeckte Dachflächen. Die Hausgiebel sind wie auch die Rückseite einfach verputzt und zeigen eine unregelmäßige Durchfensterung. Auffallend ist die recht große Tiefe des Baukörpers, der sich auf annähernd quadratischer Grundfläche erhebt.

Das Innere des Hauses vermittelt einen anschaulichen und im Wesentlichen unveränderten Zustand der Bauzeit. Der Grundriss mit der charakteristischen Erschließung durch Mittelflur und rückwärtig angeordnetem Treppenhaus einschließlich originaler Holztreppe (gerade gegenläufig mit Wendepodest, kandelaberförmiger Anfängerpfosten) ist erhalten. In einigen Räumen, v.a. den Wohnräumen im Erdgeschoss, ist ein teilweise recht aufwändiger Deckenstuck vorhanden, der nicht nur Mittelrosette und Kehlung, sondern auch weitere Spiegelränder und den Unterzugsbalken zwischen den beiden Wohnräumen umfasst. Rahmenfüllungstüren und Holzfußböden tragen darüber hinaus zum anschaulichen Raumeindruck eines Wohnhauses vom Ende des 19. Jahrhunderts bei.

Denkmalwert
Die Lange Straße, die hier schon Ausfallstraße aus dem Ortskern ist, lässt in diesem Bereich noch heute ihre ursprüngliche Prägung durch Handwerksbetriebe und kleine Industrieanlagen erkennen. Das Wohnhaus Lange Straße 165 setzt dabei einen positiven historischen Akzent, auch wenn es inmitten der etwas disparaten Umgebung keine überragende, gar durch einen Zusammenhang gestützte Fassadenwirkung entfalten kann. Gut erhalten ist darüber hinaus aber auch das Innere mit einigen schönen Ausstattungselementen, so dass sich insgesamt von einem gut und anschaulich überkommenen Zeugnis für das typische kleinstädtische bürgerliche Wohnen des ausgehenden 19. Jahrhunderts sprechen lässt.

Als ein gut erhaltenes Wohnhaus vom Ende des 19. Jahrhunderts, welches im Zusammenhang eines der an dieser Stelle typischen Handels- und Gewerbebetriebe entstanden ist und zum noch erkennbaren historischen Gepräge der Langen Straße kurz hinter dem mittelalterlichen Ortskern beiträgt, ist das Wohnhaus Lange Straße 165 in Dülken bedeutend für Viersen. Aus den beschriebenen orts- bzw. ortsentwicklungsgeschichtlichen Gründen in Verbindung mit dem anschaulichen Erhaltungszustand des Hauses liegen Erhaltung und Nutzung im öffentlichen Interesse. Es handelt sich daher gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz NRW um ein Baudenkmal.

Quellen
Bauakte der Stadt Viersen.
Historische Fotos des Stadtarchivs Viersen.
Dülken einst und jetzt. Viersen-Dülken 1993, Seite 42/43.

Im Auftrag
Dr. Marco Kieser
Wissenschaftlicher Referent
Landschaftsverband Rheinland/ Amt für Denkmalpflege im Rheinland