Wohnhaus Wilhelm Brand

Baudenkmal Details
Listenart städtische Denkmäler
Listennummer 507
Baujahr 1902
Eingetragen seit 13.08.2013
Flur / Flurstück 95/429
Adresse
Poststraße 1c
41747 Viersen

Beschreibung
Das beidseitig in eine ursprünglich gleichartige, straßenbegleitende Reihenbebauung eingefügtes Wohnhaus wurde 1902 durch die Bauunternehmung Ludwig Hansen für den Fabrikbesitzer Wilhelm Brand („Wibra“ Mützenherstellung) errichtet.

Die traufständige Backstein-Putz-Straßenfassade ist zweigeschossig mit malerisch-asymmetrischem Aufbau. Sockel und Erdgeschoss sind mit rotem Backstein verkleidet, darüber sind nur die Schmuckgliederungen als Backsteinbänder zwischen ansonsten weiß verputzten Wandflächen ausgeführt. Die rechte Achse mit Eingang und Treppenhaus zeigt auch im Fassadenbild niedrigere Höhen, der Eingang selbst ist unter Rundbogen eingenischt. Auch das originale dreiteilige große Erdgschossfenster im breiten linken Fassadenbereich schließt rundbogig und besitzt eine gestufte Teilung. Im Obergeschoss ist der Wohnbereich in zwei Achsen aufgeteilt: links ein schmaleres zweiflügliges Fenster, daneben ein polygonaler, 1920 durch den Architekten Willy Esser erneuerter Erker in der Mitte. Die Öffnungen sind hier segmentbogig geschlossen.

Das 2. Obergeschoss der rechten Treppenhaus-Achse sowie das Zwerchhaus über dem Wohnbereich wurden nach einem Kriegsschaden in angepassten Formen erneuert.

Innen ist die Grundrissverteilung mit seitlichem Flur und Treppenhaus in der rechten Achse und einem Wohnbereich im linken Bereich im Prinzip erhalten. Die Ausstattung wie Treppe, Türen, Plattenböden entstammt zwar überwiegend dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, ist aber durchaus qualitätvoll und dem Stil des Hauses angepasst ausgeführt, so dass sie ebenfalls erhaltenswert ist.

Denkmalwert
Das Wohnhaus Poststraße 1 c ist bedeutend für Viersen als prägender Bestandteil des Quartiers zwischen Königsallee und Freiheitsstraße, das noch in hohem und sehr anschaulichem Maße von der Stadtentwicklung der Kaiserzeit zwischen 1870 und 1918 geprägt ist.

Das Haus ist ein anschaulich erhaltenes Beispiel späthistoristischer Wohnhausarchitektur um 1900, insbesondere ihrer stadträumlichen Ensemblequalität in der Reihung von im Prinzip gleichartigen, im Detail aber abwechslungsreich variierten Baukörpern und Fassadengestaltungen. Seine historische Substanz zeugt von der noch handwerklich geprägten Bauweise und Materialverwendung der Zeit um 1900 (und deren Fortwirken bis hin in die Zeit unmittelbar nach 1945) und erlaubt somit allgemeine Erkenntnisse über das Bauwesen jener Zeit, in diesem Fall nicht als künstlerisches Einzelstück eines Architekten, sondern bei einer weitgehend standardisierten Bauaufgabe, ausgeführt durch ein am Ort vielbeschäftigtes Bauunternehmen, von dem auch weiter Bauten bereits als Denkmal erkannt und unter Schutz gestellt sind. Es besteht ein architekturgeschichtliches Interesse an der Erhaltung und Nutzung.

Das Haus ist essenzieller Bestandteil einer in diesem Bereich noch dicht erhaltenen, regelmäßigen Blockrandbebauung, die außer der Poststraße auch noch in angrenzenden Straßen anzutreffen ist und ein anschauliches Bild der Umsetzung des Viersener Stadtbauplanes von 1860 bietet, der die Grundlage für die Entwicklung der Viersener Innenstadt darstellte. Die zusammenhängende Häuserzeile an der Poststraße, innerhalb derer das Haus Poststraße 1c ein unverzichtbares Bindeglied ist, stellt ein noch erhaltenes Ergebnis dieser langfristig konzipierten Planung dar und ist somit Zeugnis  der Stadtentwicklungsgeschichte. Es besteht ein städtebauliches Interesse an der Erhaltung und Nutzung.

Quellen und Literatur
Bauakte der Stadt Viersen.

Werner Mellen: Der Viersener Stadtbauplan von 1860. In: Heimatbuch des Kreises Viersen 1979, Seite 13-24.

Viersen. Beiträge zu einer Stadt 5. Hrsg. v. Verein f. Heimatpflege, Viersen 1983.

Auf dem Wege zur Stadt. Viersen im 19. Jahrhundert. Verein für Heimatpflege Viersen/ Kulturamt der Stadt Viersen, Begleithefte zur Ausstellung 1983.

Stand
03.07.2013