Stadt. Land. Zukunft

Veröffentlicht am: 13.01.2025

Bürgermeisterin Sabine Anemüller hat beim Neujahrsempfang der Stadt Viersen dazu aufgerufen, die Jugend weiter zu stärken. Darüber hinaus lobte sie Viersen als starken Demokratie-Standort. 

 

Zahlreiche Personen aus der Stadtgesellschaft, aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung waren der Einladung gefolgt und in die Festhalle Viersen gekommen. Bürgermeisterin Sabine Anemüller hatte ihre Rede unter das Motto „Stadt. Land. Zukunft – Jugend stärken“ gestellt. Der Neujahrsempfang 2025 war der zehnte und letzte, zu dem Sabine Anemüller im Namen des Rates und der Stadt eingeladen hatte. Sie wird mit Ablauf ihrer zweiten Wahlzeit Ende Oktober aus dem Amt scheiden. 

Die Bürgermeisterin sagte: „Es geht uns allen um eine starke Zukunft und gute Gemeinschaft in unserer Stadt.“ In zahlreichen Begegnungen mit jungen Menschen habe sie nicht nur vieles gelernt, sondern sei motiviert aus ihnen herausgegangen. Die Begeisterungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen sei ansteckend: „Sie haben vielfältige Lebensziele und Träume. Es lohnt sich, gemeinsam Ideen zu deren Unterstützung und Entfaltung zu erarbeiten.“

An zahlreichen Beispielen erläuterte sie, warum Kinder und Jugendliche ein wichtiger Baustein der Gesellschaft sind. Ihr Plädoyer sei darum:

  • Wenden wir uns der Jugend noch stärker zu!
  • Hören wir ihr noch besser zu!
  • Lassen wir nicht nach in unserer Unterstützung!

Nicht nur aus den Gesprächen mit jungen Menschen könne sie sagen, Viersen sei

  • eine Bildungs-, eine Kultur- und eine Familienstadt
  • eine Sport-Stadt
  • eine Ausbildungs-Stadt
  • eine Wohnstadt.

Zudem sei Viersen „noch etwas ganz Wunderbares: ein starker Demokratie-Standort“. Die Demonstrationen im vergangenen Jahr seien ein unmissverständliches Bekenntnis zu unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung gewesen. Viele junge Menschen seien dabei gewesen: „Ich meine, das ist ein absolut ermutigendes Zeichen!“

Mit Blick auf ihre zu Ende gehende Amtszeit sagte Sabine Anemüller, sie habe ihr Amt gerne, mit Freude, Elan und Pflichtbewusstsein ausgeübt. Das gelte auch für die noch laufende Amtszeit bis zur Übergabe im Herbst. In den vergangenen Jahren habe sie viel Rückhalt erfahren. Diese Unterstützung und die Dialoge haben sie immer getragen: „Dankbar bin ich aus für den meist respektvollen Umgang miteinander in den politischen Debatten – auch oder gerade wenn unterschiedliche Ansichten zu diskutieren waren.“

Rede der Bürgermeisterin beim Neujahrsempfang 2025

Neujahrsempfang der Stadt Viersen 2025

Freitag, 10. Januar 2025, Festhalle Viersen

 

Rede Bürgermeisterin Sabine Anemüller

 

Es gilt das gesprochene Wort. 

 

Guten Abend, liebe Gäste!

Es ist mir eine große Freude, Sie alle zum diesjährigen Neujahrsempfang der Stadt Viersen in unserer wunderschönen Festhalle willkommen zu heißen.

Sie, die in der Lokal-, Kreis-, Landes- und Bundespolitik, in Kreis- und Stadtverwaltung Viersen und in gemeinnützigen Organisationen an verantwortungsvoller Position tätig sind.

Sie, die sich in Vereinen, Verbänden und Bildungseinrichtungen engagieren, die Kirchen und Religionsgemeinschaften vertreten.

Sie als ansässige Unternehmen, als Verantwortliche für Handel und Handwerk und als Angestellte oder Dienstleistende in den Bereichen Mobilität, Energie- und Gesundheitsversorgung und Sie alle, die im Leben und Alltag unserer Stadt und in der Region Akzente setzen, Angebote machen, Orientierung geben.

Ihnen allen geht es – wie mir – um Themen, Projekte, Ideen, die das Wohl der Menschen und ein dauerhaft gutes Zusammenleben in dieser Stadt sichern und verbessern. 

Kurz gesagt: 
Es geht uns allen um eine starke Zukunft und gute Gemeinschaft in unserer Stadt. 

Einige Gäste gehören wie immer namentlich begrüßt:

[…]

Dieser Neujahrsempfang ist der zehnte, zu dem ich Sie heute begrüße. Gott sei Dank im persönlichen Rahmen und mit anschließendem Gesprächsaustausch. Denn es werden bald zehn Jahre sein, die ich dem Rat der Stadt vorsitze und die Stadtverwaltung Viersen leite – als Ihre Bürgermeisterin. Diese Zeit wird für mich im Oktober mit dem Ende meiner zweiten Legislaturperiode vorbei sein. 

Ich darf Ihnen jetzt schon sagen: Ich habe dieses Amt gerne ausgeübt. Mit Freude, Elan und Pflichtbewusstsein. Das gilt auch für die noch laufende Amtszeit bis zur Übergabe im Herbst. 

Ich möchte betonen, dass ich in all den Jahren viel Rückhalt aus der Bevölkerung, von Ihnen und Euch erfahren habe – von den Vereinen und Organisationen unserer Stadt, von politischen Vertreterinnen und Vertretern aber vor allem von meiner Stadtverwaltung. Diese Unterstützung und die Dialoge haben mich immer getragen. Dafür bin ich sehr dankbar!

Dankbar bin ich auch für den meist respektvollen Umgang miteinander in den politischen Debatten. Auch, oder gerade, wenn unterschiedliche Ansichten zu diskutieren waren.

Doch dieser Neujahrsempfang soll kein Resümee der vergangenen zehn Jahre werden. 

Ich richte den Blick lieber in die Zukunft, inspiriert durch eine Vielzahl von Gesprächen mit der Jugend in unserer Stadt. 

Die Jugend mit ihrer Vitalität, ihren Chancen und ihrem Wohlergehen bildet das Motto des diesjährigen Neujahrsempfangs ab mit dem Slogan „Stadt.Land.Zukunft“. Den Hinweis „Jugend stärken“ haben Sie bereits auf Ihrer Einladungskarte wahrgenommen. Sie sehen auf der Leinwand hinter mir in loser Folge einige Fotomotive zu Aspekten von Kindheit und Jugend in Viersen.

Kinder und Jugendliche sind wichtige Bausteine der Gesellschaft, wenn es um die Gestaltung unseres Landes und unserer Stadt geht. Meine Rede ist daher ein Plädoyer an Sie:

  • Wenden wir uns der Jugend noch stärker zu!
  • Hören wir ihr noch besser zu!
  • Und lassen wir nicht nach in unserer Unterstützung!

Aber was genau sind ihre Interessen, ihre Anliegen? 

Ich habe im zurückliegenden Jahr – angeregt durch Anfragen aus Grund- und weiterführenden Schulen – einen intensiven Gesprächsaustausch mit Kindern und Jugendlichen geführt. Daraus hat sich die Idee der „Bürgermeisterin-Sprechstunde“ für Schulkinder entwickelt. Diesen „jungen Bürgerdialog“ werde ich in 2025 fortsetzen.

Diese Treffen finden im Klassenzimmer, im Besprechungsraum des Viersener Stadthauses oder in meinem Büro statt. Zahlreiche Fragen werden dann gestellt:

  • Wie funktioniert eine Verwaltung?
  • Wer entscheidet was in der Stadt?
  • Welche Rechte hat eine Bürgermeisterin?
  • Oder auch mal ganz konkret:
    Warum gibt es eigentlich kein Kino in Viersen? 

Auch Folgendes wollen Kinder und Jugendliche wissen:

  • „An wen können wir jungen Leute uns wenden,
    • wenn wir Ideen oder Wünsche zur Freizeitgestaltung haben?
    • oder wenn wir uns politisch interessieren?“.
  • Und: „Wie kommen wir an Informationen, wo was in Viersen stattfindet?“

Beindruckend war für mich zu erfahren, wie viele Themenfelder von der Jugend angesprochen werden. Klimaschutz und Stadtgestaltung spielen eine große Rolle aber auch die Stichworte Sicherheit und Sauberkeit sind häufig zu hören. 

So hat ein Junge in seiner Nachbarschaft eine Müllsammelaktion angeregt, um Tiere zu schützen und das Umfeld zu säubern. Oder eine Gruppe junger Dirt-Bike-Fahrer hat die Gestaltung einer Anlage initiiert, mitgeplant und begleitet jetzt die Ausführung.

Gut in Erinnerung habe ich den Besuch einer Redaktionsgruppe vom Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasium, die ein Interview für eine Schülerzeitung mit mir geführt hat.

Ich habe in den Gesprächen gehört, was junge Menschen zufrieden macht. Zum Beispiel, dass Freundinnen und Freunde in der Nähe wohnen; dass Viersen sehr grün ist und viel schöner, sauberer und sicherer als eine Großstadt. Auch unsere Schulen und ihre Ausstattung kommen – vielleicht sogar für die Politik überraschend – bei den Schülerinnen und Schülern recht gut weg. Die meisten mögen ihre Lehrkräfte und schätzen ihre Hausmeister. 

Viele engagieren sich in Arbeitsgemeinschaften oder Projekten – mit Lehrerschaft, Eltern und Fördervereinen für ihre Schulen. Da ist viel Wir-Gefühl spürbar. 

Ein Bespiel von vielen ist eine Initiative im Clara-Schumann-Gymnasium. Die dort renovierten Schultoiletten sollen auch langfristig gut aussehen. Deshalb kümmern sich nun die Schülerinnen und Schüler, unterstützt durch eine starke Elternpflegschaft, um Gestaltung, Deko und Aufsichtspläne für den Sanitärbereich – alles, um den guten Zustand zu erhalten. 

Ich habe aus den Begegnungen mit den jungen Menschen mitgenommen, dass sie sich einbringen wollen und wir können sie nur ermutigen, das aktiv zu tun. 

Natürlich haben wir uns auch bisher schon für die Belange von Kindern und Familien eingesetzt: bei Betreuung, Bildung, Ausbildung, Freizeit und Sport. 

Die Stadt Viersen kann stolz sein auf ihre Versorgungsquote in der Kita-Betreuung. Zwar gefährden Fachkräftemangel und Krankheitsfälle immer wieder die Personal-Ausstattung in den Kitas. Das bedeutet, Stunden einschränken zu müssen und ich weiß, das sind Maßnahmen, die berufstätige Eltern vor erhebliche Probleme stellen. Aber wir tun alles, um dies zu vermeiden. In der Regel klappt das. Denn gerade das Kita-Angebot in Qualität und Quantität ist uns überaus wichtig, auch wenn unser städtischer Haushalt in die Knie geht.

Denn wir stemmen kommunal weitaus mehr Kosten als wir vom Land NRW erstattet bekommen müssten. Doch das sind uns Jugend und Familien wert.

Darum haben wir auch die Ganztagsbetreuung an den Schulen sowie die Versorgung mit Mittagessen ausgebaut und werden die gesetzlich geforderte Verpflichtung einer flächendeckenden und ausreichenden Ganztagsbetreuung bis 2026 schaffen. In dieser Betreuungsform bieten wir übrigens jede Menge Stellen für Quereinsteiger an mit der Möglichkeit einer weiteren beruflichen Entwicklung.  

All das bedeutet, mehr Räume, mehr Küchen und mehr Personal zu finanzieren. Auch hier stemmen wir als Kommune die anfallenden Belastungen – ohne den entsprechenden finanziellen Ausgleich durch die Landesregierung.

Wir tun dies, weil Viersen eine Familien-Stadt ist. Weil wir wollen, dass Kinder gut versorgt, gut betreut und gut ausgebildet werden. Weil wir Familien grundsätzlich die Sicherheit geben wollen, Berufszeit und Familienleben bewältigen zu können. 

Was tun wir darüber hinaus? 

Sehr stolz bin ich, dass es uns gelungen ist, Kindern und Jugendlichen mit ihren Begleitpersonen freien Eintritt zu unseren Kulturveranstaltungen zu gewähren. Schauen Sie unter dem Label „VIERFALT.Kids“, welch tolles Programm für diese Altersklasse präsentiert wird. 

Hervorheben möchte ich zudem den „Kulturrucksack NRW“, ein Programm, gemeinsam entwickelt von Land, Kommunen und Kultureinrichtungen. Da werden Kindern und Jugendlichen Blicke hinter den Türen von Theater, Museen und anderen kulturellen Einrichtungen ermöglicht – kulturelle Ausdruckskraft können sie dort proben und entwickeln. Einige sehenswerte Beispiele sehen Sie im hinteren Bereich des Saals, von Kids, die an Manga-Workshops teilgenommen haben. Ich finde, das sind starke Bilder der Jugend!

Mit Sponsoring-Hilfe durch die NEW konnten wir zu meiner großen Freude das Angebot „Kulturstrolche“ deutlich ausweiten: Bisher wurde dieses Programm jedes Jahr 10 Grundschulklassen angeboten. Seit dem letzten Schuljahr können nun alle zweiten Klassen am „Kulturstrolche“-Programm teilnehmen. Das heißt konkret: 28 Klassen mit 750 Kindern erleben über einen Zeitraum von 3 Jahren Begegnungen mit der Kultur. 

Das ist wichtig, denn jedes dieser Erlebnisse trägt dazu bei, die Tür zur Kultur zu öffnen und eine Affinität bei jungen Menschen zu erzeugen. 

Auch die Kreativ- und Bildungsangebote unserer Bibliothek-Teams und deren monatliche kostenfreie Lese- und Bastel-Termine werden gut angenommen. Sie ergänzen die wertvolle Bildungsarbeit der Kitas. 

Erwähnen möchte ich das „Vorlesenetzwerk“ – ebenfalls ein vorbildliches Instrument. Es lässt Kinder in Geschichten, Sprache und Phantasiewelten eintauchen. Jede Lesepatenschaft bedeutet Bildung und Erlebnis für die Kinder. Dies – das möchte ich betonen – wird alles gestemmt durch Ehrenamt.

Lassen Sie mich an dieser Stelle kurz, aber von Herzen, meinen aufrichtigen Dank ausdrücken, der allen gilt, die sich das Jahr über unentgeltlich für das Wohl anderer Menschen einsetzen. Danke für Zeit, Energie und Kreativität im Ehrenamt – in allen Bereichen. 

Halten wir fest:

Viersen ist eine Bildungs-, eine Kultur- und eine Familienstadt 

mit guter Kita-Versorgung, mit guten Schulen, auf dem Weg zu einem flächendeckenden Schul-Betreuungs-Angebot, eine Stadt mit anspruchsvollen und vielen oftmals auch kostenlosen Freizeitmöglichkeiten. Einige Beispiele habe ich Ihnen genannt, bei weitem nicht das vollständige Angebot. 

Viersen ist auch eine Sport-Stadt

in der Kinder und Jugendliche in Hallen und im Freien die vielfältigsten Sportarten ausüben können. Sie tun dies in Vereinen oder auf unseren Sport- und Bewegungsflächen im öffentlichen Raum. 

Viersen ist zudem eine Ausbildungs-Stadt

die mit vielen Informationsangeboten wie der Azubi-Messe Jugendliche auf berufliche Perspektiven in der Stadt und in der Region hinweist. Denn gerade eine attraktive und vielfältige Auswahl an Ausbildungsmöglichkeiten ist eine wichtige Stellschraube, um jüngere Menschen an unsere Stadt zu binden.

Viersen ist auch Wohnstadt

In diesem Bereich haben wir bereits viel getan, vor allem für unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger. Für unsere jüngere Bevölkerung besteht allerdings noch deutlich Luft nach oben. Um die Jugend in unserer Stadt zu halten, müssen wir mehr und den für sie passgenaueren Wohnraum schaffen.  

Viersen ist aber noch etwas ganz Wunderbares: ein starker Demokratie-Standort. 

Erinnern wir uns an die beeindruckenden Demonstrationen im vergangenen Jahr! Sie waren ein unmissverständliches Bekenntnis zu unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Und viele junge Menschen machten dort mit. Ich meine, das ist ein absolut ermutigendes Zeichen!

Und darauf möchte ich heute besonders eingehen: Ich erlebe ein gestiegenes Interesse von jungen Menschen an Politik. 

Das ist sogar messbar. Durch die Zahlen vom kommunalpolitischen Praktikum in unserer Stadt. Dieses „Kopra“ gibt interessierten jungen Leuten ab Klasse 9 die Chance, hautnah und mit direktem Bezug zur gesellschaftlichen Realität zu erleben, wie Kommunalpolitik in Viersen funktioniert.

Aktuell könnte dieses Praktikum mehr als einmal im Jahr angeboten werden – so groß ist der Zulauf. Auch das überparteilich agierende „Jugendforum Viersen“ profitiert von dem großen Interesse. Gerade dieses Jugendforum ist ein Ideenpool. Es hat zudem eine Stimme im Jugendhilfeausschuss. So lernen Jugendliche, dass und wie sie Konkretes in ihrer Stadt bewegen können. 

Denn die Jugend braucht das Gefühl, ernst genommen zu werden. Ansonsten verpufft ihre Motivation. 

Daher sind mir meine Gesprächsrunden in den Schulen ein wichtiges Anliegen. In diesen direkten Frage-Antwort-Begegnungen kann ich Kommunalpolitik und die Personen, die politisch tätig sind, für die jungen Menschen nahbar und sichtbar machen. 

Mitgenommen habe ich aus den Gesprächen, dass die Kommunikation zur Jugend neu gedacht werden muss.

Wir müssen weiter daran feilen, Informationen für unsere (nicht nur) jungen Bürgerinnen und Bürger zugänglicher zu gestalten, sie lesefreundlich und verständlich zu formulieren. Daran arbeiten wir kontinuierlich auf unserer städtischen Homepage und in unserer Pressearbeit. 

Verlinkungen oder Weiterleitungen von lokal relevanten Stadtinformationen sollen künftig über einen „Jungen Newsletter“ an Schulen dafür sorgen, nicht nur Veranstaltungen und Freizeitformate, sondern auch die Gremienarbeit von Rat und Verwaltung bekannter zu machen. Denn Schülerinnen und Schüler haben in Gesprächen beklagt, dass für sie Informationen – beispielsweise Vorlagen in den Fachausschüssen – schlecht auffindbar sind. Und dass die Sprache, in der die Sachverhalte beschrieben sind, für Nicht-Verwaltungs-Menschen schwer verständlich ist. 

Ich kann das nachvollziehen: Manche Schriftstücke aus der Behörde sind tatsächlich verwaltungssprachlich herausfordernd. Daher habe ich die Fachbereichsleitungen der Stadtverwaltung gebeten, Briefe an die Bürgerschaft sowie auch die Texte in den politischen Vorlagen nach Möglichkeit verständlicher zu formulieren. 

Die Überlegungen beziehen auch die Kommunikationswege ein insbesondere über die sozialen Medien, die mittlerweile aus unserem Alltag nicht wegzudenken sind. 

Sie nehmen in der Kommunikationsstruktur einen breiten Raum ein. Daher müssen sie – einhergehend mit dem technischen Fortschritt – immer wieder angepasst werden. Mit Fokus auf die jüngeren Menschen ist zu prüfen, ob die derzeitigen Informationskanäle mit der städtischen Homepage und den Kanälen „Facebook“ und „Instagram“ auf Dauer ausreichen. 

Denn die Welt der Kommunikation ist ständigen Veränderungen unterworfen. Und wir müssen Schritt halten. Zurzeit ist die Jugend beispielsweise stark bei TikTok vertreten. Das ist ihre Plattform, um Nachrichten und Botschaften zu senden und zu empfangen. 

Wir als Behörde müssen uns der Herausforderung der verschiedenen Verbreitungskanäle stellen, wenn wir die Chance nutzen wollen, auf breiterer und für die Jugend relevanter Ebene wahrgenommen zu werden. Prinzip und Priorität sind jedoch, unsere Informationen interessant aufzubereiten und zugleich seriös zu bleiben.

So können wir ein verlässliches und vertrauenswürdiges Gegengewicht zu den Veröffentlichungen auf Plattformen schaffen, die derzeit mit Halbwahrheiten und Fake News unsere politische Welt beeinflussen und am Ende unsere Demokratie gefährden. 

Unersetzlich bleibt trotz alledem das persönliche Gespräch. Davon bin ich überzeugt. Und in einer Kommune in unserer Größenordnung halte ich dies auch für machbar. 

Wir prüfen noch weitere Ideen, um die Jugend zur Mitarbeit zu ermuntern und durch Angebote zu unterstützen. So möchte ich einen lokalen Wettbewerb initiieren, der das Demokratieverständnis und die stärkere Einbindung der Jugend in politische Mitwirkungsprozesse fördert. Das kann zum Beispiel mit einer kreativen Abfrage in Wort, Bild oder Kunstwerk und einer anschließenden Präsentation geschehen. 

Am liebsten am 15. September – dem Internationalen Tag der Demokratie – ein Tag, der dafür hervorragend geeignet wäre. 

Demokratie heißt auch, Kinderrechte zu beachten, zumal sie in der UN-Menschenrechts-Konvention verankert sind. Darin wird Kindern und Jugendlichen unter anderem das Recht auf Mitwirkung und Mitgestaltung ihrer direkten Umwelt zugestanden.

Wie wichtig der Hinweis auf diese grundlegenden Rechte ist, haben erst Anfang dieser Woche die Sternsinger beim Besuch im Stadthaus oder bei Ihnen an der Haustür betont. Ihr Motto in 2025 lautet: „Erhebt eure Stimme! Sternsingen für Kinderrechte!“ 

Auch der Kinderschutzbund setzt sich sehr für Kinderrechte ein. Er hat Tafeln an der Stadtbibliothek angebracht, die auf die Kinderrechte hinweisen und am Tag der Kinderechte im September machen sie auf dem Platz vor dem Stadthaus mit einem großen öffentlichen Programm auf die Kinderrechte aufmerksam. Es ist großartig und unverzichtbar, dass der Kinderschutzbund immer wieder aufrüttelt und den Fokus auf dieses wichtige Thema richtet.

Doch ich bin überzeugt, dass wir als Stadtgesellschaft noch mehr tun können. 

Gemeinsam mit dem Kinderschutzbund möchte ich gerne einen dauerhaften Kommunikationsweg zur „Stärkung der Kinderrechte“ prüfen und einrichten. Ein Kommunikationsweg für alle Kinder und Jugendliche, der zusätzlich zum schon bekannten Kummertelefon 
und Sorgen-Briefkasten etabliert wird, um die Jugend über die für sie bedeutsamen Themen zu informieren und ihr Wege zur Mitgestaltung und zur Mitsprache zu eröffnen.

Grundlagen von Politik und Demokratie werden natürlich auch im Schulunterricht behandelt. Generell erlebe ich bei meinen Besuchen in Schulen, dass viele Kinder sich bezüglich einer Bundestagswahl auskennen und dass ihnen Bundestag und Kanzler ein Begriff sind. In Bezug auf Politik, Personen und Gremien auf Landesebene ist das Wissen aber schon lückenhafter und auf eine Kommune bezogen, sind Bürgermeisterin oder Bürgermeister und Verwaltung zwar ein Begriff. Nicht aber konkrete Zuständigkeiten und Befugnisse. 

Auch das Zusammenwirken von Rat und Verwaltung in einer Stadt erscheint mir oft erklärungsbedürftig und die eigenen Mitwirkungsmöglichkeiten vor Ort sind der Jugend – außer ihrer Stimme bei Wahlen – ebenfalls nicht ausreichend bekannt. 

Die Schulen leisten schon heute eine Menge an Wissens- und Informationsvermittlung und können weitere Aufgaben kaum verkraften. Daher möchte ich anregen, mit Hilfe unserer Politik und der Stadtverwaltung lokalpolitische AGs oder Projekte an den Schulen zu initiieren. Gerne auch gemeinsam mit dem Kinderschutzbund, der schon heute die Schulen besucht und über Kinderrechte aufklärt. So könnten in Ergänzung zum Politik- und Sozialwissenschafts-Unterricht lokale Themen anschaulich behandelt werden.

Ein konkretes Thema brennt vielen Teenagern noch unter den Nägeln. Sie nennen mir immer wieder den Bedarf an Treffpunkten, die sie ohne feste Bindung an Vereine, ohne Anbindung an Sport- oder Musikangebote aufsuchen möchten. Unsere Jugendzentren machen wirklich starke Angebote, darunter viel für jüngere Kinder. Die Teenager fühlen sich aber dieser Altersklasse entwachsen und dadurch dort nicht mehr ganz so heimisch. Sie wollen sich stärker abgrenzen und unter sich sein.

Wir haben mittlerweile in der Viersener Innenstadt das „Home Base 42“ – jetzt auch gemeinsam mit den Falken – umgewandelt für diese Altersgruppe. Ob das ausreicht und ob die jungen Menschen auch immer den Weg dorthin finden, das muss kontinuierlich untersucht werden. 

Denn wir stellen fest, dass sich immer wieder neue Treffpunkte im öffentlichen Raum herausbilden. Meist in Nähe der jeweiligen Busbahnhöfe. Dort kommen junge Menschen zusammen, die nicht oder noch nicht so genau wissen, was sie mit ihrer Freizeitgestaltung konkret anfangen wollen. 

Unser städtisches Streetwork-Team steuert gezielt diese Punkte an – neuerdings auch mit ihrem Bus, dessen Inneneinrichtung eine vertrauliche, geschützte Gesprächsatmosphäre zulässt. Sie sind für diese jungen Menschen vertrauensvolle Ansprechpersonen, denn der Bedarf der Jugendlichen, von Erwachsenen angehört und wahrgenommen zu werden, ist groß. 

Ein weiteres Thema möchte ich nicht außer Acht lassen: Das Thema „Kinderarmut“, welches selbst in einer mittelgroßen Stadt wie Viersen leider nicht so ganz zu leugnen ist. Da gilt es, als Gesellschaft gegenzusteuern. 

Es gibt bereits wertvolle Unterstützungsangebote. Ich erlebe sie beispielsweise bei Besuchen im Blauen Haus im Robend. Das Haus ist Anlaufstelle für Kinder im Grundschulalter. Dort bekommen sie ein Mittagessen und erledigen unter Betreuung ihre Hausaufgaben und nehmen an Spielangeboten teil. Das stärkt und fördert sie. Die Kosten teilen sich Stadt, Diakonie und Kinderschutzbund. 

Ohne weitere Spenden und Unterstützung ginge jedoch vieles nicht. Ich darf hier die Stiftung „Fundación für Kinder“ hervorheben. Sie hilft benachteiligten Kindern mit Projekten und wirbt unter anderem für gesundes Essen. Und sie sorgt dafür, dass die Kinder im Blauen Haus dieses Essen auf den Teller bekommen.

Mir ist wichtig, dass Kindern gesunde, abwechslungsreiche Ernährung nahegebracht wird. Dabei geht es nicht darum, teuer oder nur Bio einzukaufen. Es geht darum, Menschen, die dies nicht oder nicht mehr gewohnt sind, beizubringen, mit frischen Lebensmitteln zu kochen.

Denn auch Erwachsene, die regelmäßig die Essensausgabe der Viersener Tafel nutzen, wissen oftmals nicht, wie das dort abgegebene Gemüse und Obst zubereitet werden kann. So gibt es Kinder, die nicht wissen, wie Kohlrabi aussieht. Im Blauen Haus und bei der Viersener Tafel nehme ich die Wichtigkeit und den Bedarf von Kochkursen wahr.

Daher werde ich mit beiden Einrichtungen besprechen, ob und wie ein Angebot aufgebaut werden kann, bei dem Kindern aber auch Erwachsenen beigebracht wird, wie gesundes Essen aus frischen Lebensmitteln zubereitet wird. Das ist nicht nur gesund, es schont auch den Geldbeutel.

Lassen Sie mich zum Abschluss meiner Rede noch einmal betonen: Jugend wahrnehmen und Jugend stärken – das lohnt sich. Aus den Begegnungen mit den jungen Menschen habe ich nicht nur gelernt, sondern bin motiviert aus ihnen herausgegangen. 

Denn die Begeisterungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen ist ansteckend. Sie haben vielfältige Lebensziele und Träume. Und es lohnt sich, gemeinsam Ideen zu deren Unterstützung und Entfaltung zu erarbeiten.

„Gemeinsam“, das ist mein Schlusswort und mein persönlicher Wunsch an Sie alle: Nur gemeinsam bekommen wir Vieles hin – zum Wohle unserer Stadt, unserer Stadtgesellschaft und mit dem besonderen Augenmerk auf Viersens Jugend.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen ein gesundes, frohes, glückliches, erfolgreiches und hoffentlich ein friedlicheres neues Jahr 2025.