Ostgraben

(seit 1892/95)

Der Ostgraben bildet zusammen mit dem West- und Nordgraben und in etwa der Theodor-Frings-Allee den sogenannten zweiten Ring um den Stadtkern Dülkens. Er geht von der südlichen Langen Straße als Fortführung der Theodor-Frings-Allee aus, verläuft in einem Bogen östlich der historischen Altstadt und mündet schließlich in die Marktstraße.

Bereits im Stadtbauplan von 1958 projektierte man eine neue Straße auf dem äußeren Graben der mittelalterlichen Befestigungsanlage. Allerdings sollte die Straße mit einem Abstand von circa 50 m zum Graben errichtet werden. Der Name für das südliche Teilstück sollte Canalstraße lauten, der für das nördlichere Teilstück Graben-straße. Allerdings wurde dieses Vorhaben nie umgesetzt. Ihrem heutigen Verlauf entsprechend entstand die Straße erst Mitte der 1850/60er Jahre. Im Jahre 1885 wurde sie mit Kies befestigt, und von der Marktstraße aus eine Pflasterrinne hergestellt. 1893 wurde eine Fluchtlinien-Regulierung zwischen Hospitalstraße und Langer Straße vorgenommen. Nach der Jahrhundertwende (1908) wurde schließlich ein chausseemäßiger Ausbau des Ostgrabens beschlossen und durchgeführt. Im Jahre 1958 konnte nach Abriss des Hauses Ostgraben 54, in welchem Josef Dahmen seit 25 Jahren sein Geschäft betrieben hatte, die lang beabsichtigte Fluchtlinienbereinigung stattfinden, welche eine Verbreiterung der Straße um 4 Meter ermöglichte (WZ vom 07.08.1958). Schließlich bewilligte die Stadt 1986 eine Summe von 600.000 DM in ein Ausbauprojekt für Ostwall, Ostgraben und die Grünanlage Turmstraße, das den Bereich zwischen alter Stadtmauer und ehemaligem Graben in ein ringförmiges Grünsystem umwandelte (RP v. 20.03.1986). Im September 1898 beantragte der Kaufmann Eduard Hoogen jun. die Genehmigung zum Bau einer Kaffeerösterei (Ostgraben 57), deren Fabrikgebäude erst 2008 abgebrochen wurden. Auf Initiative von Pfarrer Ackers wurde am Ostgraben 1908 das Aloysiushaus errichtet (Nr. 61), das Heim des kath. Jünglingsvereins.

Wie der Name bereits nahelegt, verdanken diese Straße wie auch der Westgraben ihre Existenz der mittelalterlichen Stadtbefestigung Dülkens. Den Befestigungsmauern der Stadt war als Annäherungshindernis ein Grabensystem vorgelagert, an dessen stadtabgewandter Seite ein Weg entlanglief. In den Gräben wuchsen in alter Zeit Pappelweiden, später auch Ulmen und Linden. Zur wirtschaftlichen Nutzung des Holzes wurden Grabenparzellen an Pächter ausgegeben. Die Pachtgelder flossen der Stadtkasse zu. Mit dem Verlust ihrer Verteidigungsfunktion gingen die Gräben im Jahre 1825 in das Eigentum dieser Pächter über, die zum bequemeren Abtransport des Holzes nach und nach immer mehr Durchgänge in die ehemalige Stadtmauer brachen. Das dabei entstehende Trümmermaterial nutzte man zur Verfüllung der Gräben. Erst hierdurch wurde einem Ausgreifen der Stadt über ihren historischen Kern hinaus der Weg bereitet.


Quellenangabe:

Verein für Heimatpflege e.V. (Hg.) 2014: „Die Dülkener und Boisheimer Straßennamen“

Ihre Entstehung, Erklärung und Deutung

Ein Beitrag zur Geschichte und Topographie der Stadt

Viersen – Beiträge zu einer Stadt, Band 40, Viersen 2014